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Molftkeel v. Neichenberg) Christmn 39 Molfskeel. v. Neichenberg^ Christian
einer Division slavonischer Grenz.Husza-
ren und zwei Geschützen bis Starnberg
vorzurücken, um durch diese Diversion die
Aufmerksamkeit des Gegners von unserer
Armee ab- und auf sich zu lenken. I n
forcirtem Marsche war er nach Starnberg
gelangt und hätte somit die ihm gegebene
Aufgabe gelöst; aber dabei blieb der
tapfere Wolfskeel nicht stehen. So-
bald ihm die sichere Kunde wurde, daß
sich zu Dachau ein feindliches Lager mit
einem Artilleriepark befinde, faßte er den
Entschluß, dasselbe zu überfallen. Und
noch am nämlichen Tage rückte er bis
zum Nmperflusse vor, lagerte sich dies'
seits desselben und traf alle Anstalten
zum Ueberfall. Am Morgen des 7. Sep-
tember stellte er sich nun an die Spitze
seiner Kürassiere und unternahm mit
bewundernswürdiger Entschlossenheit und
Energie eine Attaque auf den Feind.
Dieser, getäuscht durch Abtbeilungen, die
sicb von der Münchener Seite zeigten,
und im Glauben, am wenigsten von einer
Truppe etwas besorgen zu müssen, welche
er achtzehn Stunden entfernt wußte,
gerieth durch diesen plötzlichen Ueberfall
in arge Verwirrung und wurde aus dem
Lager versprengt. Major Wolfskeel
aber machte bei dieser gelungenen Ueber»
rumpelung 300 Gefangene und erbeutete
außerdem mehrere Geschütze und eine be>
trächtliche Menge Munition und Lebens«
mittel. Zwei Wocben später, am 29. Sep-
tember, ließ er der erwähnten Waffen«
that eine zweite weit glänzendere folgen.
Das Regiment stand in dem von Feld«
marschaDIieutenant Baron Fröhl i ch
befehligten Avantgardecorps im Würt'
temberg'schen. Wolfskeel erhielt Be°
fehl, mit drei Compagnien Infanterie
und einer Schwadron Cavallerie bis
Isny vorzudringen, den dort allenfalls
befindlichen Feind zu vertreiben und den Ort zu besetzen. Da aber der Feind schon
am Morgen denselben verlassen hatte,
kam dem Major der Gegenbefehl zu, bis
Dortweil vorzudringen. Dorthin ge-
langt, sendete Wolfskeel einige Pa-
trouillen vor, welche in geringer Entfer-
nung auf feindliche Chaffeurs stießen.
Indessen waren von den Unserigen an
vielen Orten die Nacht hindurch Lager»
feuer unterhalten und so der Feind über
die eigentliche Stärke unserer Avantgarde
getäuscht worden. Dieser verhielt sich
auch die Nacht hindurch ruhig, als aber
der Morgen anbrach, sah man ihn in
mehreren Colonnen zu 2000 und 3000
Mann gegen Dortweil vorrücken. Major
Wolfskeel erfaßte vollkommen die
Wichtigkeit seiner Aufgabe nnd ging nun
daran, sie zu erfüllen. Das Terrain, auf
dem er sich bewegte, war weich und
sumpfig und zur Vertheidigung im hohen
Grade unvortheilhaft, er suchte demnach
eine Stellung, die am wenigsten die er-
wähnten Nachtheile besaß, und traf die
geeigneten Dispositionen, den heran-
rückenden Gegner erwartend. Dieser, in
drei Brigaden formirt, eröffnete mit un°
glaublicher Schnelligkeit und Heftiakeit
den Angriff auf das Centruin unserer
Aufstellung. Aber Major Wolfskeel
bewahrte seine volle Geistesgegenwart
und feuerte seine Truppe unablässig zu
entschlossener standhafter Gegenwehr an.
Wo sich die Gefahr steigerte, eilte er
selbst auf den bedrohten Punkt, und
durch diese seine Umsicht, verbunden mit
einer Tapferkeit sondergleichen, gelang
es ihm, so mächtig auf seine kleine Schaar
einzuwirken, daß er volle drei Stunden
während eines unaufhörlichen und ver>
verblichen Kleingewehrfeuers dem weit
überlegenen Feinde mit wahrer Todes-
verachtung Widerstand leistete. Die Fran-
zosen unternahmen wiederholte Attaquen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon