Seite - 456 - in Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Bild der Seite - 456 -
Text der Seite - 456 -
Gabriela Schmidt-Wyklicky, Ernst Fuchs
(1851-1930)456
zweite Auge zu operieren war, bat mich der Patient um eine Schutzvorrichtung
etwa nach der Art eines Maulkorbes. Das damals angewendete Gitter war
doppelseitig und verhältnismäßig schwer; ich hatte das Gitter dann einmal
in Berlin in der Ophthalmologischen Sektion des Naturforscherkongresses 1368
vorgezeigt, aber nie etwas darüber veröff entlicht, so daß es ziemlich unbekannt
blieb. Erst viele Jahre später gab Snellen 1369 sein Schild an.“ 1370
Bei dieser Schilderung aus seiner Selbstbiografi e liess Fuchs auĂźer Acht, dass
er sein Schutzgitter am 16. Dezember 1892 vor der Gesellschaft der Ă„rzte in
Wien in einem Vortrag ĂĽber die neuen Methoden der Staroperation vorge-
stellt und im folgenden Jahr als Originalarbeit1371, versehen mit einer entspre-
chenden Zeichnung, publiziert hatte:
„Der Verband ist trocken und besteht aus einem Gazeläppchen, das unmittelbar
auf die geschlossenen Lider gelegt wird, worauf die Augengrube mit Verbandwatte
ausgefĂĽllt wird. Dieselbe wird durch einen Leinwandstreifen festgehalten, welcher
an seinen Enden mit Seifenpfl aster bestrichen ist und an Stirn und Wange
festgeklebt wird. Damit der Patient diesen so leichten Verband nicht verschiebe
oder sich – was namentlich im Schlafe geschehen kann – mit der Hand auf
das Auge schlage, wird noch ein Drahtgitter vorgebunden [...]. Das Gitter ist
leicht gewölbt, seine Ränder passen sich der Umgebung des Auges an und müssen
namentlich eine der Nase entsprechende Einbuchtung haben. Man muss daher
zweierlei Gitter vorräthig haben, nämlich für das rechte und für das linke Auge.
Die Ränder des Gitters werden mit dickem Flanell überzogen, um Druck auf
die Unterlage zu vermeiden. Von den beiden temporalen Ecken des Gitters gehen
Bänder ab, von welchen das eine […] unter, das andere […] über dem Ohre
der entsprechenden Seite nach rückwärts geleitet wird, um über den Hinterkopf
und die entsprechende Gesichtshälfte wieder zum Gitter geführt zu werden. Hier
befi ndet sich, und zwar an der nasalen Ecke des Gitters, eine Bandschlinge […],
an welche die eben genannten Bänder angeknüpft werden. Auf diese Weise kann
man das Gitter losbinden und wieder befestigen, ohne dass der Patient den Kopf
vom Kissen zu erheben braucht.
Ich habe diese Drahtmaske so ausfĂĽhrlich geschildert, weil ich sie als
ausserordentlich brauchbar gefunden habe und sie den Collegen auf das beste
empfehlen kann. Die VorzĂĽge desselben sind: 1. Sie ist viel leichter und namentlich
im Sommer weniger heiss als der gewöhnliche, mit Binden hergestellte Monoculus.
2. Sie schĂĽtzt viel besser als dieser das Auge gegen eine etwaige BerĂĽhrung mit
der Hand seitens des Patienten. 3. Sie ĂĽbt nicht den leisesten Druck auf das Auge
zurĂĽck zum
Buch Ernst Fuchs (1851-1930) - und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900"
Ernst Fuchs (1851-1930)
und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
Eine biografische Dokumentation mit Ergänzungen und Erläuterungen
- Titel
- Ernst Fuchs (1851-1930)
- Untertitel
- und die Weltgeltung der Wiener Ophthalmologischen Schule um 1900
- Autor
- Gabriela Schmidt-Wyklicky
- Verlag
- Ă–sterreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8602-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 696
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Biografi sches Selbstzeugnis 19
- Herkunft und Ausbildung 41
- Professor an der Universität Lüttich/Liège 1881-1885 129
- Die Gründung der II. Universitäts-Augenklinik in Wien 1883 und die Berufung von Ernst Fuchs 1885 175
- Klinikaufbau, Lehr-und Forschungstätigkeit als Ordinarius an der Wiener Medizinischen Fakultät 1885 bis 1915 219
- Das Lehrbuch von 1889. 18 Aufl agen in deutscher Sprache bis 1945. Ăśbersetzungen und weltweite Verbreitung 263
- Die Beschreibung neuer anatomischer Strukturen und Krankheitsbilder durch Ernst Fuchs und ihre histologische Fundierung anhand seiner Präparatesammlung 295
- Die „Fuchs-Bibliothek“ 403
- Akademische Feiern, WĂĽrdigungen und Ehrungen zum 70. Geburtstag von Ernst Fuchs am 14. Juni 1921 415
- Ernst Fuchs als innovativer Ophthalmochirurg und Erfi nder neuer Instrumente 445
- Schwerpunkte seiner internationalen Lehrtätigkeit – Itinerarium academicum in Auswahl: USA, Japan, China 473
- Lebensausklang, Vermächtnis und Nachruhm 525
- Verzeichnis der gedruckten Arbeiten 541
- Helmut Wyklicky†: Ernst Fuchs und seine Zeit (bisher nicht publizierter Vortrag, Salzburg 1981) 565
- I Literaturverzeichnis 577
- II Chronologische Bibliografi e zu Ernst Fuchs 645
- III Verzeichnis der Abbildungen, Bildlegenden und Bildnachweis 653
- IV Personenregister 663