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Murmbrand) Johann Wilhelm 306 Wurmbrand) Johann Wilhelm
der großen Action von nachhaltigem, oft
entscheidendem Einflüsse zu sein pflegen.
Ferner verwirft Wurm brand die zu-
weilen beliebte Zersplitterung der Caval»
lerie und wahrt dieser Waffe — entgegen
manchem neueren Schlagworte — noch
immer, trotz Hinterlader und trotz künf-
tigem Repetirgewehre, die traditionelle
Mission, die Entscheidung in der Schlacht
zu fällen. Viele Beispiele aus der neueren
Kriegsgeschichte, besonders aus der
Schlacht vom 3. Juli 1866, welche nach
dem Urtheil eines preußischen Autors
e!ne ganz andere Wendung genommen
haben würde, wenn man die österrei-
chische Cavallerie zur rechten Zeit eiw
gesetzt hätte, geben der Auffassung des
Redners Recht, welcher von jenem Geiste
beseelt sich zeigt, der heute Reiter
macht, wie einstens Ritter. Zur Zeit ist
Graf Hugo als Oberst und Comman»
dant des Dragoner-Regimentes Kaiser
Franz Joseph I. Nr. 1 zu Therefienstadt
in Böhmen in Station und besitzt das
Militär-Verdienstkreuz. Seit 27. Jänner
1866 mit Mar ia geborenen Bedücs
de Tarödfa und Telekes vermalt, hat
er aus dieser Ehe eine Tochter Paula
(geb. 26. November 4878).
Armee» und Marine» Zei tung (Wien, 4".)
I I . Jahrg.. 10. April l«84, Nr. 33.
Wurmbraud-Ttllftpach, Johann Wil-
Helm Graf ( R i t t e r des goldenen
Vließes, geb. 18. Februar 1670, gest.
27. December 1739), von der östen-eichi-
Linie. Der erstgeborene Sohn des Frei»
Herrn Johann Eu stach und Mar ia
Isabel las Freiin von Speidel. ^Die
österreichische Linie der Wurmbrand,
welcher Iohann Wilhelms Vater an»
gehörte, war in den stürme vollen Zeiten
der damals in Oesterreich üblichen Reli«
gionsverfolgungen aus Anhänglichkeit an die neue von Luther gestiftete Lehre in
Verbannung außer Landes gegangen.
Als dann die in Religionssachen mildere
Gesinnung des Kaisers Leopold I.
vielen Edlen die Rückkehr in die Heimat
ermöglichte, befand sich auch Johann
Wilhelms Vater, Graf J o h a n n
Eu stach, unter ihnen und erhielt von
diesem Monarchen von den der Familie
gehörigen Gütern diejenigen wieder
zurück, welche noch nicht vergeben waren.
Indessen bereitete sich Johann Wil-
Helm auf der Hochschule zu Utrecht,
welche, obgleich damals nicht viel über
ein halbes Jahrhundert alt, sich doch des
Rufes, ausgezeichnete Lehrkräfte zu be-
fitzen, erfreute, für die Laufbahn im
Staatsdienste vor und veröffentlichte,
nachdem er seine Studien beendet hatte,
seine erste Schrift: „Z^?-?^ s«^-i <wz-
(Utrecht 1692 und Leipzig 1733, 4<>.).
Frühzeitig trat er in den Staatsdienst
und fand nach dem vorschnellen Tode
seines Vaters, welcher, erst 42 Jahre alt,
das Zeitliche segnete, während dessen
ältester Sohn erst l7 Jahre zählte, in
dem Grafen Dominik Andreas K a un i tz,
des berühmten Staatskanzlers Groß»
vater, der, selbst ein gewiegter Diplomat,
sein Genie als solcher durch den Abschluß
des Nyswyker Friedens (1697) bewiesen,
einen liebevollen und welterfahrenen
Leiter seiner Jugend. Er wurde am,
2. December 1697 zum wirklichen Reichs»
hofrathe befördert und sofort in seine
Stelle eingeführt, im Jahre 1708 uon
Kaiser Joseph I. in dieser Würde be«
stätigt und zum Kämmerer ernannt,
dann nach Josephs frühem Tode zu
der am 12. October 171 l vorgenom-
menen neuen Kaiserwahl nach Frankfurt
a. M. abgeordnet, endlich von Kaiser
Kar l VI . in seinen Aemtern als Reichs-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Volume 58
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wolf-Wurmbrand
- Volume
- 58
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon