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Herkunft und Ausbildung
Als Jahresbezug erhielt Fuchs nunmehr 700 Gulden226 und konnte sich nun
eine eigenständige Existenz aufzubauen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er
noch bei seinen Eltern in der „Bärenmühle“ gewohnt.227 Wie damals üblich
übersiedelte Fuchs nun direkt an die Klinik:
„Ich bekam die zwei kleinen Kabinette ober der Augenklinik; das
darunterliegende Zimmer enthielt die Bibliothek, die ich zu verwalten
hatte und im Laufe meiner Assistentenjahre zum großen Teil las. Ich zog
ein paar Wochen lang nicht ein, weil von der Einrichtung, welche die
Assistentenzimmer vom Krankenhaus bekamen, das Bett mir viel zu kurz
war und der Direktor sich weigerte, mir ein anderes beizustellen. Ich zog also
nicht früher ein, als bis sich der Direktor doch dazu entschloß.
Die Assistenten hatten abwechselnd jeden zweiten Tag Dienst. […]
Ich hatte bei Arlt die beiden größeren Zimmer, Kerschbaumer, obwohl der ältere
Assistent, hatte zu seinem Ärger die beiden kleineren Krankenzimmer, wohl weil
Arlt seinen geringeren Fleiß bemerkt hatte.“ 228
An der Wiener Augenklinik machte sich Fuchs besonders um die Einführung
der bei Billroth erlernten Asepsis verdient. Die Lister’sche Karbolanwendung
musste für die Augenheilkunde allerdings modifi ziert, d. h. ohne Spray, aus-
geführt werden. Die bisher übliche Charpie229 wurde durch Verbandwatte
ersetzt.230
Nachdem Fuchs unter Arlt 1876 seine erste wissenschaftliche Arbeit
über Herpes iris conjunctivae 231 – damals die Erstbeschreibung dieses
Krankheitsbildes232 – veröff entlicht hatte, beschäftigte er sich mit Studien
über experimentelle Keratitis233 sowie über Froschblut234. Bemerkenswert
ist dabei, dass Fuchs seine Erstlingsarbeiten in zwei – damals wie heute –
führenden Fachzeitschriften der Augenheilkunde bzw. der pathologischen
Anatomie veröff entlichen konnte. Zur weiteren Festigung seiner akade-
mischen Laufbahn als Ophthalmologe ging Fuchs zielstrebig daran, seine
Kenntnisse zu erweitern und Anschluss an die maßgeblichen Fachkreise zu
knüpfen. Das hierfür im deutschen Sprachraum angesehenste ophthalmolo-
gische Forum war damals die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft235
in Heidelberg. Diese war 1863 auf Betreiben von Albrecht von Graefe
(1828-1870)236 unter Arlts tatkräftiger Mitwirkung als erste wissenschaftli-
che okulistische Fachvereinigung gegründet worden und hielt seither nahezu
jährlich wissenschaftliche Zusammenkünfte in Heidelberg ab. Dem damals
26-jährigen Fuchs wurde bei der vom 17. bis 19. August 1877 tagenden
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Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663