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Zimmer 109 Zimmers Johann Michael
der Abgeordnete Zimmer und sprach
mehr emphatisch als vernünftig: „Diese
Waffen haben^vor wenig Augenblicken
die Freiheit dem Volke auf den Straßen
erkämpft, sie haben daher auch das Recht,
hier zu erscheinen^?!!); Ihr habt die Frei»
heit verrathen, Ihr müßt daher jetzt ihre
Retter dulden." (Eine reine und lächer»
licheNachäffung des Pariser Convents von
anno 9t)). Dr. Zimmer versuchte auch
noch später wiederholt sich bemerkbar zu
machen, aber brachte es doch zu nichts,
was der vorerwähnten oratorischen
Prachtleistung gleichzustellen wäre. Neber
seine Wirksamkeit im Frankfurter Parla»
ment, in welches er auch Gott weiß
durch welches Mißgeschick gewählt wor»
den, ist so wenig zu berichten, daß ihn
selbst Laube in seinem dreibändigen
Werke „Das erste deutsche Parlament"
mst keiner Sylbe erwähnt. Doch fand
man den Geflüchteten trotz der vor»
erwähnten Abgeschmacktheiten so gefähr»
lich, daß man ihn verfolgte. Er war über
Dresden nach Berlin gegangen, wurde
dort infolge einer Denuntiation seines
Collegen im Reichsrath (nach Ebeling
soll es Brauner gewesen sein) auf Re-
quisition des österreichischen Gesandten
mit Hilfe Man teufte l's und Hinckel-
dey's im März 4830 festgenommen,
von Preußen an Oesterreich ausgelie-
fert und nach dreijähriger Untersuchungs-
haft von einem Ausnahmsgerichte zum
Tode vorurtheilt, dann aber zu fünf»
zehnjährigem Festungsarreft begnadigt.
Doch erlangte er früher, Wahlschein»
lich aus Anlaß einer Amnestie, seine
Freiheit wieder, denn er erzählt in einem
Schreiben aus Karlsbad vom 17. Iän«
ner 1861 selbst die näheren Umstände
seiner Verhaftung in Berlin. Seine wei»
teren Geschicke sind uns nicht bekannt.
Noch muß bemerkt werden, daß unser zweifacher Deputirter nicht mit August
Zimmer zu verwechseln ist. Dieser
stand 1848 als Gemeiner in der o. Com»
pagnie des Wiener Schützencorps, und
als am 13. October 1848 um Mitter-
nacht der Wachcommandünt beim
Kärntnerthore dem Dbercommando die
Anzeige erstattete, daß er für nöthig
finde, noch mehr Pflastersteine an dem
Kärntnerthore aufreißen zu lassen —
Wien befand sich im vollen Aufruhr und
baute Barricaden — meldete er auch,
daß er den August Zimmer arretirt
habe, weil derselbe dieses Aufreißen ver-
hindern wollte. Neber die weiteren
Schicksale dieses braven Arrestanten, der
weit vernünftiger war als sein Comman»
dant, sind wir gleichfalls nicht unter-
richtet.
Dun der (Wenzeslaw Georg). Denkschrif
üker die Wiener Occober<Nevolution (1848)
(Wien j8ii). gr. 8".) S. 1^8. 142. 434. 84«:.
— Ebeling (Friedrich W.) Zahme Ge^
schichten aus wilder Zeil (Leipzig 1831, Koll-
mann, kl. 8" ) 2. iü7. — Neuisskeiten
(Brünner polii. Lokalblatt) 1861, Nr, 28:
„Eine Erklärung oon vi-. Karl Zimmer".
, Johann Michael Edler von
(Rechts gelehrt er, geb. zu Ernste
b r u n n m Miederösterreich 29. August
1738, gest. in Wien 3. Februar 1830).
Er besuchte das Gymnasium am OoNe-
Fwlli kotrinoruni seines Geburtsortes
und fetzte seine Studien in Wien fort. Nach
Abschluß der philosophischen Jahrgänge
begann er'das Studium der Theologie,
vertauschte es aber bald mit jenem der
Rechtswissenschaft. Als seine Bemühun»
gen, ein Lehramt aus derselben zu erlan»
gen, erfolglos blieben, nahm er ^781
eine Auditorstelle bei einem k. k. Infan»
terie-Regimente an. Seine Tüchtigkeit in
diesem Dienste brachte ihn vorwärts, so
daß er 1790 Stabsauditor wurde. Da
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon