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Murmser Wurmser
führte die dritte Eolonne und ließ das
Blockhaus bei Oberschwedeldorf durch
Haubitzen in Brand stecken, worauf noch
der Generalmajor Terzi , welcher mit
den übrigen beiden Colonnen die Unter-
nehmung deckte, den aus Glatz herbei-
eilenden feindlichen Succurs zurückschlug
und bei dieser Gelegenheit 300 Preußen
gefangen nahm. Indessen behauptete
Wurmser standhaft die vortheilhafte
Stellung bei Nückerts und Neinerz, aus
welcker seine Patrouillen ganz nahe an
Glah herankamen und er sicb längs der
scklesischen Grenze ausbreiten konnte,
wodurch er den Feind für Schweidnitz
besorgt machte. Als dann mit dem am
22. Februar 4779 zu Teschen abgeschlos»
senen Frieden der bayrische Erbfolge-
oder der sogenannte einjährige „Kar»
toffelkrieg" endete, übertrug Kaiser Jo-
seph I I . dem tapferen General, den er
überdies bereits am 2j . November 4778
außer Capitel durch Verleihung des
Commandeurkreuzes des Maria There-
sien Ordens geehrt hatte, das General-
commando in Galizien, einen, da sich
die Wolken des Türkenkrieges (1788
bis l790) drohend zu thürmen begannen,
w^gen der Nähe des künftigen Kriegs-
schauplatzes höchst wichtigen Posten.
Doch sollte der tapfere General diesmal
zu keiner Action kommen. Erst im
Frühjahr 1793, als die Ereignisse im
Westen Europas eine bedenkliche Wen-
düng nahmen, erhielt er das Commando
über die Armee am Oberrhein. Am
A l. März überschritt er bei Kertsch zwi-
schen Mannheim und Speier den Rhein,
griff am folgenden Tage den Nachtrab
des Generals Custine an und bedrohte
Landau. Als dann am 29. Juni und
3. Juli die Franzosen zum Enrsatze von
Mainz bei Rohrbach und Germersheim
durchzudringen versuchten, vereitelte er ihre Absicht und griff sie am 27. Juli im
Walde bei Offenbach und in ihren Linien
bei Essingen mit Erfolg an, trieb sie am
23. August aus dem Bienenwalde, nahm
am 27. eine Hauptrecognoscirung vor,
befahl am l l . September den Angriff
auf Bandenthal, welchen General Peja-
csevich mit großer Bravour ausführte,
und durchbrach endlich am 13. October
die für unüberwindlich gehaltenen Linien
von Lauterburg und Weißenburg, wobei
diese beiden festen Städte mit Lager,
Zelten, Gepäck, Pferden, vielen Feuer-
gewehren, 3l Kanonen, l2 Fahnen.
90 Trommeln und anderem Kriegsgeräth
erobert und 730 Franzosen gefangen
genommen wurden. Der Kaiser verlieh
außer Capitel am 23. October 1793 dem
Helden das Großkreuz des Maria The-
resien Ordens. Aber alle diese siegreichen
Kämpfe waren nutzlos gewesen, das Blut
der todeömuthigen Krieger war umsonst
vergossen worden. Ein Geschichtsschreiber
schreibt aus diesem Anlaß: „Da W urm>
ser vom Herzog von Braunschweig aus
Eifersucht und Neid nicht kräftig unter-
stützt wurde und die kleinen süddeutschen
Fürsten schon damals ein nichtswürdiges
Spiel mit dem deutschen Heere trieben,
insgeheim Einverständnisse mit den
Franzosen unterhielten und diese mit
Lebensmitteln, Fuhrwerk und allen
Kriegsbedürfnissen freigebiger und reich»
licher unterstützten, als die Reichsarmee^
so sah er sich schon Ende December zum
Rückzüge gezwungen, denn durch den
Rückzug der preußischen Armee war der
rechte österreichische Flügel der feind-
lichen Uebermacht zu sehr ausgesetzt. Die
Franzosen griffen mit großer Ueberlegen»
heit und mit immer frischen Truppen die
durch die vorangegangenen blutigen
Kämpfe in Zahl verminderten und durch
die Strapazen abgematteten Oesterreicher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wurmser-Zhuber, Volume 59
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wurmser-Zhuber
- Volume
- 59
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon