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) Johann Aug. l 22 <3immerma"N) Johann Aug.
erhielt er von dem damaligen
Staats- und Conferenzminister Grafen
Kolowrat den Auftrag, einen Plan
für die Reform der österreichischen Gym
nasien auszuarbeiten, wurde infolge
dessen 1844 zu der (damaligen) kaiser-
lichen Studienhofcommission in Wien
einberufen und nahm von da an den im
Laufe der folgenden Jahre stattgefundn
nen, zeitweise unterbrochenen, nach der Er<
richtung eines selbständigen Unterrichts«
Ministeriums (unter Leo Thun) erneuer»
ten Reformberathungen der Gymnasial»
studien mit Exn er, Bonitz und An»
deren wirksamen Antheil, zog sich aber,
zum Theil andauernder Kränklichkeit
halber, zum Theil, weil er mit der völ-
ligen Beseitigung des Classen- und der
ausschließlichen Anwendung des Fach»
lehrsystems aus pädagogischen Gründen
nicht einverstanden war, im Jahre 1849
in den bleibenden Ruhestand zurück. Den
Rest seiner Tage verlebte er theils in
Wien, theils auf dem Gute seines
Schwiegervaters, eines freisinnigen Advo-
caten aus der josephinischen Zeit und
lebenslänglichen Freundes und Gesin»
nungsgenofsen Bolzano's, Oi-. Franz
Pistl auf Raditsch, zuletzt auf seiner
eigenen Besitzung Herzowka in Diewic
nächst Prag, der Literatur und Philo-
sophie ausschließlich gewidmet, wo er
auch, in den letzten Jahren leidend, nach
kurzer Krankheit starb. Zimmer mann
war ein dichterisch und philosophisch be»
gabter, an originellen Gedanken auf den
mannigfaltigsten Gebieten reicher, ebenso
feinsinnig empfindender als logisch scharfer
Geist, der mit der vielseitigsten Empfang-
lichkeit eine durchdringende Gründlichkeit
und mit überlegener Intelligenz die nach»
sichtigste Schonung und das freundlichste
Wohlwollen für Andere verband, so daß
er bei seinen zahlreichen Schülern ein bleibendes dankbares Andenken zurück-
gelassen hat. Als Schriftsteller litt er wie
fast alle Zeitgenossen unter der Ungunst
der damaligen Verhältnisse, als philo«
sophischer Schriftsteller überdies unter
dem Drucke, der auf dem Namen seines
4820 vom Lehramte als kirchlich und
politisch verdächtig entfernten Lehrers
Bolzano ^Band I I , Seite 33^ und
dessen Schule lastete. Seine größeren
poetischen Arbeiten sind meist Bruchstücke
geblieben, seine philosophischen meist ohne
seinen Namen ans Licht getreten. Unter
den ersteren nehmen seine geistlichen Lieder
durch Innigkeit und Wärme den ersten
Platz ein. Außer seinem „Gebet des Herrn,
in acht Vrdern" (Piag 1828), das mehrere
Auflagen erlebte, sind viele derselben in
Zeitschriften und Werken zerstreut, so in
Staudenmcyer's „ Geist des Christen-
thums", Pletz's „Katholischer Viertel-
jahrschrift" u. a. O. Eines derselben, ein
Meßlied für die Prager Nniversitatskirche
(Salvatorkirche), hat seinen Weg in die
katholische Hofkirche in Dresden und
durch König Otto von Griechenland in
die katholische Hofcapelle zu Athen ge>
funden. Von feinen weltlichen Liedern
find einige, darunter sein „Schwimmer-
lied", in Braunthal 's „Oefterreichi-
schem Musenalmanach" (1837). andere
in der ehemaligen „Monatschrift des
vaterländischen Museums" in Prag
u. a. O. erschienen. Dieselbe Zeitschrift
enthält auch seinen auf Hormayr's
Antrieb entstandenen Versuch, die ältesten
Legenden der böhmischen Geschichte,
z. B. die der h. Ludmilla, in poetische
Form zu bringen, und den ersten Act
seines Trauerspiels „Johannes Nepo^
mucenus", dessen eigentlicher Held aber,
wie die im Nachlaß vorgefundenen Bruch-
stücke beweisen, vielmehr der König
Wenzel (IV.) geworden wäre, und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon