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Min^ler, Muyler
und erlangte dann die philosophische
Doctorwürde. Nun begann er das Stu-
dium der Theologie, welches er aber
nach einiger Zeit aufgab, um sich jenem
der Arzeneiwissenschaft zu widmen, mit
welchem er noch das der Chemie und
Naturkunde verband, welch letzteres Ge»
biet er sich als seinen Lebensberuf er-
wählte. Nachdem er zu chemisch'Metallur-
gischen Forschungen und Studien eine
Reise durch Deutschland und Ungarn
unternommen hatte, ließ er sich vorerst in
Warasdin nieder; als aber daselbst ein
Brand sein Haus eingeäschert, kehrte er
i772 zur Fortsetzung seiner Studien
nach Deutschland zurück und nahm an
der Hochschule in Marburg das medici»
nische Studium wieder auf. Nachdem er
einige Zeit demselben obgelegen, trat er
als Secretär und Fabriksverwalter bei
dem Kupfer- und Kobaltbergwerke im
Haffau-Siegenschen in Dienste des ge- Staates einer Privatgesellschaft als
landesfürstliches Regal zur Ausübung
überlassen worden. 18 Jahre wirkte er
in dieser Stellung und führte in den
letzten zehn Jahren auch die Gesellschafts-
firma. 1796 gab er diese Verbindung
auf, brachte in Ungarn auf eigene Rech'
nung einige Salpeterwerke in Gang, die
er aber nach wenigen Jahren wegen
Mangels an Erfolgen wieder eingehen
ließ, worouf er nach Znaim in Mähren
übersiedelte. Daselbst erfand er nach
mannigfaltigen
chemischen
Versuchen die
Thermolampe, so benannt, weil die«
selbe ganzen Gebäuden gleichzeitig Licht
und Wärme spendete. Diese Erfindung,
welche darin besteht, in einem verschlof-
senen Gefäße (eisernen Retorte) durch
Verkohlung des Brennmaterials zugleich
so viel Hitze und Licht ohne belästigenden
Dampf und Geruch zu erzeugen, daß
ganze Paläste damit erwärmt und er»
Heimen Legationsrathes Freiherrn Waitz ! leuchtet werden können, machte er unab»
von Eschen in Cassel', später bei der! hängig von dem Physiker Lebon in
Zaffera- (Kobalt-) Fabrik und den Pot-
aschesiedereien in Schlsarzenau und bei Paris, nachdem er dessen Methode zur
Gewinnung von Gas aus Holz und
dem Blaufürbewerk unweit Wernigerode. ^ anderen Bestandtheilen sorgfältig studirt
Auch errichtete er nach Simon's Me-! hatte. Die Erfindung der Wi nzler'schen
thode eine Salpetererzeugungsanlage.! Thermolampe war aber doch nicht mehr
Während mehrerer in dieser Zeit zu ganz neu, denn bereits ein Jahr«
dienstlichen Zwecken unternommener hundert früher, im Jahre l683, hatte
Reisen besuchte er nicht nur das südliche > der kaiserliche Commerz« und Kammer»
und nördliche Deutschland, sondern auch ^ rath Dr. Joachim Becher eine Thermo«
Holland und England, in welchen indu-l lampe erfunden. Winzler nahm nun
striell und technisch weit vorgeschrittenen
Zandern er seine Kenntnisse namentlich den Gedanken von Neuem auf und führte
ihn praktisch durch. Die ersten Versuche
auf chemisch-technischem
Gebiete nicht un» > mit dieser Erfindung stellte er. l 802 unter
wesentlich bereicherte. Nachdem er fünf! der Aegide und im Hause des Grafen
Jahre in besagten Diensten thätig ge- Festetics in Wien an, und die erste
wesen, wendete er sich um 1778 nach ^praktische AwVendung dieser Vorrichtung
Oesterreich und gizig zunächst nach Wien, fand in der Zitz. und Kattundruckerei zu
wo ihm die Leitung des gesammten öster-
reichischen Salpeterwesens übertragen
wurde. Dc war von Seite des Kettenhof bei Wien im Jahre 4804 statt.
Daselbst wurde das erhaltene Gas als
Quelle für Licht und Wärme benützt, die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon