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Wraniykn, Karoline 143 Wranitzky, Paul
der anzunehmen sein; es wäre denn, daß
Anton nach dem Tode Pauls 1808 an
deffen Stelle die Oberleitung des Hof-
opernorchefters übernommen hätte, was
immerhin möglich.
Dlabacz (Gottfried Johann). Allgemeines
historisches Künstler«Lerikun für Böhmen und
zum Theile auch für Mähren und Schlesien
(Prag l813. Gottl. Haase. 4".) Bd. I I I ,
Sp. 413. — Gerber (Ernst Ludwig).
Nrues historisch biographisches Lexikon der
Tonkünstler u ,i- W. (Leipzig 4814, Kühnes
gr. 8".) Bd. IV, Sp. al l .
l), Karoline (Sängerin,
geb. zu Wien 17I0, Todesjahr unbe-
kannt, sie lebte aber noch 4838 in
Berlin). Eine Kochter Antons, und
nicht, wie es hie und da heißt, Pauls.
Zugleich mit ihrer Schwester Anna
bildete sie sich unter ihres Vaters un»
mittelbarer Leitung im Gesänge im nach»
sten Hinblick für die Bühne aus und
betrat dieselbe gegen das Ende des ersten
Jahrzehnts unseres Jahrhunderts. Unter
dem Einfluß ihres Onkels Paul, des
Directors des Hofopernorchesters, debu»
tirte sie an der k. k. Hofoper. Der Erfolg
war ein günstiger, und
sie
sang nun einige
Jahre an verschiedenen Bühnen Oester<
reichs, so in Pesth, Preßburg, Lemberg
u. a. O. Im Jahre 1816 dem Antrage
eines Gastspieles in Berlin folgend, be>
gann sie dasselbe mit der Rolle der
Sophie in „Sargines" von Paer. Der
Erfolg war ein so entschiedener, daß sie
sofort unter den vorteilhaftesten Bedin-
gungen auf Lebenszeit angestellt wurde.
Während ihrer Anstellung in Berlin,
welche durch 22 Jahre bis l838 währte,
gab sie auf den vorzüglichsten deutschen
Bühnen auch Gastspiele, welche ihr Geld
und Ruhm einbrachten. So gastirte sie
auf dem Leipziger Stadttheater 1824.
als dasselbe unter Küstner's Leitung
stand, mit so glänzendem Erfolge, daß der Cyclus ihrer Gastrollen mehrmals
verlängert wurde und bis auf 16 Rollen
stieg und sie mit allen bei Künstlern
üblichen Auszeichnungen, Kränzen, Ge>
dichten u. s. w., gefeiert wurde. Am
26. Mai 1838 betrat sie in ihrem Ab-
schiedsbenefiz zum letzten Male die
Bühne, indem sie die Constanze im
„Wasserträger", und die Isabella im
vierten Acte von „Robert der Teufel"
sang. Nachdem sie sich
in den Kreis ihrer
Familie zurückgezogen, lebte
sie
in Berlin.
Im Jahre 1817 hatte sie sich mit Fe r-
dinand August Seidler, der an der
königlichen Capelle in Berlin angestellt
war. verheiratet und wurde am 27. Fe-
bruar 1840 Witwe. Ihre volle umfang-
reiche Stimme, tüchtige musicalische Bit«
düng, die sie in der trefflichen Schule
ihres Vaters erlangte, ihre seltene Fer»
tigkeit, verbunden mit einer reizenden
Persönlichkeit,
stellen
sie
in die Reihe der
großen ersten Sängerinen. Ihr eigent«
liches Fach waren die jugendlich senti>
mentalen oder naiven Rollen der komi»
schen, und romantischen Opern, und zu
ihren vorzüglichsten Partien zählten So»
phie im „Sargines", Rosine im „Bar-
bier", Susanne in „Figaro's Hochzeit",
Edita in „Ioconde", Lucinde in „Ar.
mide", Iessonde und Amazili in
Spohr's „Iessonde", Schöne Mül-
lerin, Pamina, Agathe, Rezia,
Nurmahal, Prinzessin von Na»
varra, Fanchon, Myrrha, Emme-
li ne u. a.
Porträt. Unterschuft: „Karoline Seidler»
Wranitzky". Lithographie ohne Angabe des
Zeichners. Druck von N. Korn (Berlin. 4°).
Wranitzky, Paul (Director des
Wiener Hofopernorchesters und Compo-
siteur, geb. zu Neureisch in Mähren
30. December 1736, gest. u Wien am
26 September 1808). Der ältere Bru-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon