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Molfrum 32 INolfrum
alt, in den Staatsdienst, und zwar durch
Vermittlung seines Oheims in das Ca-
binet des Fürsten Mettern ich. In
demselben arbeitete er eine Reihe von
IahMl hindurch nach der vekannten.vor-
märzlichen bureaukratischen Schablone,
die, als die Märztage die Fesseln brachen,
von ihm auch beseitigt wurde. Einige
Aufsätze in der „Neuen Freien Presse"
erfreuten sich nichts weniger als des Bei»
falls seiner Vorgesetzten und zogen ihm
wiederholt amtliche Rügen zu, die zuletzt
einen solchen Charakter annahmen, daß
er, der im Amte gar nicht mehr vor»
rückte, schon daran dachte, seine Anstel-
lung aufzugeben, was ihm umso leichter
gefallen wäre, als er sich in materieller
Hinsicht unabhängig sah. Der Umschwung
der politischen Verhältnisse im Jahre
<866 äußerte aber auch auf ihn seine
Rückwirkung, da unter dem freieren Re>
gime, welches sich bald bemerkbar machte,
die früheren Nörgeleien aufhörten und
auch die eingestellte Beförderung P ra nt-
ner's nicht lange auf sich warten ließ,
denn er wurde 4869 zum Hof« und
Ministerialrattze im Ministerium des
kaiserlichen Hauses und des Aeußern,
und zum Vorstande des Departements
für Chiffrewesen ernannt. Aber seit
Jahren von schwächlicher Gesundheit,
starb er im Alter von erst 34 Jahren am
28. April 1874. Zu den im früheren
Artikel angeführten schriftstellerischen
Werken P rantne r's sind hinzuzufügen:
„Verlarrm Zrelrn. Allmlln", 3 Bände (18t)7)
und „Wiener Federzeichnungen" (l871).
Wolfrum, Karl ( Industr ie l ler
und Mitgl ied des Abgeordnetenhauses
des öfterr. Neichsrathes, geb. zu Hof in
Oberfranken 17. November 1813, gest. zu
Aussig in Böhmen 30. Mai 1888). Die
Wolfrum sind eine ursprünglich böh> mische Familie, welche nach der Schlacht
am weißen Berge dem Vaterlande d^n
Rücken kehrte und zu Hof in Bayern sich
ansiedelte. Als Kar l noch ein Kind war,
starb sein Vater Georg Wilhelm,
welcher daselbst eine große Baumwoll»
spinnerei errichtet und den Betrieb der.
selben in schwerer Zeit — während der
Continentalsperre — aufrecht erhalten
hatte. Er ließ die Familie in ziemlich
bedrängten Verhältnissen zurück, und zu-
letzt gerieth die Mutter in solche Noth,
»daß ihr Sohn den Schulbesuch aufgeben
und in ein Gewerbe treten mußte. So
wurde derselbe denn Färberlehrling bei
seinem Onkel. Es war ein trauriger
Tausch, diese vierzehnstündige mechanische
Arbeit des Gintauchens der Wollstränge
in verschiedenen Farbenkesseln gegen die
früheren genußvollen Stunden mit den
Erklärungen der alten Classiker und der
Lecture der schwungvollen Iieder aus den
Tagen der Befreiungskriege. Endlich
wird er als Färberlehrling freigesprochen
und geht als Geselle auf Wanderung.
Er selbst hat über diese merkwürdigste Zeit
seines Lebens in anziehender Weise be>
richtet. Mit leeren Taschen und einem
vollen Herzen — denn er läßt eine ge<
liebte Mutter zurück — zieht er hinaus
in die Welt, besucht München, die Städte
der Schweiz und tritt in Basel bei einem
Meister ein, bei dem sich ihm zum ersten
Male die Geheimnisse seines Handwerkes
erschließen. Als er dann in die berühmten
Farbereien am Rhein kommt, da erkennt
er, wie weit seine heimischen Meister im
Gewerbe zurückstehen. I n Basel noch
erreicht ihn sein Bruder Hermann, der
ihn zu überreden sucht, nach Paris zu
ziehen, wo den Arbeiter eine große Welt
erwarte. H ermann wanderte unter dem
Vorwande, Abonnenten für eine land»
wirthschaftliche Zeitung zu sammeln,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon