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Wrbna, Heinrich (Hynek) 179 ^ Helene
i«. Jahrhunderts; ein Sohn Johanns und
der Dorothea von Naupova, widmete
er sich. dem Zuge der Zeit folgend, dem
Waffendienste. Als 4329 die Türken unter
Sol ima n's Führung Niederungarn mit ihren
zahllosen Schnuren überströmend, gegen Wien
rückten, dessen Belagerung sie am 24. Sep»
jember begannen, und die schlesischen Stände
unter Herzog Joachim von Oppeln sich
zur Abwehr rüsteten, wurde Heinrich von
Wrbna zum Unterfeldherrn über die vier
Kreisobersten aufgestellt. — 18. Heinrich
(Hynok) lebte im j<>. Jahrhunderte. Der
älteste Sohn Johanns uon Wrbna und
Johannas Gräsin von Zierot in, nahm
er uon früher Jugend an. des besonderen
Vertrauens Ferdinands I.» Maximi-
l ians I I . und Rudol fs I I . sich erfreuend,
eine einflußreiche Stellung in den Ländern
Mähren und Schlesien ein, in welch ersterem
er von 5 390—!394 den Posten des Landes-
hauptmannes versah. Aber Heinrichs Wirk«
samkeit fällt in eine bewegte Zeit. Reforma-
tion und Kirchentrennung blieben auch auf
den Staat nicht ohne Wirkung. Treffend
schildert ein Historiker jene Tage der Gab«
rung: Die ständische Wahlfrciheit. das Recht
der Selbstbewaffnung, der Selbsthilfe, des
Bundes mit Auswärtigen, finstere Abson»
drrung uon einander und Concentrirung
scharf getrennter deutscher, magyarischer, sla-
uischer Nationalitat (damit aoer Zerstörung
des österreichischen Staatmdunoes) schienen
allgemeine Losung zu werden. Dabei trat der
Protestantismus mit Elfolg gegen den Ka<
tholicismus. von dessen sprichwörtlicher
Uebermacht damals gar wenig zu sehen, auf.
Von den Niederlanden, wo innerhalb dreier
Tage mehr alö vierhundert Kirchen geschänder
und zerstört wurden, pflanzte sich die religiöse
Unduldsamkeit in erschreckender Weise über
Deutschland und Oesterreich aus. Bald waren
oie meisten Lehrkanzeln, alle ständischen Wür>
den und die meisten einflußreichen Aemter in
den Händen der Protestanten, die nun in
Bücherschätzen und vorzüglich in Archiven,
im Wahne papistisches Unwesen und mit den
Zehnten und Stiftungen zugleich den ganzen
katholischen Cultus und Clerus auszutilgen,
unwiederbringlichen, ja größeren Nachtheil an«
richteten, als seinerzeit die Schweden und die
Türken. So z. B. predigten der berühmte
Opitz im Wiener Landhause, Gabelmann
und Odont ius in Steiermark so heftig
wider Fürsten und Regierung, daß ihre hin« gerissenen Zuhörer jedesmal Just hatten, „alle
Päpftischen. die sie als Abgötter verdammt
und dem Teufel übergaben, mit blutigen
Händen zu zerreißen und lieber unter den
Türken zu leben, als unter katholischer Herr»
schaft"! Es herrschte in allen Kreisen, und
selbst in denen der Protestanten, wo Euan»
gelische und Neformirte sich gegenseitig ver»
folgten, verhöhnten, eine B griffsverwirrung
ohne Gleichen. Es war eme unglückselige Zeit
der Verwirrung und Entzweiung, des Arg«
wohns und des Parteigeistes, in welcher,
analog der Trennung von Staat und Kirche,
dieselbe leidige Spaltung von Haus zu Haus
ging und nicht selten trennte, was Gott und
Natur verbunden hatten: Eltern und Kinder,
Brüder und Gatten; in dieser Zeit walteten
in Mähren und Schlesien zwei alte und
mächtige Geschlechter, die Wrbna und die
Zierot in. von denen ersteres das Beispiel
glänzender, heldenmüthiger Treue gab. und
in demselben obenan Heinrich (Hynek)
Wrbna. Auf die Hebung seines Geschlechtes
bedacht, erwarb er Goldenstein (!382),
Leipnik (l392), Wisterniß (1388), welch letz.
teres er aber nach wenigen Jahren wieder
dem Olmützer Domcapitel verkaufte. —
19. Heinrich (Hynek), welcher in der
zweiten Hälfte deS <6. und zu Anfang des
17. Jahrhunderts lebte, ist ein Sohn I o«
hanns von Wrdna und Helenens gebo«
renen Freiin von Hofmann. Mit seinen
Eltern — der Vater war in die religiösen
Wirren und die aufrührerische Bewegung der
Stände Böhmens und Mährens verflochten
und infolge dessen genöthigt gewesen, in der
Fremde seine Zuflucht zu suchen — kam er
nach Frankfurt a. O., an dessen damals be.
sonders von Protestanten besuchter Univer-
sität er eine gründliche wissenschaftliche Bil»
düng erwarb und zuletzt die Würde des
Nülltor MÄFnikouä erlangte. Die Wrbna
waren vielfach mit den Zierot in oer-
schwägert. welche an der Spitze der zprote»
stantischen Partei standen und durch gelehrte
Bildung. Kenntnisse und, Bchamlichkeit die-
selbe mächtig stützten. Auch Heinrich wählte
sich aus diesem berühmten Hause seine Ehe-
frau, indem er des in Mährens Geschichte
eine so große und einflußreiche Rolle spielen«
den Kar l von Zierot in Tochter Benigna
heiratete. Ihr Sohn, seinem mütterlichen
Großvater zu Ehren Karl getauft, ward der
Erbe von Z ierotkn's herrlichem Bücherschatz
und gelehrten Sammlungen — 20. Helene
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon