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Württemberg, Friedrich Ludwig 239 Württemberg, Friedrich Ludwig
Herzog Friedrich Karl hatte sich am
28. October 1682 mit Eleonore Iuliane,
Tochier Albrechts Markgrafen von Bran-
dend urg« An spach vermalt, und von den
sieben Kindern dieser Ehe traten Karl Ale»
rand er, Heinrich Friedrich und Fried-
rich Ludwig zu Oesterreich in nähere Be.
ziehungen. Vergleiche ihre Lebensskizzen Nr. 15.
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>lLrou!s8 XViit6mderFiou5 (i'udiQFah 1699,
l'ol.). — Porträt. G. F. Hopffcr Mx . ,
I . C. Sar tor ius äc, ig78. Fol.^I —
10, Friedrich Ludwig Prinz (geb. H. No<
uember 1690. gefallen im Treffen bei Gua<
stalla am i!). September 1734). Der jüngste
Sohn des Herzogs Friedrich Karl aus
dessen Ehe mit Eleonore Juliane gebo«
renen Markgrafin von Brandenburg«
Anspach und Bruder der Prinzen Karl
Alexander. Heinrich Friedrich und
Mar Emanuel. 1708, achtzehn Jahre alt.
ging er nach den Niederlanden und wohnte
zugleich mit seinem Bruder Heinrich Fried»
rich allen übrigen Feldzügen des spanischen
Erbfolgekrieges bei. Dann begab er sich nach
Lachsen, machte den Feldzug 1713 in Pom«
mern mit, wo er sich bei der Eroberung der
Insel Nsedom, dann beim Angriff auf Rügen
und bei der Belagerung der Festung Stral«
fund durch große Brauour auszeichnete. Nun
wandte er sich mit Erlaubniß seines Vaiers
17l6 nach Ungarn, um unter den Fahnen
des Prinzen Eugen als Freiwilliger gegen
die Türken zu kämpfen, und gab 1717 vor
Belgrad neue Beweise seiner Tapferkeit.
Kaiser Kar l Vl . verlieh ihm infolge dessen
im Herbste gedachten Jahres das Infanterie«
Regiment Nr. lt), das bis dahin sein Bruder
Heinrich Friedrich innegehabt hatte, und
ernannte ihn im Jänner 1718 zum General«
Keldmarschall-Lieutenant. Gleich darauf wurde
Friedrich Ludwig auch polnisch'sächsiscker
General!ieutenant. Die nächsten Jahre lebte
er zumeist in Dresden, dann geheim bei der
Fürstin von Teschen. Ursula Katharina ge-
borenen von Bukow (geb. 1674, gest. 1744)
auf ihrem Besitze zu Hoyerswerda in der
Oberlausitz und verband sich mit ihr auch am
22. October 1722 in heimlicher Ehe. 1723
wohnte er den Krönungsfeierlichkeiten in
Böhmen bei, wurde darauf k- k. General'
Feldzeugmeister und 1731 Commandirender
in Parma und Piacenza. 1732 führte er
7000 Mann Hilfstruppen zu Gunsten der
Genuesen gegen Corsica und gab bei die,er Gelegenheit Beweise edler Humanität, die den
siegreichen Feldherrn doppelt adelt, indem er
nach errungenem Siege, die Härie Derer, für
die er gesiegt, erkennend, mtt diesen zu Gun«
sten der Besiegten verhandelte. Der Senat
von Genua verehrte ihm als Ausdruck seines
Dankes einen Stock, dessen Knopf und einen
Degen, dessen Gefäß von Gold reich mit
Diamanten besetzt waren. 8 Stück kostbare
Gemälde, deren vier verschiedene Thaten des
Generals in Corsica vorstellten, mehrere Kisten
mit Chocolade, welche damals als eine ganz
besondere Köstlichkeit angesehen wurde, eine
vollständige Garnitur Diamantenknöpfe zu
einem Staatskleide. welche auf 250.000 Scudi
bewerthet wurden. Darauf befehligte der
Prinz 1733 das bei Groß-Glogau in Schle»
sien aufgestellte Obseroationscorps. dessen
Zweck ein doppelter war, zunächst um Schle«
sien gegen die Einbrüche der polnischen Hor»
den und dann für alle Fälle die Freiheit der
polnischen Königswahl zu schützen. Im August
des nämlichen Jahres erhielt der Prinz das
Generalcommando in den Niederlanden und
dann in dem italienischen Feldzuge ein Corps
zuerst unter dem Obercommando des Feld«
marschalls Grafen Mercy und nach dessen
Tode unter jenem des Feldmarschalls Grafen
Königs eck. Da that er sich zuerst im Treffen
bei Parma am 27. Juni 4734 hervor, wo
Feldmarschall Mercy sein Leben ließ. dann
bei Quistello am 13. September, zuletzt bei
Guastalla am 19. September, wo er aber,
eben im Begriff, ein frisches Pferd zu bestes
gen, durch zwei Kugeln, deren eine in das
rechte Auge. die andere in die Brust ging.
im Alter von 44 Jahren den Heldentod starb.
Die kaiserliche Armee erlitt in ihm den Ver.
lust eines ihrer besten Generale. Seine Gattin
Ursula Kathar ina von Bukow.
eine Nichte des polnischen Cardinals und
Primas Nadziejowsti war zuerst mit
dem Fürsten Georg Lubomirski uermält.
Diese Ehe. aus welcher der 1700 geborene
Georg Chevalier de Sare stammt, wurde
jedoch geschieden. Der König von Polen aber
ließ die geschiedene Fürstin in den Reichs'
fürstenstand unter dem Titel einer Fürstin
von Teschen erheben. Als Fürst Friedrich
Ludwig starb, nahm sse, wie es bei der
heimlichen Trauung ausgemacht worden war,
den fürstlich Württemderg'schen Titel an
und führte das fürstliche Wappen. Obwohl
die herzogliche Familie anfangs dagegen
war, machte man ihr doch in der Folge keine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon