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Herkunft und Ausbildung
die Enttäuschung der Patientin und der Angehörigen groß, weil sie mehr erwartet
hatten. Es war ja unmöglich, ihr oder ihrer Begleitung den wahren Sachverhalt
klar zu machen und man schrieb wohl den geringen Erfolg mir zu. Dies hatte
zur Folge, daß man, als der persische Th ronfolger an den Augen erkrankte, nicht
mich nach Teheran berief, sondern sich an Nettleship wandte, der zusammen
mit Galezowski aufgefordert wurde, dorthin zu reisen. Nettleship lehnte ab und
schlug mich vor, der ich mit Galezowski hinreiste. Schon auf der Hinreise und
auch auf der Rückreise operierte Galezowski unterwegs eine Anzahl von Kranken
mit Sehnervenatrophie, indem er vorgab, es sei ein Glaucoma simplex. Ich sah
später selbst zwei solche von ihm operierte Fälle. In Teheran fanden wir, daß
dem Th ronfolger eigentlich nichts besonderes fehle, vielleicht ein schon geheiltes
Trachom, aber Galezowski bestand darauf (wegen des Honorars), eine Operation
zu machen und es gelang mir nur mit Mühe, mit ihm zu vereinbaren, daß er nur
die Schlitzung eines Tränenröhrchens vornehme, wodurch er wenigstens keinen
Schaden stiftete.“ 321
Einige Male war ich bei Javal in seinem Laboratorium an der Sorbonne, das
recht dürftig eingerichtet war; damals arbeitete der Däne Tscherming [sic]322 als
ganz junger Mann bei ihm.
Diese Privatkliniken begannen gewöhnlich ihre Arbeit erst um 11 oder 12
Uhr. Die Morgenstunden benützte ich daher gewöhnlich, um in den Louvre
oder eines der anderen Museen zu gehen und die Sonntage waren für Ausfl üge
mit Oeller in die Umgebung von Paris bestimmt, welche im Frühjahr besonders
reizend war. Nachmittags oft Besuch der Weltausstellung. Dort war auch ein von
Godard 323 konstruierter Ballon captif 324, in dem ich mit Meier 325, Landolt und
anderen für 20 frs. eine Auff ahrt machte. Es war schon Abend und als wir immer
höher stiegen, ging hinter dem Mont Valérian [sic]326 die Sonne wieder auf.
Im allgemeinen war mein Aufenthalt in Paris sehr lohnend, nicht für die
Augenheilkunde, in der ich nur wenig lernen konnte, aber dadurch, daß ich die
Stadt selbst und ihre Kunstschätze so gut kennen lernen konnte.
Nach drei Monaten Aufenthalt fuhr ich dann über Rouen, Dieppe nach
Newhaven und nach London, wo ich mich in einem Boardinghouse einquartierte.
Man kann sich keinen größeren Kontrast vorstellen, als damals Paris und London
zueinander boten.
In London gab es in der Augenheilkunde viel zu lernen für einen, der
schon etwas wusste. Ich war ein fl eißiger Besucher im Th omas-Hospital, wo ich
Nettleship kennen lernte und bald mit ihm befreundet wurde, und in Moorfi elds,
wo Brayley [sic]327 und Gunn 328 und manche andere tüchtige Männer waren. Sie
hatten keine Zeit, Anfänger zu unterrichten, und das ist der Grund, warum so
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Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663