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«ittma»!!, Johann 168 Johann
Mütter, wo er erzogen wurde, die Schule
besuchte und, da er bald Talent zur Musik
verrieth, Unterricht im Singen genoß,
Als er neun Jahre zählte, verlangte ihn
ym naher Verwandter, Ignaz Mi l lner
Schullehrer zu Gaming in Oesterreich
unter der Gnns, als Discantist zu sich.
Hier wurde er nun im Singen weiter
unterwiesen und erhielt die nöthige An
leitung auf dem Clavier, der Violine und
dem Violoncello. Nach vier Jahren kam
er in das Haus seines Stiefvaters, eines
Tischlermeisters im Markte Weyer. Wah>
rend er daselbst das Tischlerhandwerk
erlernte, übte er sich auch fleißig in der
Musik, wobei ihm sein Stiefvater kein
Hinderniß in den Weg legte, da dieser
selbst ein großer Musikfreund war. Nach
vollendeten Lehrjahren ging Iohannn
auf Wunsch des damaligen Abtes
Steyergärsten, Maurus Cordon, mit
welchem er mütterlicherseits nahe ver»
wandt war, als Gehilfe in den Dienst
des Tischlermeisters in Steyergärsten, wo
er dann die nächste Hoffnung hatte, in
das Stift als Tenorist aufgenommen zu
werden. Um jene Zeit begann der
rühmte Erjesuit Kr ismann den Bau
der neuen Orgel in der Stadtpfarrkirche
zu Steyer. Wi t tmann, welcher als
Tischlergeselle zu dieser, Arbeit bestimmt
wurde, machte nun in Kurzem die Be°
kanntschaft mehrerer Musiker, darunter
des Tenoristen Straußenberger, den
er bald bei den kirchlichen Aufführungen
im Gesänge unterstützte, was diesem in
Anbetracht seines vorgerückten Altexs
sehr willkommen war. So gestalteten sich
denn im Leben Wittmann's immer die
Umstände so günstig, daß seine Luft und
Liebe zur Musik stets Nahrung und För-
derung erhielt. Auch fand er in Steyer
bald hinreichend Gelegenheit, sich in
der Instrumentalmusik zu üben. Nach vollendetem Orgelbau verließ er diese
Stadt und reiste über Wels nach Lam-
bach in Ausübung seines Tischlerhand-
werkes. Nach mehrmonatlichem Aufent'
halt in letzterem Orte, in welchem er
öfter mit dem Stiftstenor Schwarz
Tenorpartien ürt Stiftschor sang, folgte
er einem Rufe nach Schwcmenstadt, wo
er sich bald mit dem dortigen Schullehrer
Franz Z., Süßmayer, des berühmten
Componisten sBd. XI. , S. 290^j Vater,
befreundete, von dem er in nicht geringem
Maße in seinen musicalischen Nebungen
gefördert und bei seinem hervorragenden
Talente bald aufgefordert wurde, das
Handwerk aufzugeben, dem Schulfache
sich zu widmen und sich dann ernstlich in
der Musik auszubilden. So gab er denn
in der That die Tischlerei auf und erhielt
in Vöklabruck eine Stelle als Gehilfe des
dortigen Schullehrers Helm; bald vertrat
er auch denselben in der Leitung der
Musik, nahm Unterricht in der Satzkunst
und brachte es darin in kurzer Zeit so
weit, daß er zu einem Singspiele, welches
man aufzuführen vorhatte, über ein
Dutzend Arien componirte. Besonders
erfreute er sich des Wohlwollens des
Bürgermeisters Hörmann von Vökla»
brück, in dessen Kanzlei er nach fünf«
jährigem Schuldienste Verwendung fand
und auf dessen Empfehlung er dann in
die Fürst Auersperg'sche Kanzlei zu
Köppach kam. Der dortige Pfleger, seine
Gattin, wie die übrigen Herrschafts'
beamten trieben fleißig Musik, und Wit t '
mann wurde ihren Uebungen, da er
selbst eifrigst dieser Kunst huldigte, bei«
gezogen. Nach zweijährigem Dienste in
Köppach ward er nach dem Tode des
Bassisten Anton Walter von dem Abte
von Lambach, Amand Schikmayer, als
Bassist aufgenommen, und er trat am
12. April .1789 diese Stelle an. Im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon