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Mratislaw (Genealogie) 454 Wratislaw) Alezius Ferdinand
ner l7Uss für Georg Bernhard und
FranH Ignaz den Reichsgrafen stand. Am
i7. December l7l i verlieh aber der Kaiser
Karl VI. der Familie das sechste der zehn
böhmischen Erbämter, das Erbküchen-
m eist er am t im Königreiche Böhmen. Wenn
wir nun die einzelnen Sprossen dieses Ge»
schlechtes näher ins Auge fassen, so finden
wir sie in den hervorragendsten Stellungen
im Dienste des Staates, im Rathe des
Königs und Kaisers, in' der Kirche, in der
Armee und als Förderer und Freunde der
Wissenschaften und Künste. Das goldene
Vließ, diese höchste Auszeichnung, welche der
Kaiser von Oesterreich zu verleihen vermag,
trug ein Wrat is law. der Feldmarschall
Graf Eugen, der auch mit dem höchsten
militärischen Orden, dem Maria TheresieN'
Orden geschmückt war; im Dienste des
Staates, im Rathe des Königs, in
den höchsten Stellungen, als Stat thal ter.
Kanzler, Minister, Gesandte u. s w.
finden wir eine stattliche Reihe uon Sprossen
dieses Geschlechtes, so Christoph, Georg
Bernhard, Alerius Ferdinand, Franz
Christoph, Franz Ignaz. Franz Kar l ,
Franz Sebastian, Wenzel, Wenzel
Ignaz, Johann u, s. w. — Nicht minder
glänzt der Name Wrat is law in drn
Herren der Landesfürsten; schon die ge-
schichtliche Sage meldet von Johann und
seinen zwölf Söbnen. welche in dm Kämpfen
gegen die Osmanen auf der Wahlstatt
blieben; ebenso verblutete ein Nenes 14M)
gegen die Hussitrn; ein Franz fiel bei
Negensdurg 1809; ein Johann bekleidete in
dem denkwürdigen Bewegungsjabre 1848 die
Stelle des Generalstabschefs in Radetzky's
Armee, und welche Zorbern Graf Eugen
in den Kämpfen in Italien gepflückt, lebt
noch in der Erinnerung der Zeitgenossen. —
Auch unter den Männern der Kirche finden
wir Sprossen dieser Familie, so war Jo-
hann Adam Bischof von Königgrätz und
wurde zuletzt zum Erzbisckof von Prag er«
nannt, welch letztere Würde anzutreten ihn
jedoch der Tod verhinderte; Johann Jo-
seph war Bischof uun Küniggrä«;; mehrere
andere Glieder der Familie sehen wir in ver-
schiedenen Orden, so in dem der Theatiner.
(5ajetaner, Jesuiten u s. w. — Die Pflege
der Kunst und Wissen scha ft war diesem
Geschlechte nicht fremd. Schon Graf Wen-
zel Ignaz (gest. 1727) galt zu seiner Zeit
n'cht nur als Freund der Wissm'.chaft. son. dern that sich selbst als Forscher auf den Ge>
bieten der Geschichte uud Genealogie hervor;
Wenzel, der Begründer der türkischen Linie,
hat seine merkwürdige Reise nach Constan«
tinopel in anziehender Weise beschrieben;
Graf Franz Adam huldigte der Maler»
kunst; Graf Christoph war ein großer
Musikfreund; Graf Rudolf beschäftigte sich
mit einer der geheimnißuollsten und eigen-
artigsten der Sprachen der Erde. mit jener
der Zigeuner; der Ieldmarsckall Graf Eugen
verband mit seinen hervorragenden Krieger»
gaben die Liebe zur mildesten und sinnig«
sten der Künste, der Gartenkunst, und wie
sein Marstall. so zählte sein reicher Garten
zu Wischopol zu den Sehenswürdigkeiten im
Lande Böhmen. — Was schließlich die ehe«
licken Verbindungen dieses Hauses betrifft,
so schlössen die Söhne ihre Ehen mit den
ersten Familien nicht nur ihrer engeren
Heimat Böhmen, sondern auch des Kaiser«
staates, wie die Tockter in gleicher Weise in
die ersten Geschlechter der Monarchie hinein»
heirateten, und wir begegnen in der Stamm«
tafel den Geschlechtern der Al than. Bis«
singen. Cavr ian i , (,5lary. Desfourt-.
D iet r ichste in . Fes te t i cs , G o l h
H a l l w e i l . K i n s k » . KlebelSber«
Kolo w rat. L a zansky , Lobkowi
Nostiz. Pozzo di Borgo. Schünfelo
Spork. Sck l ik , S ch
w a rz en b er g.
Thun. Wald stein. Wrbna u, s. w
— Außerdem stand eine Sabine von Wra>
t is law ob ihrrm gottgefälligen Wandel im
Rufe der Heiligkeit, und Grafin Karoline
huldigte der Muse der Dichtkunst.
I I . Besonders denkwürdige Sprossen des Wrasen-
geschlechtcs Wratislaw. t. Adam (gest.
i i . October <t»6<>). von der Prot io in ' -
schen (oder ZalNschen) Linie. Gin Sohn
Johanns aus dessen zweiter (Khe mir
Gliska uon Duben, trat er in den Mal»
teserorden. in welchem rr zu hohem Ansehen
gelangte, auch einmal die ganze Flotte wider
die Türken befehligte. Zuletzt wurde er Groß«
prior drs Malteserordens in Böhmen und
königlicher Statthalter. — 2. Ulerlus
Ferdinand Graf (gest. um il;?«)), uon
der Stephan'schen Linie, ein Sohn
des Ladis laus von Wrat is la w aus
dessen Ehe mit Anna Networski zu
B rzez auf Suchodol. Er war kaiserlich er
Rath, Hauptmann der Prager Neustadt und
des Moldauer Gebietes, Obelsteuereinnehmer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon