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Zang (Nachtrag) 337 (Rachtragj
halt des Blattes auch der technischen
Herstellung desselben und dem Betriebe,
sowie dem Inseratenwesen zugewendet.
I n Paris hatte er kennen gelernt, daß
ein großes Blatt zu jenen Preisen, welche
das Publicum für dessen Abonnement
bezahlen will, ohne reichliche Einnahme
aus dem Inserate
sich nicht auf eigene Füße
zu stellen vermag, unb daß umgekehrt
wieder alle Zweige des öffentlichen Ver«
kehrs aus einer verständigen Benützung
des Inserates Vortheile ziehen. Heut«
zutage sind dies wirthschaftliche Gemein»
platze für das Publicum wie für die
Zeitungsunternehmer', freilich ohne Rück»
sicht darauf, was das Inserat enthalt,
für welches der Redacteur keine Verant»
wortung übernimmt. Damals war das
für Wien und Oesterreich eine Neuerung,
welcher Z ang erst allmälig Bahn brechen
mußte. Die Quellen seines Reichthums
sind zunächst in seiner geradezu mahrchen»
haft ausdauernden Arbeitsthätigkeit und
seinem streng eingehaltenen oben geschil»
derten System, mit möglichst geringem
Kraftaufwand möglichst großen Effect zu
-erzielen, zu suchen. In der Finanzwelt ge»
noß Zang den Ruf eines weitblickenden
.umsichtigen Mannes.. Die Ziffer seines
hinterlassenen, auf zehn Millionen berech»
neten Vermögens wird aber doch zu hoch
angeschlagen. Das bei der Creditanstalt
-von jeher deponirte Barvermögen wurde
Huf eine Million in Werthpapieren be>
rechnet; dazu gehört noch das Palais
in Wien und das Schloß Greißenegg,
beides kostspielige Voluptuarien ohne
Einnahmen, und ein gesperrtes in
vernachlässigtem Zustande befindliches
Braunkohlenbergwerk, das jetzt Zang<
Thal heißt. Als Gründer der Vereins
bank — zwei Jahre nach dem
Verkauf der „Presse" — verfocht er das
Princip, daß der Verwaltungsrath die Hälfte des Actiencapitals selbst zeichnen
muffe. Die Prosperität des Unterneh«
mens war wohl größtentheils sein Werk.
Eine Meinungsverschiedenheit in der
Beurtheilung eines Geschäftes, das er
ungünstig für die Actionäre erachtete,
führte seine Demission herbei, und er
verzichtete entschieden auf den Wieder-
eintritt in die Bank und auf die gewinn,
bringende Verwaltungsrathsstelle. Zum
Kampfe gegen die sinanciellen Miß»
brauche und schwindelhaften Specula-
tionen des Ausstellungsjahres t873
gründete er mit einem Aufwands von
20.000 fi. die ,Financiellen Frag.
mente", in denen principiell kein Inserat
und keine Reclame Aufnahme fand, und
für welche er große Opfer brachte.
August Zang war in zweiter Ehe
(nachdem er — nach dem Tode seines
einzigen Kindes — von seiner ersten
Frau geschieden und Staatsbürger
von Coburg'Gotha geworden war)
mit dem illyrisch » veneianischen Edel»
fräulein Ludovica von K(H)reglia-
novich aus dem uralten Geschlechte
der Herren von K (H) r eg l i a n o»
vich.Albinoni Burggrafen von Zengg
und Wojwoden von Livno sreichsdeutsche
Adelserhebung vom Jahre l338, erz-
herzoglich österreich. Ritterftandsdiplom
Häo. Gratz 2l. Juni 16l.. k. k. Adels-
anerkennung als Robile ä<io. 2ft. August
1822) vermalt. Frau Ludovica Zang
widmete als Vollstreckerin des Tefta-
ments mit Wiffen und Willen ihres
Gatten, Thornwaldsen's ,Amor den
Pfeil prüfend", die einzige im Privat»
besitze befindliche Statue dieses Meisters,
seiner von ihm fo sehr geliebten Vater«
ftadt Wien „als letzten Liebesgruß des
letzten Altösterreichers". Außerdem über«
sendete in demselben Sinne die Witwe
Zang 50.000 st. als August Zang.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Volume 60
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Zichy-Zyka
- Volume
- 60
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon