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Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)136
Treppe hinauf führte; als an dieser einmal Feuer ausbrach, hätten wir alle oben
verbrennen müssen, wenn das Feuer nicht bald gelöscht worden wäre. Übrigens
hat mein Nachfolger Nuel 417 noch jahrelang auf diesem Dachboden gehaust,
bevor ein neues klinisches Spital gebaut wurde.418
Eine Zeitlang war die Sache so in Schwebe, daß ich daran dachte, die Stelle
wieder aufzugeben, da ich an ihr nicht erfolgreich würde wirken können.
Eine weitere Schwierigkeit betraf das Krankenmaterial. Seit langer Zeit hatte
eine wohltätige Stiftung das institut ophthalmique bestanden, dessen Vorstand ein
alter Augenarzt, Dr. Jamain 419, ein guter Operateur, war. Die Kranken waren
also gewohnt, dorthin zu gehen und die Existenz einer neuen Augenklinik am
Universitätsspital blieb lange unbekannt. Ich hatte daher in den ersten Jahren
nur wenig über tausend neue Patienten im Jahr und jeder Fall musste für den
Unterricht ausgenützt werden. Die Zahl der Hörer war gewöhnlich zwischen
30-40, so dass man wirklich jeden einzelnen kennen lernte und die Leute gut
unterrichtet wurden.
Der Unterricht wurde in der Ophthalmologie sowie für die anderen Fächer
so eingerichtet, dass zweimal in der Woche eine theoretische Stunde abgehalten
wurde und an den übrigen Tagen Klinik, d. h. Fälle gezeigt wurden. Bevor die
Klinik eingerichtet wurde, beschränkte ich mich also auf zwei wöchentliche
theoretische Vorlesungen, welche ich in einem Hörsaal der Universität, die
entfernt vom Spital lag, hielt.
Da die Regierung Schwierigkeiten gemacht hatte, für ein Nebenfach wie die
Ophthalmologie einen eigenen Professor zu ernennen (für andere Nebenfächer
gab es lecteurs), hatte Fredericq 420, der Professor der Physiologie, den Ausweg
gefunden, mich auch noch für einen Kurs über Physiologie der Sinne verpfl ichten
zu lassen, welchen Kurs ich zweimal wöchentlich durch zwei Semester lesen sollte.
Es lag mir nichts daran, auch physiologische Optik vorzutragen, in die ich mich
freilich erst einarbeiten mußte, die mich aber interessierte. Eine Schwierigkeit
bildete die Physiologie des Gehörorgans, da ich keine Noten kannte und von
Musik nichts wußte. Ich umschiff te diese Schwierigkeit, indem ich die Physiologie
des Auges so ausführlich vortrug, daß das zweite Semester zu Ende ging, ohne
daß ich bis zur Akustik gekommen wäre. Da ich dieses Fach auch zu prüfen
hatte, konnte ich natürlich leicht nur physiologische Optik prüfen. Fredericq war
aber auch nicht böse, die Physiologie der Sinne, für welche er wenig Interesse
hatte, loszuwerden. Ich setzte die Vorlesungen über physiologische Optik durch
vier Jahre fort.
Als ich nach Lüttich kam, war ich erstaunt, unter meinen noch aktiven
Kollegen auch Professor Schwann 421 zu fi nden. Als Begründer der Lehre, daß der
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Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Übersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, Würdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663