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Zois von Edelstein, Siegmund 243 Zois von Edelstem. Siegmund
nicht weniger, denn 3707 Handstücke
von Mineralien und Petrefacten Versen-
det wurden. Ein großer Theil davon
nahm seinen Weg nach Wien an das
k. k. Hofnaturaliencabinet, dem damals
Hofrath von Born vorstand. Für die
wissenschaftlichen Kreise Laibachs und
des Landes überhaupt bildete er eine Art
von Mittelpunkt. Es war ihm Bedürfniß,
Männer, welche sich wenig dankbaren
geistigen Forschungen widmeten, zu för-
dern und ihnen mit Rath und That und
seinem ganzen Einfluß beizustehen. Meh»
rere Jahre stand er als Director an der
Spitze der krainischen Ackerbaugesellschaft.
Die Bildung des Volkes, die Reinigung
der ganz im Argen liegenden Landes-
spräche, die Sammlung alles dessen, was
die Geschichte der krainischen Literatur
und Typographie betrifft, der Alter-
thümer, der heimischen Poesie, überhaupt
was das Land Krain anging, lag ihm
am Herzen; besonders fanden seine
Lieblingsfächec, krainische Naturkunde,
Mineralogie, Technologie, in deren Pflege
er die Wurzeln des volkswirthschaftlichen
Gedeihens erblickte, an ihm einen uner>
müdlichen Forscher, Sammler und Ver«
treter. Noch in den letzten Monaten
seines Lebens beschäftigte er sich mit der
Durchsicht der Gedichte Vodnik's, sowie
er bei dessen Lebzeiten mit an dem krai»
nischen Lexikon und an einer krainischen
Geschichte gearbeitet hatte und über-
Haupt nicht nur Vodnik's Mäcen, son-
dern auch dessen Mentor gewesen. Wir
müssen über die zahlreichen Acte der
Humanität in den bedrängnißvollen
Kriegsjahren feiner Zeit nur mit einer
Erwähnung hinweggehen, der Monarch
ehrte den Freiherrn 4309 durch Verlei»
hung des Commandeurkreuzes des Leo-
poldordens. Leider blieb Baron Zois
nicht von den Schlägen des Schicksals ver- schont. Sein Leiden hatte so überhand
genommen, daß er schon seit 1783 nicht
mehr die persönliche Aufsicht über seine
Eisenwerke führen konnte. Im Herbst
<793 war er das letzte Mal in Oberkrain,
seit 1797 kam er nicht mehr aus seinem
Hause, 22 Jahre lang brachte er theils
im Bette, theils in einem von ihm selbst
ausgedachten Fahrstuhle zu, denn feine
Füße waren unbrauchbar geworden. Noch
nicht genug, wurde durch die jahrelangen
Kriege und wiederholte Invasionen und
zuletzt durch eine unbesiegbare Concur-
renz der Wohlstand seines Hauses mach-
tig erschüttert. Er ertrug alles mit dem
Gleichmuth eines Weisen. Als dann das
Sinken der Staatspapiere den allgemei»
nen Credit erschütterte, ertrug er aucb
diesen Schlag, der ihn am machtigsten
traf. Auf die Ruinen seines Wohlstandes
blickte er, der Duldsame unter den zahl-
losen Unduldsamen, mit ruhigem Lächeln
und heiterem Gleichmuth. Er besaß noch
eine an selten schönen Exemplaren reiche
systematisch geordnete Mineraliensamm»
lung und eine gewählte Bibliothek,
diese wurden von der Regierung, erstere
um 6000 fi. für daS krainische Landes«
museum, letztere um 700t) st. für die
Laibacher Lycealbibliothek käuflich er-
worben. Ihm, der an beiden durch
fünfthalb Jahrzehnte mit dem größten
Eifer und vieler Mühe und Kosten ge-
sammelt, that es selbst am meisten leid,
bei den vorgeschilderten Verhältnissen
diese Schätze seiner Heimat nicht un<
entgeltlich spenden zu können. Sein
Andenke« hat sich bis zur Stunde
in der Wissenschaft erhalten, denn der
berühmte Naturforscher Professor Klav-
roth taufte im Verein mit zwei anderen
Gelehrten, mit Karsten und Werner-
ein neues säulenförmig krystallisirtes
Fossil, das auf der Saualpe in Kärnthen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon