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Montschina 109 Wontschina
croatischen Militärgrenze um 1829).
Der Sohn eines Lehrers, vollendete er
die Rechtsstudien und trat in die gericht-
liche Praxis. Im Jahre 1831 fand er
Stellung als Concipift in Karlstadt,
1852 in der Veräczer (früher Ejseger)
Gespanschaft. Als dann unter Bach die
neue politische Organisation erfolgte,
wurde er Kreiscommiffär in derselben.
1836 als Concipift in das Ministerium
des Innern berufen, kehrte er doch bald
in seine Heimat zurück, wo er in kurzer
Zeit die Stelle des Bürgermeisters in
Karlstadt übernahm, als welcher er sich
um das seiner Leitung anvertraute Ge-
meinwesen manche Verdienste erwarb.
Als nach Verleihung des Octoberdiploms
auch in Croatien das politische Leben
erwachte, ward er 186! einstimmig zum
ersten Vicegespan der Fiumcmer Gespan?
schaft erwählt und behielt dieses Amt
bis zu der durch den Dualismus geschaf»
fenen Zweitheilung des Kaiserstaates.
Im letztgenannten Jahre trat nach langer
Pause wieder einmal der croatische Land»
tag zusammen, und auch Wontschina
nahm einen Sitz in demselben ein und
betheiligte sich lebhaft an den Verhand-
lungen. Große Verdienste erwarb er sich
in den Debatten über die Feststellung des
Verhältnisses des dreieinigen Königreichs
zur St. Stephanskrone, war auch Refe>
rent in jener über den 42. Artikel, die
heutige niiicrnH oHrta Croatiens. Treu
seinem politischen Programm, hielt er
überall, insbesondere aber auf den croa»
tischen Landtagen der Jahre 1863 und
1867 an der föderalistischen Gestaltung
Oesterreichs gegenüber dem damals sich
entwickelnden Dualismus. Als dann
1867 die ungarische Regierung den könig«
lichen Commissär Czek nach Fiume ent»
sendete, daß er dort im Sinne der Ma-
gyaren vorgehe, also einfach Alles magya- risire, und als diese Saat auch in der
ganzen Gespanschaft aufzusprießen be-
gann, stellte Wontschina diesen Bestre-
bungen seinen Widerstand entgegen und
arbeitete mit aller Energie wider Czek's
Agitationen. Als er aber dann demselben
für alle aus diesen Maßnahmen entstan-
denen Unordnungen die Verantwortung
überließ, machte Czek kurzen Proceß
und entsetzte Wontschina von dessen
Vicegespan schaftsstelle. Darauf begab
sich Letzterer nach Karlstadt und blieb
dort bis zum Jahre 1869. Um diese Zeit
geschah es, daß auf Verlangen des Ba-
rons Levin Rauch Md. XXV, S. 38^j.
damaligen Banus von Croatien, durch
das ungarische Ministerium dem in Wien
herausgegebenen Journal „Nov^ I-'oxor")
d. i. Der neue Beobachter, der Eingana
in Croatien verweigert wurde. Auf diese
Weise war keine Möglichkeit vorhanden^
ein oppositionelles Blatt nach Croatien
gelangen zu lassen, und da überdies
Baron Rauch die Herausgabe eines
Opposltionsblattes im Lande selbst durch-
aus nicht gestatten wollte, so blieb die
oppositionelle Partei Croatiens ohne ein
Organ, in welchem die heiligsten Güter
eines Volkes, seine Nationalität und Frei-
heit vertreten werden konnten. Da kam
Wontschina seinen Landsleuten mit
dem Gedanken zu Hilfe, ein Blatt für
die croatische Oppositionspartei in der
benachbarten Militärgrenze zu gründen
und herauszugeben, in welcher Rauch's
Verbot zur Herausgabe eines Blattes
keine Giltigkeit hatte. Um nun diesen
Gedanken ausführen zu können, über»
siedelte er nach Neusatz, richtete dort eine
Druckerei ein und verband sich mit seinem
politischen Freunde Miskatowicz, dem
früheren Redacteur des »R'ovv Vosor",
mit dem er gemeinschaftlich das Opposi-
tionsblatt „2at«oink"> d. i. Der Kampf-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon