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Mrbna (Genealogie) 174 Wrbna (Genealogie)
Norbert Franz Wenzel Miste^ heut in
?wei Linien fortdlüht. wie dies Alles aus der
zweiten Stammtafel deutlick ersichtlich ist.
— Was nun die Würden und Aemter
des Hauses betrifft, so besaß diesrS die
Grafenwürde schon lange früher, als
ihm der Besitz derselben durch ein beson-
deres Diplom bestätigt wurde, so z. B. er>
scheint Hans von Wrbna in Liegnitzer
Klosterurkundcn. dann 1250, als Herzog
Heinrich Ärieg gründete und diesem Orte
Stadtrechte verlieh, ferner 4234, 1237—1206
jedesmal mit dem Grafent i tel (Comes).
Urkundlich aber ward dem Geschlechte der
Grafenti tel mit der goldenen Bul le
(siehe S. 184) ääa. 20. September l<i28
erneuert und bestätigt. Ein kaiserlicher Erlaß
vom 28. August 1643 gestattete die Errich'
tnng eines Fideicom misses; das böh-
mische Im-olat datirt vom Jahre 1638, die
steicische Landmannschaft vom 18'. Juni
18U7. Von anderen den Sprossen dieses
Hauses verliehenen Auszeichnungen ist nur
noch des goldenen Vließes zu gedenken,
mit welchem Johann Franz, Gugen
Wenzel, Rudolf und Rudolf Eugen
geschmückt sind. Die Wrbna bekleideten
hohe Würden im unmittelbaren Dienste des
Monarchen oder in verschiedenen hohen
Staatsämtern und im Heere. Im letzteren
gewahren wir eine ganze Reihe stattlicher
Helden aus den ältesten Zeiten, in welchen
Stephan und sein Sohn Andreas im
Kampfe gegen die Mongolen bei Liegnitz am
9. April 1241 fielen. Iaroslaw gegen die
Wälschen zog, bis auf die neueren Zeiten, in
denen Leopold Franz Anton, dann Kar l
Wenzel (1757) und Ladislaus (1793) den
Tod auf dem Schlachtfelde fanden. Ader
auch sonst erscheinen die Träger dieses Na»
mens unter den Helden in den Kämpfen des
Vaterlandes wider dessen Feinde, so Albert,
Vernhard, Georg Stephan und Hein-
rich gegen die Tataren, Georg gegen die
Polen, Dominik, Eugen, Ladislaus
gegen die Franzosen. — <Hine nicht minder
stattliche Reihe finden wir im Dienste des
Staates, so die Staatsmänner Gugen,
Georg, Georg Stephan, dann Hein-
rich, der in schwerer Zeit seinem Herrn uno
Kaiser zur Seite stand, Johann Franz,
Joseph Franz, vor Allen aber Nudolf,
diesen „treuen Diener seines Herrn", wie solche
in ähnlicher Selbstlosigkrit und Hingebung
nur selten vorkommen. — Der Kirche wid« meten Nch in älteren Zeiten einzelne Sprosse^
dieses Geschlechtes, wie'denn auch einzelne
mehrere Kirchen mit ansehnlichen Schenkun»
gen begabten. Spater ziehen die Wrbna
. die Dienste im Staate und im Heere jenen
in der Kirche vor. Auch in den Tagen der
Wirren, als Glaubensstreitigkeiten die Ge
müther entfesselten und politische Parteien
mit dein Schwkrt in der Faust für ihre pe>
sönlichen und die Rechte des Landes ein»
standen, begegnen wir ihnen: "ein Johann
Wrbna lebte geächtet flüchtig, ein Georg
Wrbna entging dem Todesurtheil, das
wioer ihn gefällt wurde, durch vorzeitigen
Tod im Kerker. — Daß ihnen Künste und
Wissenschaften nicht fremd geblieben, bezeugen
Heinrich Wrdna, welcher die Nectorstelle
an der Hochschule zu Frankfurt a. O. beklei«
dete. und Graf Rudolf, der unter den
Edlen Böhmens, die als Forderer der Wohl»
fahrt, der Kunst und Wissenschaft genannt
werden, in vorderster Reihe steht. Auch be>
weist das interessante an denkwürdigen Hand»
schriften reiche gräfliche Archiv zu Horowitz,
daß die Wrdna den Werth solcher Schrift-
stücke vollauf zu würdigen verstanden. —
Was die Frauen des Hauses anbelangt, so
wählten ebenso die Söhne desselben aus den
ersten Hausern des Reiches ihre Lebensgefähr-
tinen. als die Töchter in solche heirateten,
und wir finden in den genealogischen Ta<
feln die Namen der Familien Abensperg«
Traun, Chorinsky, Erdüdy. Gal laü.
Hardegg. Haugwih. Holstein, Hoyos.
Kaunitz. Kinsky, Kol lon i ts , Kolo«
wrat, Lamberg. Liechtenstein, Lob»
kowih. Mannsfeld. Mart ini tz. Mit»
trowsky. Oppersdorf, P rasch m a,
Roggendorf. Skrbensky, Wrat is law
u. a., mit denm die Wrbna durch Ehe-
schließungen in nahe Verbindung traten.
Noch sind aber unt^r den Frauen besonders «
bemerkenswerlh die Gräfin Helena, Tochter
Alberts von Wrbna, als die Ahnfrau der
heutigen Fürsten Lamberg, und Gräfin
Flora, eine geborene Gräfin Kageneck.
Nichte des Staatsüanzlers Fürsten Metter»
nich. welche durch ihre ausgebreitete Cor>
respondenz mit berühmten und denkwürdigen
Zeitgenossen, mit denm sie im Salon ihres
Oheims zusammentraf, eine ebenso ergiebige
als interessante Quelle für die sogenannte
kleine Geschichte, oder jene kleinen Ursachen
großer Ereignisse, die nicht in Acten und U»
künden zu finden, sein dürfte. — Der Besitz»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon