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Mühifart, Anton 238 Anton
Ferdinand von Este, gewesenen Ge»
neralgouverneurs von Mailand, als
dieser, nachdem er die Lombardie ver-
lassen, einen längeren Aufenthalt in
Wiener-Neustadt und im Neukloster nahm.
Nach des Abtes Alberik am 24. Jän-
ner ^301 erfolgtem Tode wurde Wohl»
fart am 16. Mai desselben Jahres
zum Nachfolger in der Abtwürde gewählt.
Nahezu 33 Jahre, und zwar in politisch
sehr bewegten Zeiten, stand er seinem
Stifte in verdienstlichster Weise vor.
Durch seine Verwendung wurde auf die
Bitten der Bevölkerung von Wiener»
Neustadt 4804 das Gymnasium daselbst
wieder hergestellt: ihm übertrug Kaiser
Franz die Besetzung der verschiedenen
in den vier Cistercienserstiften in Nieder-
österreich bestehenden Lehrkanzeln und
überhaupt die Oberleitung derselben;
ihm verdankt die Ciftercienserabtei Hei-
liqenkreuz nächst Baden bei Wien die
Errichtung und Feststellung einer theolo»
gischen Lehranstalt für die Kleriker der
vier Stifter dieses Ordens in Niederöster»
reicb. Besonders einflußreich war sein
Verhalten in den beiden französischen
Invasionen der Jahre 18lN! und i809.
Durch die Energie und Würde, mit denen
er dem Feinde entgegentrat, flößte er
demselben Achtung vor dem Priester ein
und wendete von den Bürgern Wiener»
Neustadts manche Gefahren und Beschwer«
den, wie sie der Krieg mit sich bringt,
ab' General Vandamme ließ ihm bei
seinem Abzüge ein Beglaubigungsschrei.
ben zurück, das Stadt und Stift gegen
jede Unbill der Franzosen schützen sollte.
Als 1797 Bon aparte mit seiner Armee
durch Steiermark ziehend, der niederöster»
reichischen Grenze sich näherte, übergab
Wohl far t dem Magistrate von Wiener»
Neustadt einen Aufruf zu einem allge-
meinen Aufgebot, mit welchem er zwei Deputirte cm den damaligen Regierungs-
präsidenten Grafen Sau ran Mand
XXVII I . S. 279^ in Wien entsendete,
infolge dessen denn auch wirklich der all-
gemeine Landsturm und im benachbarten
Ungarn die Insurrection aufgeboten
wurden. Und im denkwürdigen Jahre
18i)9 forderte er in Preßburg, ohne sich
zu nennen, durch einen in lateinischer
Sprache verfaßten Aufruf, der im ganzen
Lande verbreitet wurde, die in dieser Stadt
Versammelteil Stände Ungarns zur Rev
tung des Kaiserstaates auf, welche auch
sofort die Insurrection bewilligten. Nicht
minder nützlich wirkte er als Verordneter
der niederösterreichischen Stände, welche
Eigenschaft er durch sechs Jahre beklei»
dete. Als im Herbste 1834 ein schreck-
licher Brand ganz Wiener-Neustadt ein-
äscherte, bot er den obdachlosen Bewoh»
nern, obgleich das Kloster selbst stark
durch den Brand gelitten, alle verfüg-
baren Räume und gab den so furchtbar
Heimgesuchten die nöthige Verpflegung.
Nicht lange überlebte er dieses entsetzliche
Ereigniß, allgemein betrauert starb er im
Alter von 80 Jahren. Wohl far t er-
scheint hie und da als theologischer
Schriftsteller. Dies ist ein Irrthum und
wahrscheinlich eine Verwechslung mit
einem pädagogischen und religiösen
Schriftsteller A. H. F. Wohlfahrt , der
aber. kein Oesterreicher ist.
Theater ' Zeitung. Von Adolf Bäuerle
(Wien. kl. Fol) Jahrg. l«4^. S. t i in der
Rubrik: „Oesterreichisch-Historisches Tagblatt"
Noch sind zu erwähnen: t Anton Wohl»
fart (auch Wolfarth) (geb. l?69. gest,
in Wien 2l. Mai 1804). der sich als Maler
und Kupferstecher in Wien bekannt gemackt bat.
Ein Schüler Ioh. Christian B r an d'ö ^Bd, I I ,
S. ltO), stach und malte er landschaftliche
Darstellungen. Wir kennen von ihm sechs
nach E. Ponheimer gut radirte Blätter
mit Ansichten von und bei Mödling nächst
Wien (qu. Fol.) und zwei Ansichten aus dei>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon