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Zimmermann. Albert Iimmermann, Albert
ber 1888 erschien im Münchener Kunst-
verein eine „ Abend stimmung" mit einem
über dem See aufziehenden Gewitter,
unter dessen Wolken die durchschim-
mernde Abendsonne einen fesselnden
Lichteffect erzeugt. Noch beging er in
fröhlichster Stimmung, in der Freude,
drei neue Bestellungen erhalten zuhaben,
seinen achtzigsten Geburtstag, nicht volle
vier Wochen später mackte eine Lungen-
lähmung seinem künstlerischen Schaffen
ein schnelles Ende. Zimmermann
war eine echte Künstlernatur auch im
schlimmen Sinne. Er hatte sich mit einem
Madchen vom Theater — sie spielte im
Soubrettenfache — ziemlich frühzeitig
verheiratet, aber das Paar führte eine
echte Künstlerwirthschaft. Von einem
Haushalt war keine Rede, so große Ein-
nahmen er hatte, Alles ging flöten und
er besaß nichts. Beständig in Geldver»
legenheiten — was ihn auch in ernste
Unannehmlichkeiten brachte und seine
Pensionirung herbeiführte — lebte er oft
in geradezu drückenden Verhältnissen,
und die Juden nahmen ihm die Bilder
nock naß von der Staffelei weg. Aber
durch alleS dies ließ er sich seinen Humor
nicht trüben, es war, als ob mit der
Noth sein Genius neue Uügel bekäme,
denn er malte mit steter Meisterschaft
weiter, und seinen Arbeiten sieht man
nicht an, in welcher Stimmung, in welch
mißlichen Verhaltnissen sie gemalt waren.
Daß ein Bild ihm oft eine kaum nennens-
werthe Summe einbrachte, welches dann
von Bilderwucherern um hohen Preis
verkauft wurde, das verschlug ihm wenig;
zu schleudern, leichtsinnig zu arbeiten,
war ihm nicht gegeben. Seine Wand«
lungen in der Manier mögen mit seinen
materiellen Verhältnissen in einigem Zu»
sammenhange stehen, denn auch die Kunst
steht im Solde der Mode, und die Bilder'
u. Würz bach, bio^r. Lerikon. I^X. sGedr. juden mochten seine Noth ausgenützt
und von ihm ein und das andere Bild
verlangt haben, für dessen Absatz sie
sichere Kundschaft hatten. Es machte
immer einen abenteuerlichen Eindruck,
wenn er mit seinen Ponys, die alternde
Frau im phantastisch weißen flatternden
Gewände auf dem Kutschbock seines
Wägelchens, die Salzburg » Berchtes»
gadener Straße dahinrollre. Wir schließen
die vorstehende Lebensskizze mit einer
Uebersicht der bedeutenderen Bilder, denn
ein vollständiges Verzeichniß derselben
wird, da er, wie bereits erwähnt, keine
Aufzeichnungen darüber führte, zu>
sammenzustellen unmöglich sein. Ueber
die Wandlungen seines Pinsels hat in
Kürze, aber treffend sein Biograph
Dr. Hol land in der untenangegebenen
Quelle berichtet. Zur Richtschnur des
Preises seiner Bilder haben wir aus der
Zeit, da er in Wien arbeitete, denselben
aus den Ausstellungskatalogen beigefügt.
Der ungeheuer hohe Preis von 3900 fl.,
den der Ausstellungskatalog 1873 für
das Bild „Der Rabenstein", Scene aus
Goethe's „Faust" angibt, ist auf die
Krack-Vorperiode zurückzuführen, in der
alle Bilder mit fabelhaften Preisen belegt
waren, aber diese Bilder wurden nach
der Ausstellung von dem allgemeinen
Krach mitgerissen und dann um die
Hälfte, oft weit unter ihrem wirklichen
Werthe hintangegeben. Auch läßt der
Ausstellungskatalog 1873 unseren Künst-
ler in Wien geboren sein, während er
ein Sachse, aus Zittau gebürtig, war.
Uebersicht der bedeutenderen Zilder Albert
Zimmermann's. „Landschaft im niederländi«
schen Charakter". — „Iudenfriedhof aus
Böhmen". — „Gegend im sächsischen Erz»
gebirge". — „Partie aus Pöcking am Starn-
bergersee"; die genannten vier in den Aus-
stellungen des Kunstvereines in München im
Jahre l334. -— ..Winterlandschaft". —
29. Dec. ^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon