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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Volume 58
Page - 147 -
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Page - 147 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Volume 58

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Vranitzky, Paul bky, Paul auf Symphonien und Quartette übertragen! Unser Zeitalter, welches die Symphonie fast nur im Geiste B eeth o oen'scher und Men- de ls so hn'scher Idealität zu fassen gewohnt ist, mag schwer begreifen, wie man auch den leibhaftigen Hanswurst in die Syln-phonie bringen könne. Und doch bat dies Wra« niyky gethan. Dieser Mißbrauch, den er mit Lust ani Volksgesang getrieben, zeigt uns aber wieder, wie tief die ganze Mozart« Haydn'sche Schule ihre Wurzeln in der uolksthümlichen Sangesweise getrieben hatte. W r a^l i ß k n merkte ?6 gar nicht, welch schneidender Widerspruch darin lag, jene natürliche Einfalt und grobe Komik des niedersten Volkstones, die eigentliche Bänkel« sängerei zur durchgehenden Grundstimmung einer Symphonie zu machen! Etwas ganz Anderes ist es. diesen Ton in solchen Werken gelegentlich einmal leise anklingen zu lassen- das hat nichc nur Haydn, das hat selbst Beethoven im übersprudelnden Humor manchmal gethan, Wran i t z k y dagegen bietet in den Tondichtungen höheren Sty'ls durchwegs Pumpernikel. AlS historisch denk« würdig ist aber diese Thatsache zu betonen, daß hier das oolksthümlicke Element bis zu solcher Ungebühr in den Itistrumentalsatz ein» gedrungen ist. Ein Quartett, eine Symphonie l kann nicht wobl bloßes Lowlstück sein; Wra» nilzky aber hat immer bloß als echter Oester« reicher für Oesterreicker geschrieben. , Nicht bloß die zartere volksthümlicke Gemüthlich' keit. sondern auch den plumpen Kasper!« Humor, die breite, weiche, mit sich selbst tan» delnde Gutherzigkeit seiner LanoSl^ute strebt er in den Instrumentalwerken wie in seinen Opern als stete Gnmdfärbung festzuhalten. Dadurch hat er so glänzendes, aber auch so schnell verhalltes Lob geerntet, namentlich in Oesterreich. Von der sinnigen Zartheit, mit welcher Haydn in Rondos und Menuets ähnliche local uolkstbümliche Elemente zu verklären weiß, findet sich bei Wranitzkn keine Spur; er ist derber Naturalist und führt stets einen breiten Misch der dann bei seiner erstaunlich großen und. wie es scheint, sehr flüchtigen Productivttät, weit seltener den frischen markigen Ton eines echten Kunst' wcrkes fürs Volk treffen mag. als er zu platter Darstellung der Alltäglichkeit herab» sinkt, wie denn der Meister auch nicht selten eine ganz ernsthast musicalische Periode so recht in toller Wienerischer LustWeic durch die wunderbarste Gassenbauenuelodie unter« brechen läßt. Vranitzky hat nebenbei eine ziemlich große Zahl Opern componirt und zu unserer Großvaterzeit paradirte sein „Oderon" auf allen deutschen Bühnen. Wenn wir diesen „Oberon" vergleichen mit dem Weber'schen. der ihn rasch in d:e Vergessen« heit gestoßen hat, dann gebt uns erst recht ein Iicht auf, wie wenig diese breite, behag« liche und spaßhafte Wiener Musik zu der Romantik der Oper pahte. Ja, die Wra« nitzky'schen Opern wollen uns überhaupt heutzutage so wenig uiedr anmuthen, daß w r selbst dann. wenn wir uns mit größter Selbstentäußrrung auf den historischen Stand» punkt jener Tage zurückversetzen, kaum be« greifen, wie dieselben ein Publicum zu ent» zücken vermochten, das bereits an Gluck, Mozart und den großen Italienern sich er« baut und durck ihre hohen Ideale zur ästbe» tischen Mündigkeit erhoben hatte. So all» gewaltig wirkte eben doch der Zauber des damals neu gewonnenen uolksthümlichen Elementes, daß man ihm selbst da nicht wider« stehen konnte, wo ein wirklicher Mißbrauch damit getrieben war. Darin aber liegt der große Unterschied zwischen Wenzel M ül» lel,'s und Wranitzkn'» dramatischen Wer» ken. daß Mül lel's Possen nichts weiter prä- tenoiren als ergötzliche Vänkelsänaerei, wäd» rend W r a n i k k n's Bühnenarbeiter! zum Theil sich anlassen, als wollten sie große wohl gar romantisch? Opern sein, da sie doch in der That nichts weiter sind, als bloße Bänkelsängereien. Darum boren wir heute Wenzel Müller's Possen immer nock mit Vergnügen, wahrend uns W r a ri i tz k y's Opern ganz ungenießbar geworden sind. Durch Wranitzkn's wie durch Handn's dramatische Leistungen wiro es uaS erst recht klar. daß dieser große Meister sammt seinen Schülern zum Operngenre eigentlich nicht be< rufen gewesen. Gar wohl gelang es ihnen. Subjectivität in oer reichen Sangesfülle zarter und tiefer Lmik auszuströmen, gar wohl dieselbe in dem breiren klaren Strome classischer, Epik objectiv zu sp«geln, doch nimmer vermochten oder achteten sie die höhere, auch das Individuellste durchdringende Objecttvität des echt drauiatcschen Styles zu erreichen." So Nie hl. wie ged'.egen. tief in den Geist eindringend! Während der alt« oäterische. behäbige Gerber, nachdem er ge. klagt, daß ihn Wranitzky noch immer auf Nachrichten üb.er sein Leben warten lassr. fortfährt: „Indessen, wenn wirken leben
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wolf-Wurmbrand, Volume 58
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Wolf-Wurmbrand
Volume
58
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1889
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
380
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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