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Ziegelbauer, Mngnonld 38 Iiegelbauer,
sondern den Studien oblag und dabei
bescheiden blieb, noch mehr aber, als eine
von ibm herausgegebene Arbeit den Bei
fall der Sachkenner fand und er dafür
Verfolgungen und Gehässigkeiten erfuhr.
Als dies dem ebenso bescheidenen wie
geduldigen Mönch zu viel wurde, bat er
seinen Abt, in ein aizderes Kloster treten
zu dürfen, was ihm dieser auch gewährte,
worauf er in das Benedictinerstift Rei»
chenau am Bodensee sich begab, wo er
einige Jahre im Lehramt der Theologie
thätig war. Der Reichenauer Abt er-
kannte alsbald die Gediegenheit und die
Kenntnisse des Mönches und schickte ihn
nach Wien, um ihn daselbst am kaiser»
licben Hofe die Geschäfte seines Stiftes
besorgen zu lassen. Wahrend Z iege l '
bauer diese AngelegGnheit zu gedeih«
lichem Ende führte, hatte er mit verschie»
denen Männern, die den Wissenschaften
oblagen, Bekanntschaft gemacht, auch
sonst an dem Wiener Leben Gefallen ge-
funden, so daß er es vorzog, die bisherige
klösterliche Einsamkeit mit einem weiteren
Aufenthalt in der Residenz zu vertäu»
schen, zu welchem Zwecke er in das Haus
deS Freiherrn von Latt ermann 1734
als Erzieher eintrat. Die Muße seines
Erzieheramtes widmete er Wissenschaft-
lichen Arbeiten in Wiens Bibliotheken,
damals noch wenia^ bekannten Privat-
archiven und Sammlungen gelehrter
Männer, die ihm zuvorkommend ent«
gegenkamen und ihn in seinen Arbeiten,
die sich ziemlich rasch aufeinander folg'
ten, förderten. Durch den Beifall, wel»
chen diese Arbeiten fanden, wurde der!
Abt Benno von Braunau, ein großer
Freund und Förderer der Wissenschaft,
auf den jungen Gelehrten aufmerksam,
und alsbald berief er ihn nach seinem
Stifte, welchem Rufe Ziegelbauer um
so lieber folgte, als ihm das Kloster ein wohleingerichtetes Archiv und alle son»
stigen Hilfsmittel für die Forschungen,
denen er sich hingab, erschloß. Um diese
Zeit befahl die Kaiserin Mar ia The»
resia, bewogen durch den Rath des
obersten Kanzlers PH. Grafen Kinsky,
da es mit den Studien in Böhmen sehr
schlecht bestellt war, für den böhmischen
Adel in Prag eine Akademie zu stiften
und Aufsicht und Leitung derselben den
Benedictinern zu übertragen. Der.Brau-
nauer Abt Benno wurde infolgedessen
beauftragt, geschickte und zu diesem
Zwecke taugliche Männer seines Ordens
namhaft zu machen. Er wählte zugleich
mit Anselm Desing, Oliver Legi-
pont und Udalrich Weis unseren
Ziegelbauer aus, und diese vier
Mönche traten in Braunau zusammen,
um die innerliche Einrichtung der zu
schassenden. Akademie zu berathen. Als
aber l744 der preußische Krieg ausbrach
und der Feind bereits die Stadt Prag
bedrohte, stockten diese Berathungen.
Ziegelbauer blieb dessenungeachtet
nicht unthatig und arbeitete an einer
Zusammenstellung sämmtlicher Schrift»
steller und Geschichtsschreiber des Landes
Böhmen, welche mehrere Bände um»
faßte. Das fertige Manuscript sandte er
nach Wien zur Censur, von wo er jedoch
die Arbeit, die ihn viel Zeit, Geld und
Mühe gekostet hatte, trotz aller Betrei-
bungen immer nicht zurückerhalten
konnte. Die durch den Krieg veranlaßte
Pause hatten aber die Jesuiten benutzt,
um die Leitung der von der Kaiserin ge<
planten und ursprünglich den Benedic»
tinern überwiesenen Akademie an sich zu
reißen, und ihren Planen wie noch immer
glückte ihr Vorhaben. Doch wurde die
Akademie — das 1747 gegründete The»
resianum — nicht in Prag, wie es die
Kaiserin ursprünglich im Sinne hatte,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon