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Mör). Johann Georg 229 , Johann Georg
und Vorarlberg" (ebd. 1846, Wagner, 80.)
und „Ner Gischtitel dn VeltvrieZter in der Pra-
vinz Tirol" (ebd. 1846, 80.). Seine ober-
wähnte „Sammlung der Gesetze über die
Bodencultur Tirols" wollte er mit einem
vierten Bande beschließen, welcher die
Geschichte der darauf Bezug nehmenden
Administration enthalten sollte. Bei der
Bearbeitung dieses Gegenstandes aber
wuchs ihm der Stoff derart unter den
Händen, daß eine ganz neue Sammlung
daraus hervorging, nämlich die von ge-
druckten und geschriebenen Normen und
Notizen rechtshistorischer Art, welche sich
auf die Gesetzgebung, Regierung und
Verwaltung von Tirol und Vorarlberg
in justicieller, politischer, sinancieller und
administrativer Hinsicht beziehen, welche
werthvolle unter dem Namen der
„Wörz'schen Sammlung" bekannt ge>
wordene Collection oft bis ans Ende des
fünfzehnten Jahrhunderts und noch
weiler zurückgreift und über 30 umfang-
reiche Fascikel umfaßt, die einen wahren
Schatz für Tirols Cultur» und Verwal»
tungsgeschichte bilden. Neben den vor«
genannten selbständig erschienenen Schrif»
ten veröffentlichte aber Wörz innerhalb
der letzten zwanzig Jahre eine unglaub»
lich große Zahl rechtsgeschichtlicher Auf-
sätze in verschiedenen öffentlichen Blät»
tern, so in der officiellen „Landes-
zeitung", in der „Inn-Zeitung", im
Innsbrucker „Tagblatt", in den „Katho-
lischen Blättern aus Tirol", in der ,,B»
zener Zeitung" und auch in Wiener
Journalen, wie in der „Reform", in der
„Debatte" u. d. m. Man wird, und
nicht mit Unrecht, erstaunt fragen, wie
es kam, daß er in Blättern aller Farben
thätig war. Dies erklärt sich aber sehr
einfach, weil er keiner einzelnen Partei,
sondern nur der historischen Wahrheit
huldigte. Da kümmerte es ihn auch nicht, ob die beamtliche Partei darüber die
Nase rümpfte, er war vor Allein Patriot
und nahm sich als solcher, wenn es galt,
die Wahrheit zu sagen, kein Blatt vor
^ den Mund. So brachten denn die „Ka-
tholischen Blatter aus Tirol" eine ganze
Folge von kirchenrechtlichen Artikeln;
der „Bote von Tirol und Vorarlberg"
deren über tirolisches Particularrecht, so
1862 „Rechtshistorische Bemerkungen
! über die österreichischen Toleranzgesetze",
von denen auch ein Separatdruck erschien.
Wollte er aber seine socialpolitische Ueber-
zeugung zum Ausdrucke bringen, dann
schrieb er in jene Blätter, die, sozusagen
6x pi'ok688o dem geistigen Fortschritte
huldigten, und sprach sich darin aus ohne
Rücksicht auf die Stellung, welche sie
eben in Sachen der hohen Politik ein»
nahmen. Wir haben bisher von Wörz
dem Beamten und dem Fachschriftsteller
gesprochen. Aber das Jahr 1848 war,
wie für die politischen Verhältnisse, auch
für den Einzelnen, der die Bewegung
verstand und dem Vaterland ernstlich
nützen wollte, das Jahr des Umschwungs,
und als die Wahlen für den aonstituiren»
den Reichstag ausgeschrieben worden,
ging Dr. Wörz im Wahlbezirke Imst
als Deputirter hervor. Er blieb im
Reichstage auch während der October»
ereigniffe so lange, als derselbe noch
beschlußfähig war, und begab sich Vann
nach Kremsier, wo er seinen Platz bis zur
Auflösung des Reichstages einnahm.
Hier aber war die Klippe, an welcher der
subordinirte Staatsbeamte mit den
bureaukratischen Traditionen in Conflict
gerieth und wofür er auch -^ büßen mußte.
Im December 1848 war W örz endlich
zum Gubernialregistratur. und Archiv-
director ernannt worden. Als dann
1834 die Organisirung.her politischen
Behörden stattfand, erhielt-'der Mißliebig.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon