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Zaleski, Wenzel 107 Zaleski, Wenzel
Provinzen den Angelpunkt alles geistigen
Lebens. Und so eröffnete denn Zaleski
in den nKosmintosoi") d. i. Miscellen,
einem damals mit dem polnischen Amts«
blatte zugleich erscheinenden Unterhat»
tungsblatte, eine stehende Rubrik für
Theaterkritik. I n einem ausführlichen
Essai, in welchem er des Grafen Fredro
Lustspiel „Odluäki i posta", d. i. Die
Mysanthropen und der Poet, analyfirte,
wies er auf dessen Schönheiten hin;
dann lenkte er die Aufmerksamkeit auf
das spanische Drama und empfahl seinen
Landsleuten den freien Calderon'schen
Vers und schrieb selbst eine Tragödie
.Iustina", von welcher ein Bruchstück in
den oberwähnten ^Kc>2llig.it08oi" 4827
erschien; außerdem veröffentlichte er im
genannten Blatte eine Kritik der Erzäh»
lung „Johann von Tpczyn" von Iu l .
Niemciewicz, schrieb über das Theater
in Polen und die Mittel, es zu heben;
über Calderon's Leben und Werke,
über die Zeitschrift des böhmischen Mu>
seutns" und über die böhmische Literatur,
wie er denn auch der Erste war, der auf
den Aufschwung der öechischen Literatur
das Augenmerk seiner Landsleute richtete;
erst nach ihm knüpfte Rosciszewski
I M . XXVI , S. 334^ mit den Oechen
' literarische Verbindungen an. 1828
wurde'Zaleski mit Beförderung nach
Sacz geschickt, es war dies die im Ver»
waltungsdienst übliche Form pi-onio-
^62.tul-, ut lunov6g.tur, um ihn aus seinen
mit Mißtrauen beobachteten literarischen
Verbindungen zu reißen. Aber ihn ganz
abwendig der Literatur zu machen, ge«
lang es wenigstens für die nächsten Jahre
nicht. Bis 1832 begegnen wir noch hin
uno wieder einigen wichtigen Arbeiten
seiner Feder in der genannten Zeitschrift,
so schrieb er über die Mineralquelle Kry.
nica im Sandecer Kreise (1829), eine Biographie seines Wohlthäters Kodesz,
lenkte die Aufmerksamkeit der Leser aur
die so interessanten, aber leider wmia.
beachteten sittengeschichtlichen Werke von
Lukas Golybiowski (1832, Nr. 42,
44, 47, 48) und auf die Volkslieder der
Polen (1831, Nr. 43—48), deren Be-
deutung er mit lebendigen Farben schil-
derte. Als er dann nach Lemberg zurück«
kehrte, ging er sofort an die Zusammen-
stellung eines in der polnischen Literatur
wichtigen, heute schon sehr seltenen
Buches, das er unter dem Titel: „IVesn/
Fo", d. i. Die polm»
schen und ruthenifchen Lieder des Volkes
in Galizien, mit den dazu gehörigen Ge>
sängen von dem berühmten Virtuosen
Karl Lipi i iski (Lemberg 1833, Franz
Piller, gr. 8"., L IX und 316 S. Text,
183 S. Komposition) veröffentlichte.
< Diese Sammlung war die Grundlage für
! alle folgenden und bleibt immer eine der
wichtigsten Quellen in der Literatur des
polnischen Volksliedes. Zum Gubermal'
rath befördert, arbeitete Zaleski in
Gemeinschaft mit Alois Stut terheim
das Statut und die Instructionen der
galizischen Creditbank aus, wovon der
Entwurf im Jahre 1842 im Druck er-
schien. Von da ab bis zu seinem Tode
— und in dieser Zeit lernte ich ihn per»
sönlich kennen, da er viel mit dem Biblio»
thekar der Lemberger Universität Fran;
von St ronsk i verkehrte — ging er
ganz in seinem amtlichen Berufe auf und
gewann im Lande und in den Regierungs-
kreisen durch sein humanes und tole>
rantes, dabei aber energisches Wesen so
großes Vertrauen, daß er, nachdem Graf
Franz Stadion die Stelle niedergelegt
hatte, im Jahre 1848 zum Gouverneur
von Galizien ernannt wurde. Beim
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wurmser-Zhuber, Volume 59
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wurmser-Zhuber
- Volume
- 59
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 428
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon