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Murmb. Anion 286 ) Franz
seiner gemeinnützigen Absichten, für
welche er sich selbst ruinirt hatte, trieb
den sonst unbeugsamen Mann schließlich
zur Verzweiflung und zum Entschlüsse,
selbst seinem Leben ein Ende zu machen.
Er that es in voller kalter Ueberlegung
in grauenerregender Weise. Er verbarg
sich nächtlicher Weile auf der zu seinem
Vorhaben bereits am Tage ausgesuchten
besonders geeigneten Stelle an der von
Neumarkt nach Grieskirchen führenden
Bahn. Als dann der Schnellzug bei
heller Mondnacht heranbrauste, warf er
sich ihm entgegen und fand so den ent»
schlichen Tod. Wurmb war glücklicher
Weife unverheiratet, „seine Liebe", schreibt
einer seiner Freunde, „war sein Heimat'
land und die Verwirklichung seiner wahr-
lich nur gemeinnützigen Ideen". Der
Versuch, ihm ein kirchliches Begräbniß zu I
erwirken, indem man Geistesstörung vor»
gab, in welcher er die That begangen
habe, scheiterte an des Linzer Bischofs
R u d i g i e r ablehnendem Bescheide,
worin dsr Vorwand der Geistesstörung
gar nicht in Betracht gezogen, sondern
nur darauf hingewiesen wurde, daß
Wurmb's im Landtage gemachte Aeuß^
rungen: „Die Demokratie ist meine Re>
ligicn", „Die Demokratie ist mein Glaube
und meine Hoffnung" seine Stellung
zur christkatholischen Kirche kennzeichnen.
Doch wurde die Leiche nicht in der Pfarre!
Taufkirchen, in welcher sie gefunden
worden, sondern in der Pfarre Neumarkt,
und zwar auf einem dem Verstorbenen
gehörigen Grundstücke, dem sogenannten
Hopfengarten, ohne Sang und Klang,
aber in Anwesenheit einer großen
Menschenmenge, die theilnahmvoll der
Beerdigung beiwohnte, begraben. Im
folgenden Jahre erhielt sein Grab einen
Denkstein. W u r m b hat Memoiren
hinterlassen, welche sich im Besitze des Dr. Schlager in Linz befinden, der mit
Herausgabe derselben betraut wurde.
Ein langjähriger Freund des Verstorbe-
nen, A. Schilcher in Wiener-Neustadt,
widmete demselben in der Linzer „Tages»
post" einen warm empfundenen Nachruf,
den er mit folgendem Vorschlage schließt:
„ Im Besitze verschiedener Mittheilungen
und Aufsätze von Wurmb, beantrage
ich, daß sich in der Heimat ein Comitä
bilde, Alles sammle, was sich auf ihn be«
zieht, und in gediegener Bearbeitung ein
geistiges Monument feines Wirkens auf-
richte, das Erträgniß aber einer Stiftung
widme, woraus seinerzeit ein Knabe der
Gemeinde Neumarkt der technischen Aus-
bildung zugeführt werde. Bezeichnung:
„Anton Wurmb'sche Stiftung".
Der Wanderer (Wiener polit. Blatt) l866,
Nr. N9: „Ueber den Selbstmord Wurmb'b".
— Derselbe. l867. Nr. UiO: „Anton
Wurmb". — Neue Freie Presse (Wiener
polit. Blatt) l866. Nr. <Nl: „Wurmb".
Wmmb, Franz (Arzt und Homöo-
path, geh, zu Neumarkt in Ober«
österreich am 22. Juni l893, gest. in
Wien am w. October 1864). Wir ver-
muthen in unserem Arzte, dessen Vater
einen bedeutenden Leinwandhandel in
Neumarkt betrieb, einen älteren Bruder
des unglücklichen Industriellen Anton,
dessen Lebensskizze voranging. Auch er
studirte in K'remsmünster, und nach been»
digtem Gymnasium !823 begann er an
der Hochschule Wien das Studium der
Arzeneiwifsenschaft. Den zweiten Jahr»
gang hörte er, um sich die italienische
Sprache anzueignen, in Padua; ging
aber dann wieder nach Wien zurück, wo
er die medicinischen Studien beschloß,
sich mit mehreren später berühmt gewor«
denen Collegen, mit Kollerschka,
Skoda, Schuh, befreundete und l83l
das Doctorat der Medicin und Chirurgie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon