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Wurmbrand, Hugo 308 Wurmbrand. Hugo
Wurmbrand-StuMch, Hugo Graf
(Oberst des Kaiser - Dragoner - Regi«
mentes, geb. 2 l . April 1839), von
der österreichischen Linie. Ein Sohn des
Grafen Wi lhelm aus dessen Ehe mit
Ber t ha geborenen Gräsin Nostitz,
widmete er sich frühzeitig dem Reiter»
dienste in der V. k. Armee, wurde 1862
Lieutenant bei Graf Wallmoden-Küras-
sieren Nr. 6, 1866 Oberlieutenant, kam
als solcher 1869 in das Dragoner-Regi-
ment Nr. 9 und dann als Rittmeister zu
Wrangel-Dragonern Nr. 2. Vom 1. No-
vember 1883 sinden wir ihn bereits als
Oberstlieutenant im k. k. Generalstabe
und als Generalstabschef der 3ö. Trup-
pendivision. Graf Hugo, der seinen
Beruf nicht nach der üblichen Schablone
auffaßt, die im Pferdekennen, Pferde«
und Rekrutendressiren und in höchster Ver«
vollkommnung der Stallsprache, um die»
selbe salonfähig zu machen, das Um und
Auf eines Reiterofficiers erblickt, hat,
Don der höheren Bedeutung eines solchen
'durchdrungen, im militärwissenschaftlichen
Vereine zu Wien durch seine geistvollen
Vorträge über Reiterdienst und Reiter»
bestimmung die allgemeine Aufmerksam'
keit auf sich gelenkt. Im Jahre 1884
hielt er einen anziehenden und ungemein
lehrreichen Vortrag über die „Thätigkeit
1)er Kavallerie durch die Generalstabs»
brille", welchem Erzherzog Johann
und weiland Kronprinz Rudol f bei-
wohnten, und der auch für Laien Inter-
esse bietet. Der bisher landläufigen An-
schauung über Aufgabe und Zweck des
Reiterdienstes, nach welcher der Caval.^
lerie im Aufklärungsdienste nur die Rolle
des Sehers, des Beobachters vorbehalten
bleibt, das Schlagen ihr aber nur dann
zu gestatten ist, wenn man eben schlagen
muß, dieser Anschauung tritt Graf
Hugo entschieden entgegen und erkennt in einer kräftigen Offensive die Haupt«
Wirkung und sonach die Hauptaufgabe
jeder Cavallerie. (Die Russen eröffnen ja
auch mit ihren gefürchteten Kosaken, mit
ihnen die allgemeine Panik verbreitend,
ihren Angriff.) Im Verlaufe seines Vor-
träges setzt er auseinander: Gerade um
zu sehen und zu beobachten, müsse ge>
schlagen werden, so oft sich Gelegenheit
biete, denn eine tüchtige Cavallerie dürfe
nicht angegriffen werden, weil sie selbst
angreife. Auch die schablonenhafte Ver»
Wendung der Cavallerie — wie sie einige
Schriftsteller empfehlen — verwirft
Wurmbrand, indem er die These auf-
stellt, nur das Terrain und die auf dem-
selben eigenthümlichen Verhältnisse in
Bezug auf Gestaltung, Bedeckung, Bö-
völkerung und Cultur, wie endlich die
allgemeine Lage können für die Art der
Verwendung der Cavallerie bestimmend
'ein. Die beinahe zum Sport gewordene
Leidenschaft mancher Autoren für den
Dienst der Cavallerie als „Schleier" be-
kämpft er in ihren Auswüchsen gerade so
entschieden, wie die Uebertreibungen des
Drills verurtheilt worden sind. Die allzu
ängstliche Bildung des Schleiers, dessen
Hüten gestalte denselben allerdings immer
dichter, schließlich so dicht, daß völlige
Blindheit eintreten und es geschehen
könne, daß der Gegner den Schleier
lüfte. Aufgabe der Cavallerie bleibe es,
den Gegner stets fern zu halten und
dessen Schleier so oft und so kräftig als
möglich zu zerreißen, Dadurch seien mit
einem einzigen Momente oft mehr posi-
tive,Nachrichten und Aufklärungen vom
Gegner zu gewinnen, als langwieriges
Sehen und Beobachten je zu bieten ver-
möge, abgesehen davon, daß die mora»
lischen Effecte einer schon im Aufklä»
rungsdienste kühn vorgehenden Caval-
lerie meist auf die weitere Entwickelung
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I.VI7I. lGedr. N. Nov. l«89.'l
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon