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Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)134
kleinen Städten so gefährliche Neigung, die innere Anmut zu ersetzen durch eine
Wirkung ins Dimensionale, die provinzielle Sehnsucht, Boulevards zu haben
wie Brüssel oder Paris, den unnützen Willen zur weltstädtischen Allüre, der das
eigene MaĂź verachtet. Kaum, mit Ausnahme von NĂĽrnberg, gibt es eine Stadt,
deren Schönheit der Industrialismus und der eigene rasche Reichtum so gefährlich
geworden ist wie diesem wallonischen Bischofssitz, der in den letzten fĂĽnfzig
Jahren sich zu einer Kapitale weltlichen Erwerbes umgestaltet hat.
Man muĂź sich einen kleinen Dampfer nehmen und die Maas stromauf oder
stromabwärts fahren, um die ganze Wandlung im Stadtbild lebendig zu spüren.
Innen, im Bereich der Brücken, ist’s noch still, man hört die Glocken klingen
von den vielen Kirchen und vermeint – blickt man auf die stillen Häuserfronten
und Villen – in einer Kleinstadt zu sein. Aber kaum, daß der Fluß ins Grüne
biegt, hört man von rechts und links das Pochen der Eisenwerke, überall sind die
roten Stifte der Fabrikschornsteine in die liebliche Landschaft gesteckt, Dunst
von Kohle verschattet den Himmel. Rückwärts steigen wie Gebirge aschgraue
Pyramiden empor, die Hochöfen und Erförderungen, unablässig fahren Schiff e
vorbei mit schwarzer Kohlenfracht, ZĂĽge donnern in die Stadt hinein und
hinaus. Immer meint man das Land, die Natur schon erreicht zu haben, aber
der schwarze Wall der Gruben ist breit um die Stadt getĂĽrmt, unabsehbar die
Tätigkeit, die sichtliche und unterirdische der tausend Werke. Nachts, von der
Höhe der Zitadelle kann man ferne die roten Fanale der Hochöfen sehen, diese
ewigen Flammen der Arbeit, die noch brennen, wenn die Häuser längst Dunkel
in den Fenstern haben.
Eine Arbeitsstadt, eine starke, kräftige, industrielle Werkstatt ist nun dies
LĂĽttich, das seit Jahrhunderten, von Orlando di Lasso 409 bis CĂ©sar Franck 410 die
Stadt der Musik gewesen war. Sie ist, seit die Provinzen vereinigt sind, nur eine der
großen Städte Belgiens mehr und doch noch geistig eine Hauptstadt, das Zentrum
der wallonischen Rasse. In dem Maße nämlich, als sich die Zwietracht der Flamen
und Wallonen – die Tendenz Frankreich zu Deutschland – so sehr im politischen
Leben verstärkte, ist die Universität die Hochburg des französischen Geistes
geworden. Alles tendiert hier nach Paris, und stellt Antwerpen den Schwerpunkt
des fl ämischen Elements dar, Brüssel die Schwebe, wo beide Nationen sich das
Gleichgewicht halten, so ist Liège – denn selten sagen sie dort Lüttich – trotz aller
örtlichen Nähe zu Deutschland der Hort des Franzosentums. Die Professoren,
Maurice Wilmotte 411 vor allem, ermahnen die Jugend zur französischen Kultur
und bereiten im geistigen Leben die Angliederung an die Republik vor, die von der
wallonischen Partei so ganz off en erwünscht wird. Die Bevölkerung steht durch
Temperament und Sprache dem westlichen Nachbar näher als dem östlichen, und
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Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663