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Wolfram, Joseph 26 Wolfram^ Joseph
schritte, daß der Vater schon 4809, als
Joseph erst 41 Jahre zählte, mit ihm
eine Kunstreise nach Rußland unter-
nahm. Wolfram spielte damals eine
2)-Flöte mit vier Klappen. Obwohl er
noch lange nicht die höchste Kunstftufe
im Flötenspiele erreicht hatte, ließen
doch die Erfolge dieses ersten Ausfluges
nichts zu wünschen übrig, und so bil»
dete er sich auf seinen Kunstreifen, die
er bis 1827, also ununterbrochen durch
17 Jahre machte, auf seinem Instru-
mente immer weiter aus. d'Elvert in
seiner „Geschichte der Musik in Mähren"
gibt über diese Kunftreisen einen aus-
führlichen Bericht, den wir füglich über«
gehen können, nur jener Momente ge»
denkend, die von wesentlichem Einflüsse
waren auf die künstlerische Ausbildung
Wolfram's. Derselbe hatte den ganzen
europäischen Kontinent, mit Ausnahme
der Türkei, Griechenlands und der pyre
näischen Halbinsel bereist und vor Fürsten
und großen Meistern der Kunst gespielt.
I n Berlin, wohin er 1816 kam, wurde
er von dem berühmten Flötisten Schröck
weiter gebildet. I n Wien. das er im
folgenden Jahre besuchte, schaffie er sich
eine ^l.-Flöte mit 13 Klappen von Koch
an; es war ein Instrument, welches der
Werbefferer desselben, Professor Bayr,
Panaulon nannte. Dort studirte er schon
die besten Meister der Flöte: Keller,
Scholl, Tulon, Dreßler, Ber-
bignier; auch wandte ihm Mayseder
große Theilnahme zu, und Altmeister
Beethoven lernte ihn kennen. I n
Mailand' 1820 hatte Mufikdirector
Rol la, 1821 in Bergamo der be«
rühmte Simon Mayr Ginftuß auf die
fernere Ausbildung Wolfram's. I n
London, wohin der junge Virtuos 1823
kam, brachte ihm ein einziges Concert
4000 fi. ein. Er spielte vor Kaisern, Koni- j gen und vielen Fürstlichkeiten, und bei den
Concerten, die er zu Abo in Finnland
gab, wirkten im Orchester drei Generale
und ein Admiral mit. Als er endlich
1827, nach einer siebzehnjährigen Kunst,
fahrt, wieder nach Deutschland zurück-
kehrte und in Karlsruhe ankam, war
gerade die Stelle eines ersten Flötisten
an der großherzoglichen Cavelle zu be»
setzen, man trug ihm dieselbe unter den
vortheilhafteften Bedingungen an, und
des Wanderns müde, nahm er sie auch
an. Im folgenden Jahre vermalte er
sich mit der berühmten Klavierspielerin
Amalie Cramer, welche ihre musica»
tische Ausbildung von ihrem Oheim, dem
Hoforganisten Cramer, erhalten hatte.
Nun wohnte er bleibend in Karlsruhe,
von wo er nur während der Theater»
ferien mit seiner Frau kleine Kunstreisen
unternahm, so 1827 nach Dresden, 1839
aber wieder nach Paris. Von da ab ver-
schwindet er aus der Oeffentlichkeit, die
sich über zwei Jahrzehnte mit dem
Künstler beschäftigt hatte. W o l f r a m
zählt zu den ersten Meistern des Flöten»
spieles; wo er auftrat, feierte er große
Triumphe. Mit der Virtuosität seines
Spieles verband er aber eine Liebens«
Würdigkeit des Charakters, die Alle, mit
denen er verkehrte, für ihn einnahm. Ob
er auch für sein Instrument etwas ge>
schrieben, wissen wir nicht. Er ist aber
nicht mit dem Teplitzer Bürgermeister
und Operncompositeur Joseph Wolf«
ram s^s. den Folgenden^ zu verwechseln.
Neues Universal»Lexikon der Tonkunst.
Für Künstler. Kunstfreunde und alle Gebil»
deten. Angefangen von Dr. Iul. Schla«
debach, fortgesetzt von Eduard Berns«
dorf (Offenbach 5861, Ioh. Nndrs. gr. 8«.)
Bd. I I I , S. 890. - G'aßner (F S. Dr.).
Universal«Lexikon der Tonkunst. Neue Hand»
ausgäbe in einem Bande (Stuttgart <849,
Franz Köhler schm. 4".) S. 903. — Schil»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon