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Zakreis 103 Zakreis
theater zur Darstellung gelangte. Diese
Schöpfungen sind auch in öechischen dra«
matischen Sammelschriften im Druck er-
schienen, ins Slovakische und Serbische
ĂŒbersetzt worden und stehen auf croati-
schen und serbischen BĂŒhnen auf dem
Repertoire. Auch auf dem Gebiete der
Novelle und des Romans war ZÀ»
krejs thÀtig, und sind von ihm in
dieser Richtung âNie Patrioten", âNkr
Kllinpt nm ĂŒen Frieden", âNie internĂŒtionllle
Vrant" u. m. a. im Druck herausgekom-
men. Als er noch als KreissecretÀr sich
in Policzka aufhielt, wirkte er anfÀnglich
als Regisseur, spÀter als Director des
dortigen Dilettanten-Theaters. Im Jahre
1872 ernannte ihn die archÀologische
Section des k. böhmischen Museums
zum correspondirenden Mitglied, und
als solches veröffentlichte er in den âAr»
chaologischen Denkschriften" (^rolisolo-
AioicH paniÀtk^) eine Beschreibung des
Schlosses Karlstein.
Born mĂŒller (Fr.) Biographisches Schrift«
steller'Lexieon der Gegenwart. Die bekann»
testen Zeitgenossen auf dem Gebiete der
Nationalliteratur aller Völker mit Angabe
ihrer Werke (Leipzig 1882. Verlag des
bibliogr. Instituts, br. 12".) S. 78l.
Zllkreis, Thomas (TonkĂŒnstler
und Componist, geb. in der ersten
HĂ€lfte des laufenden Jahrhunderts, gest.
in Wien am 28 MĂ€rz 487t). Da er
blind war, kam er in das Wiener
Blinden-Institut, in welchem er â bei
nicht gewöhnlichen musicalischen An»
lagen â in der Musik sich ganz bedeu-
tend ausbildete. Von .Saphir aufge-
muntert und unterstĂŒtzt, stellte er l85l)
aus Zöglingen genannter Anstalt ein
vollstÀndiges Orchester zusammen, das er
so vortrefflich einstudirte, daĂ er 183 t
eine Kunstreise nach Salzburg und MĂŒn«
chen unternehmen konnte, auf welcher er mit seinem Blindenorchefter enthusiasti-
schen Beifall erntete und die Ehre
erfuhr, an einem Abend vor Herzog Max
in Bayern, dem Vater Ihrer MajestÀt
der Kaiserin, mit seinen Blinden die ge-
mĂŒthlichen Wiener Weisen vorzutragen.
Der MĂŒnchener Musikverein fand die
Leistungen Zakreis' so hervorragend,
daĂ er ihn zum Ehrenmitglieds ernannte.
Der blinde TonkĂŒnstler erhielt seinen
Unterricht von dem bekannten Violin-
virtuosen Durst, und obgleich er fast
alle Instrumente gelÀufig zu spielen ver-
stand, bildete er sich doch hauptsÀchlich
im Violinspiel aus, in welchem seine Vir
tuositÀt bestand, und mit welchem er
durch seine gemĂŒthvolle Spielweise die
Zuhörer fesselte und schon in jungen
Jahren, wenn er in gröĂeren Concerten
auftrat, den Beifall des Publicums ern<
tete. Mit seinem seltenen musicalischen
Talente verband er ein merkwĂŒrdiges
GedĂ€chtniĂ' MusikstĂŒcke, selbst groĂe
Orchesterwelke, wie Symphonien, Ouver-
tĂŒren u. dgl. behielt er, wenn er sie
einige Male gehört, im GedĂ€chtniĂ, und
da ihm durch seine Blindheit das Lesen
versagt war, richtete er sie
aus dem Ge>
dĂ€chtniĂ fĂŒr seine Blindencapelle ein, in
welcher er jedem Einzelnen dessen Part
einstudirte. Zakreis war als Musik-
lehrer im Wiener Blindeninstitnt ange-
stellt und blieb 48 Jahre in demselben
thÀtig. Auch hat er eine nicht unbetrÀcht-
liche Anzahl von Orchesterwerken fĂŒr
seine Blindencapelle geschrieben. Ob
etwas davon im Druck erschienen, ist uns
nicht bekannt; doch dĂŒrfte ein Theil
seiner Schöpfungen wohl in der Musica-
liensammlung genannter Anstalt
sich
be-
finden.
Presse (Wiener polit. Blatt). Zocalanzeigen
vom 30. MĂ€rz l87l. Nr. 89: âDer Capell«
Meister der Blinden".
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wurmser-Zhuber, Volume 59
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wurmser-Zhuber
- Volume
- 59
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon