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Wittmann, Münz Wittmann, Paul
Berufenen zu eigen sind. Es handelte Augenblicke die Bremse zll gebrauchen,
sich in diesem Processe um die Rettung
des moralischen Credites Oesterreichs, der
bereits zwei Jahre früher durch den be-
rüchtigten Krach, in welchem 238 Wiener
Bankerotte das öffentliche Vertrauen auf
Jahrzehnte hinaus erschüttert hatten, stark
angegriffen war. Schlechte Bauführung,
höchst mangelhafter die Sicherheit der
Reifenden in hohem Maße gefährdender
Betrieb, sich rasch wiederholende Un-
glucks fälle, Verschwendung in Betreff der
Gehalte und der Nebengebi'chren der
Direction, dazu die Ansprüche an den
Staatssäckel, welche die Bahnen jährlich
in größerem Maßstabe stellten, zwangen
endlich den Staatsanwalt zur Anklage,
die, wenn man den Ausgang voraus
zusehen im Stande gewesen wäre, man
wohl kaum würde verwirklicht haben.
In diesem Monstreproceß, der für viele
Wochen das Ereigniß des Tages bildete,
und dessen Verhandlungen nicht bloß
Wien und die Völker Oesterreichs, son-
dern das ganze gebildete Publicuin des
Continents mit wachsender Aufmerksam,
keit folgte, führte Freiherr von Witt»
mann den Vorsitz des Gerichtshofes.
Wer diesen Monstreproceß und das tact-
volle Verfahren des Präsidenten des Ge.
richtes bis auf das kleinste Detail kennen
zu lernen Verlangen hat, den verweisen
wir auf die Augsburger „Allgemeine
Zeitung" 1874, Nr. 365: „ZumProceß
Ofenheim"; l87'5, Nr. « u. folg. bis
Nr. 6!: „Zum Ausgange des Processes
Ofen hei m".^ Einstimmig war das Ur-
theil der öffentlichen Meinung über das
Gebaren des Präsidenten. „Am bewun-
derungswürdigsten", schreibt das Journal
„Presse", „ist in dieser lang sich dehnenden
Verhandlung jedenfalls der Vorsitzende
derselben. Mit seltenem Tacte und streng-
ster Parteilosigkeit weiß er stets im rechten wenn manch zügelloses Gefährt aus dem
Gcleise zu kommen droht, und versteht
es, durch sein weises und rechtzeitiges
Eingreifen heftigen Zusammenstößen vor-
zubeugen. Man begreift gar nicht, wie
sich in einer so kranken zerfahrenen Zeit,
wie es die unsere ist, ein so gesunder ge-
diegener Kopf finden kann, in welchem
ganze Legionen von Daten, Ziffern,
Zeugenaussagen, Paragraphen und ahn»
lichen Dingen mehr so bequem unterge-
bracht sind, ohne si<.b gegenseitig beengen
und vermischen zu. müssen. Freilich ist es
nothwendig, daß ein Proceß, der so
manche eiserne Stirne zu Tage fördert,
auch von einem Präsidenten geleitet
wird, der sich eines eisernen Kopfes er-
freut." Um die allgemeine Theilnahme
für Freiherrn von Wi t tmann noch zu
steigern, kam zu alledem noch ein an ihn
gerichtetes maßregelndes Schreiben des
Oberlandesgerichtspräsidenteu Freiherrn
von He in, welcbes mcbt nur störend
in den Gang der Verhandlung ein»
griff, sondern in Frecherm von Witt>
mann eine Erregung verursachte, die
eine Erkrankung desselben zur ^olge
hatte, im Pudlicum aber eine hochgradige
Erbitterung erzeugte, welcbe ein ernstes
Verdict der öffentlichen Meinung c^gen
eine solche Beeinflussung des Nicvters
überhaupt, und dann gar von dieser
Seite, heraufbeschwor.
N euo i l l u st r i r t e Z ri t u n a. l Wi.'li, Za<
märst:, kl Fol > 1t>?3. Vd. l , Nr, 2. —
(Augöburger) A l l g e ni e l n e Z e t t u n,-.. i^?5,
Nr. 38: „Korrespondenz aus W>,e:? ^'5, ,^del".
Wittmann, Paul Ritter von (Mit-
glied des Abgeordnetenhauses des östec«
reichischen Reichsrathes, qeb. in Tuest
am 22. November l830). Ein Sohn des
verstorbenen Lloyddirecwrs A lois Ritter
von, Wittmann sS. H73, Nr. ^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon