Page - 176 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Volume 60
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ser, Mai er 176 Zipser, Maier
unter dem in großem Rufe der Gelehr» !
samkeit stehenden Rabbiner Maier!
Eisenstadt weiter zu studiren beabsich-
tigte, und wo Verwandte seiner Mutter
lebten. Als Eisenstadt jedoch wenige
Wochen nach Zipser's Ankunft einem!
Rufe als Landrabbiner nach Nikolsburg !
folgte, zog ihm Letzterer dahin nach und j
betrieb daselbst unter Nachim Treb it scb
in ziemlich kümmerlichen Verhält. !
nifsen seine Studien, die sich aber, nach» !
dem er einen deutschen „Robinson" ge<
lesen, nicht mehr allein auf talmudische
Commentare beschränkten, sondern bald
auf die Lecture von Schiller, Shake»
speare und allmälig auf die von „Zei-
tungen" ausdehnten, welche bis dahin
dem Iudenjüngling ein Unbekanntes
waren. Dabei aber trieb er mit gleich
großem Gifer das Studium des Talmud
und dessen spitzfindiger Commentare und
das der modernen Sprachen. Wir über«
gehen die in unten angeführter Quelle!
mit fast unverständlichem Schwulst er-
zahlten widrigen Geschicke Zipser's,
der bis 1837 in Nikolsburg blieb, dann
aber mit einem Empfehlungsschreiben
aus Wien an das Goldoerger'sche
Haus in Altofen dahin ging und als
Erzieher in die Familie Bob6ly daselbst
eintrat. Bei letzterer fand er eine sehr
reiche Büchersammlung und setzte nicht
nur seine Talmudstudien fort, sondern
eignete sich auch durch Selbststudium die
griechische und lateinische Sprache an.
Als dann der Rabbiner 3. Schwab,
den er schon in Proßnitz kennen gelernt
hatte, nach Pesth kam, erneuerte er mit
demselben die Bekanntschaft, was bei
dem Rufe Schwab's für ihn immerhin
forderlich war. Sieben Jahre hatte er
schon in Budapesth verweilt und wäh»
rend dieser Zeit in Proßnitz, Nikolsburg
und Pesth Gelegenheit gefunden, Proben seiner gründlichen Kenntnisse zu geben
und sich in fernen Iudengemeinden be>
kannt zu machen, als im März 4844 ein
Ruf auf das Stuhlweißenburger Rab-
binat an ihn erging, dem er folgte.
Stuhlweißenburg besaß schon t54t
bis 4686 unter der Türkenzeit eine
Iudengemeinde, von 1686—1840 aber
blieben die Juden aus dieser Stadt aus«
geschlossen, und erst 1840 fand wieder
die Neugründung einer Iudengemeinde
daselbst statt, indem aus der Umgebung
einige meist junge Familien dahin über«
siedelten. I n diese junge Gemeinde kam
Zipscr als Rabbiner mit dem idealen
Vorsatze, daselbst eine Mustergemeinde
zu bilden. So entwarf er denn Sta»
tuten für die Gemeindeleitung, Vermal«
tung u. s. w., Statuten für die reli»
giösen Bedürfnisse und die Obliegen-
heiten der jüdischen Seelsorge, den Plan
einer vierclassigen Lehranstalt mit unga»
rischer Vortragssprache, die er sich selbst
bis zu großer Vollkommenheit zu eigen
gemacht; dabei faßte er die Errichtung
einer israelitischen Töchterschule und
den Religionsunterricht der israelitischen
Handwerkslehrlinge ins Auge; dann
ging er an die Regelung des Gottes»
dienstes, und zuletzt rief er einen israeliti-
schen Leseverein ins Leben, in welchem er
selbst jeden Sabbath aus den daselbst
aufliegenden jüdischen Zeitschriften, Bro-
churen u. d. m. die wichtigsten und
schönsten Stellen den Mitgliedern vorlas.
Das alles führte er in kürzester Zeit —
innerhalb eines Jahres — durch. Als
dann 1843 zu Papa ein heftiger Streit
bezüglich der Synagogenreformen aus»
brach, veröffentlichte Zipser über Auf»
forderung zuerst in ungarischer Sprache,
dann in deutscher Uebersetzung sein Gut-
achten in dieser Streitfrage, wodurch er
mit dem Literaturblatte des Orients in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon