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Wocel !87 Woce!
waren, hatten seinen von Natur schwÀch
lichen Körper mÀchtig angegriffen und
unter bestÀndigen mitunter schwere
Leiden kam er seinen Verpstichtungen als
Lehrer, welche durch seine freiwillige!
Leistungen auf das höchste angespannt
waren, oft mit allem Aufgebot der Kraft
entgegen. Wiederholt fand er gegen
schwere Krankheiten Linderung in BĂ€
dem; aber ein erneuerter Anfall im Fe
bruar 1820 spottete aller Aufopferung
m der Pflege seiner Gattin und seines
ihm befreundeten Arztes, und erst
40 Jahre alt, erlag er seinem Leiden, b>
trauert von der Gattin und beklagt von
seinen zahlreichen SchĂŒlern, welche in
ihm einen gediegenen und wohlwollen»
den Lehrer verloren.
Mit thei lungen der k. k. Ackerbaugesellschaft
fĂŒr MĂ€hren und Schlesien l822. Seite 414
u. f. â d'Eluert (Christian Ritter). Zur
Culturgeschichte MĂ€hrens und Oesterreichisch
Schlesiens (BrĂŒnn 1868. gr. 8«.) 2. Theil
(18. Bd. der Schriften der historisch-statisti«
schcn Section der k. k. mÀhrisch'schlesischen
Gesellschaft fĂŒr Ackerbau u s. w.) S. 172.
Wocel, Johann Erasmus (oechischer
Dichter und ArchÀolog, geb. zu
Kuttenberg in Böhmen 24. August
1803, gest. in Prag 16. September
1871). Sein Vater war Controlor des
stÀdtischen Rentamtes in Kuttenberg, die
Mutter, eine geborene Duchoslav,
stammte aus einer wohlhabenden BÀcker»
familie. Zwei jĂŒngere Geschwister, ein
Bruder und eine Schwester, starben im
Kindesalter. Nach dem Wunsche der
GroĂeltern sollte Wocel BĂ€cker werden
und ihr GeschĂ€ft weiter fĂŒhren. Aber in
frĂŒher Jugend bereits zeigte er groĂe
Vorliebe fĂŒr BĂŒcher, und kaum zĂ€hlte er
acht Lenze, als er auch schon die Kutten-
berger Bibel vom Jahre 1489 las, deren
zahlreiche Holzschnitte seine Neugierde weckten; von der Bibel ging er zur
Chronik von HĂ€jek ĂŒber und allmĂ€lig
zu den neuesten öechischen Schriften,
insbesondere, als Johann Pospisi l ,
ein Freund seines Vaters, von König-
grĂ€tz nach Kuttenberg ĂŒbersiedelte. Die
Normalschule daselbst war deutsch und
vorwiegend von deutschen Lehrern ge-
leitet. Er machte gute Fortschritte, in
denen ihn seine sich stets steigernde Lese-
lust nicht wenig förderte, und da eÀ an
öechischen BĂŒchern fehlte, nahm er mit
deutschen vorlieb und las mit allem Eifer
deutsche Romane und Rittergeschichten,
an welchen es in jenen Tagen keinen
Mangel gab. Zuweilen aber geriethen ihm
auch bessere Sachen in die HĂ€nde, z. B.
Ă€ltere Reisebeschreibungen und geschieht-
liche BĂŒcher, die er dann mit umso
gröĂerem Gifer verschlang. Dadurch eig>
nete er sich in der deutschen Sprache eine
solche GelÀufigkeit und gewÀhlte Aus«
drucksweise an, daĂ er die Aufmerksam-
keit seines Lehrers Hart mann und des
Schuldirectors Herzan, eines eben so
gebildeten als hochsinnigen Priesters,
nachmaligen Grzdechanten von Kutten«
berg, auf sich lenkte. Im Alter von
13 Jahren sollte er ins Handwerk, wozu
er bestimmt war, eintreten; nun aber
wendete sich Herzan an den Vater und
ĂŒberredete endlich diesen, den Sohn nach
Prag zu schicken, damit derselbe dort seine
Studien fortsetze. âVerkauft", rief der
edle Priester, âeueren letzten Rock, aber
laĂt den Knaben ftudiren." So gab
denn der Vater auf so vernĂŒnftigen Zu«
spruch nach, und der Sohn bezog l817
das Gymnasium der Piaristen in der
Prager Neustadt. Wenn auch an den
Gymnafialclaffen die Pflege der oechischen
Sprache nicht eben vorgesehen war, so
fand sich doch immer ein und der andere
Lehrer, welcher der Muttersprache neben
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon