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Zois von EdMein, Anton 237 Zois von Edelstein, Anton
baut und der Schulbaumgarten angelegt;
dabei betheilte er die bravsten Schüler
und Schülerinen mit den Prämien»
büchern, wobei die Festlichkeit immer im
Schlöffe Egg stattfand, und als er spater
die Vertheilung der Gaben nicht persön<
lich vornahm, überschickte er dem Pfarrer
von Predoslje Geld und Bücher zur Ver>
theilung der Prämien und Geld zur
Winterbekleidung für die ärmeren Schüler
und Schülerinen. Der Baron beschränkte
sich aber nicht bloß auf den Ankauf der
Bücher, sondern traf, indem er sich mit
dem Inhalt derselben vertraut machte,
selbst die AuSwahl, was, wenn man die
Iugendschriften auf ihre Zweckmäßigkeit
prüft, von nicht geringer Wichtigkeit ist.
Um aber auch für die in Jahren vorgerück'
teren Leute seiner Gemeinde in humani»
stischer Richtung thätig zu sein, förderte
er die Bestrebungen des Hermagoras'
Vereins, welcher sich die Vertheilunq
nützlicher Schriften unter der Land-
bevölkerung zur Aufgabe macht. Um die
Leute zum Eintritt aufzumuntern, zahlte
er für viele im ersten Jahre den Beitrag
selbst, wodurch
sie.
wenn sie
den Nutzen
des Vereins aus eigener Erfahrung
kennen gelernt, in demselben gern ver-
blieben; für ärmere Leute beftritt er aber
den Jahresbeitrag überhaupt auS Eige-
nem. Diese humanistischen Bestrebungen
deS Freiherrn blieben aber auch auf
die Gesittung der Insassen und ihre
Lebensführung nicht ohne Erfolg. Auch
in landwirthschaftlicher Hinsicht war
der Freiherr seiner Gemeinde ein Vor-
bild. Die klimatischen Verhältnisse jener
Gegend sind dem Getreidebau nichts
weniger als günstig, der Reif ver>
nichtet leicht die edleren Getreidegattun«
gen. So suchte er die Leute für den
minder heiklichen, aber nicht weniger er«
giebigen und nahrhaften Kukuruz zu gewinnen. Indem er selbst mit dem Bei-
spiel voranging, schenkte er überdies den
Aermeren den Samen oder lich ihnen
denselben zum Anbau. Ueberhaupt feit
1837 ein entschiedenes Mitglied der kraini-
schen Landwirthschaftsgesellschaft, ging er
thätig als praktischer Fachmann mit dem
guten Beispiel, wo es noth that, der Be-
völkerung voran. Dadurch gewann aber
der Baron in der Landbevölkerung einen
solchen Anhang, ein so unbedingtes Ver>
trauen, daß es bei Leuten, die von einem
Unglück betroffen wurden, zur stehenden
Redensart wurde: „Ich gehe zu unserem
Herrn Baron, er wird mir gewiß helfen."
Wenn die Zeit des Winters herankam, so
schickte er jedesmal dem Pfarrer Geld,
damit es derselbe nach seiner Einsicht
unter die Dürftigen vertheile, und für
Kranke, welche in das Laibacher Spital
gebracht werden mußten, zahlte er die
betreffenden Kosten bis zu ihrer Gene-
sung. Wenn Brande in seinem Grund«
besitz oder sonst in der Umgebung statt-
fanden, schickte er sofort Hilfe in entspre«
chenden Geldsendungen von 100, 200
und mehr Gulden, gab Holz unentgelt-
lich zum Bau und Futter für das Vieh.
So spendete er in der Stille ungezählte
Summen, und man hörte unter den
Leuten nicht selten die Worte: „Der
Herr Baron gibt den Abbrändlern immer
so viel, daß er mit ihnen gemeinschaftlich
abbrennt." Auch arme Studirendefanden
in dem Baron ihren Wohlthäter. Als
dann 1861 in Oesterreich das Ver<
fafsungsleben begann, wurde Freiherr
Zois zunächst vom Großgrundbesitze in
den Landtag gewählt. Aber schon bei der
zweiten Wahl fand es sich, daß er bei der
Bevölkerung solches Vertrauen besaß,
daß er im Wahlbezirke Krainburg»3ack in
den Landtag gewählt wurde, was sich
bei jeder neuen Wahl bis 1869 wieder
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon