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Herkunft und Ausbildung
In theoretischer Beziehung ist zu erwähnen, daß sich bei gewissen Formen der
skrophulösen Bindehautentzündung, namentlich bei jenen, welche mit lebhafter
Gefäßentwicklung einhergehen (z. B. beim Gefäßbändchen), das Haarseil 284, in
die Schläfe gesetzt, einer großen Beliebtheit erfreut.
Überraschend ist die große Häufi gkeit der parenchymatösen Keratitis, welche
gleichzeitig mit Missbildung der Zähne, der Nase, Narben an den Mundwinkeln,
Schwerhörigkeit, indolenten Knochenauftreibungen und andren Symptomen der
hereditären Syphilis285 angetroff en wird. Weniger bekannt dürfte das Vorkommen
von Chorioiditis bei dieser Erkrankung sein. Es fi nden sich in der Peripherie des
Augenhintergrundes isolirte, meist reichlich pigmentirte Plaques, welche, da sie
erst nach vollständigem Ablaufe der Hornhauterkrankung aufgefunden werden
können, bis jetzt wol meistens übersehen wurden.
Sehr verbreitet sind jene Fälle von Amblyopie 286, welche sich bei geringem
ophthalmoskopischen Befunde durch das ziemlich gleichmässige Befallensein
beider Augen, das Bessersehen bei herabgesetzter Beleuchtung und das zentrale
Skotom für die rothe Farbe auszeichnen. Arlt trennte diese Erkrankung zuerst
unter dem Namen der Retinitis nyktalopica 287 als eine selbstständige Gruppe
ab. In neuerer Zeit hat Leber 288 versucht, dieselbe auf eine retrobulbäre Neuritis
zurückzuführen. Die englischen Augenärzte erklären einstimmig, daß dieselbe
eine Folge der Tabakintoxication sei und führen als Argument hierfür an, daß –
bis auf die zu weit vorgeschrittenen – alle Fälle dieser Art spontan heilen, sobald
nur dem Genusse des Tabaks entsagt wird.
Den Anomalien der Refraktion wird besonders von Couper 289 viel Auf-
merksamkeit geschenkt. Er behauptet, bei der Behandlung der Myopie die
besten Erfolge dadurch zu erzielen, daß er das genau korrigirende Glas gibt,
wie er es nach Einträufl ung von Atropin und unter genauer Berücksichtigung
auch geringer Grade von Astigmatismus fi ndet. Dieses Glas soll der Patient den
ganzen Tag, auch bei der Beschäftigung für die Nähe tragen; er soll gleichsam
mit demselben verwachsen. Couper verfährt bis zur Myopie 1/5 in dieser Weise
und versichert, daß die Myopie dann gar keine oder nur sehr geringe Fortschritte
mache. Der Grund davon scheint ihm in dem Umstande zu liegen, daß das
Fortschreiten der Myopie weniger durch die Accom¯odation, als vielmehr durch
die Convergenz verschuldet ist.
Das von Couper verwendete Refraktionsophthalmoskop zeichnet sich
da durch aus, daß durch einen sehr einfachen Mechanismus die Spiegelplatte in
einen Winkel zur Gläser tragenden Scheibe gestellt werden kann, so daß man
nicht genöthigt ist, schief durch die Konvektionslinsen hindurchzusehen.
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Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663