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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Volume 58
Page - 259 -
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Page - 259 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wolf-Wurmbrand, Volume 58

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Mürzburg. Zerline 289 ^ Zerline tragischen Fache — freilich mit wech. ftlndem Erfolge — gewirkt hatte, wollte man plötzlich entdecken, daß es ihr an Empfindlichkeit, an Innerlichkeit ge- breche, daß sie dagegen für die Repräsen- tation von Salondamen wie geschaffen sei. Nun gehörten bekanntlich derartige Garnisouswechsel zu den Passionen Heiw rich Laube's, und wie mancher einVer» gnügen darin findet, alle vier Wochen die Meubles in seinem Zimmer umzu» stellen, wenn auch — der Abwechslung halber — einmal ein Schrank vor das Fenster und' ein Divan vor die Stuben- thür zu stehen kommt, so liebte es der artistische Leiter des Burgtheaters mit seinen Bleisoldaten (der Vergleich ist nicht so gewagt, wie er auf den ersten Blick erscheint), die wunderlichsten Ma- noeuvres auszuführen. Es liegt auf der Hand, daß solche Versuche nicht immer mißlingen: denn ein guter Schauspieler ist eben ein guter Menschendarsteller, und er wird darum noch keinen Kompetenz» constict erheben, weil er eine Rolle zu> getheilt erhält, für welche eigentlich seine Statur fünf Zoll länger sein oder sein Geburtstag um zehn Jahre früher da» tiren sollte. Aber für die künstlerische Entwicklung der Einzelnen und die Her« stellung eines harmonischen Zusammen- spiels förderlich sind solche Versuche darum keineswegs, und wenn es ein Gesetz gäbe, welches den fahrlässigen Mord junger Talente bestraft, mochte ich nicht in Laube's Haut stecken. Wie viel „seltene Vögel" hatte er nicht von seiner Suche nach Künstlerinen mitgebracht, die er nach einem Jahre als ganz gemeine Sperlinge wieder stiegen ließ! Oft durften sich die armen Thierchen gar nicht einmal vor dem Publicum sehen laffen oder hoch» stens ein Lied nach der Melodie pfeifen: „Gnädige Frau, der Wagen ist vorgefahren". An solchen Aufgaben wird freilich das größte Talent zu Schan- den." Diese Worte treffen — wir wollen damit dem Directionstalente Laube's übrigens nicht nahe treten — auf diesen ganz. auf die Würzburg zum großen Theile zu. Und so ist denn auch in und mit ihnen die Stellung dieser Darstel- lerin an der Hofbühne wahrend Laube's Gewaltherrschaft gekennzeichnet. Gewiß aber ist es, daß die Darstellerin in cheto- rischen Rollen wirksamer hervortrat als in gefühlvollen; daß ihr Sülondamen, namentlich jene Gattung Frauen, wie sie uns die neueren französischen Bühnen» dichter in ihrer ganzen Eigenart vor» führen, vortrefflich gelingen und sie in solchen Rollen auf der Höhe ihrer Kunst steht. Bei einer Umschau in ihrem Re- pertoire führen wir außer den schon ge« nannten Rollen aus ihrer ersten Zeit noch an: das Blumenmädchen im „Fechter von Ravenna", welche Rolle sie geschaffen, und welche ihr Keine mit der Vollendung, mit welcher sie dieselbe gab, nachspielte; Margarethe in Scribe's „Erzählungen der Königin von No« varra"', die Herzogin von Marlbo- ro ugh in desselben „Ein Glas Waffer"; die Virginia Blassac in der Frau von Girardin „Lady Tartuffe"; die Elisabeth in „Maria Stuart"; die Gräf in Jul ia in „Fiesco"; dieEboli in .„Don Carlos"; die Adelheid in „Götz von Berlich'mgen"; vor Allem aber die Marwood in Lessing's „Miß Sarah Sampson"; und um auch eine ihrer episodischen Rollen anzuführen, nennen wir noch die Armgard in Schiller's „Tell", wo die Scene mit dem Landvogt, von dem sie ihres Mannes Freiheit fordert, zu einem Meisterstücke der Wahrheit und Leidenschaft wird. Fräulein Würzbu rg hatte sich in Wien 17*
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Wolf-Wurmbrand, Volume 58
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Wolf-Wurmbrand
Volume
58
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1889
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
380
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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