Seite - 12 - in Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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vorwort12 21 Johann Nepomuk Hummel an Nikolaus II.
(Konzept), Oktober 1811, Hummel-Nachlass,
Goethe-Museum Düsseldorf ; zit. nach : Kröll
1971, Kat.-Nr. 32, S.
15f.
22 Gabriel 2001, S. 123.
23 Vgl. Petrovics 1837, S. 101.
24 Harich 1959, S. 67.
25 Darstellung der Fürsten und Grafen Esterházy, o. J.
(um 1860), S. 73.
26 Eine Kurzbiografie über Nikolaus II. siehe
Körner 2011 (1).
27 Vgl. zu Joseph Haydn und den Fürsten Es-
terházy die umfangreichen Publikationen von
Howard Chandler Robbins Landon 1975–1993
sowie das Haydn-Year-Book, Mraz 1982. Vgl. zur
Esterházy-Musikgeschichte allgemein Harrich
1959, Winkler 1988, Winkler 2009. Besonders
Josef Pratl hat sich im letzten Jahrzehnt um die
Quellenarbeit in den Wirtschaftsarchiven der
Esterházy Privatstiftung (EPA) verdient ge-
macht ; vgl. Pratl/Scheck 2004 ; Pratl 2009(1).
28 Vgl. besonders Garas 1999 ; Gonda 1999.
29 Ausstellungen des Museums der Schönen
Künste Budapest, oft zusammen mit der Ester-
házy Privatstiftung Eisenstadt : Schirn Kunst-
halle Frankfurt am Main 1999 (vgl. Barkóczi
1999), Musée national du château de Compi-
ègne 2007 (vgl. Starcky 2007), Royal Academy
of Arts London 2010, Pinacotheque Paris 2011
(vgl. Restellini/Radványi 2011), Grimaldi-Fo-
rum Monaco 2011 (vgl. Körner 2011 [2]). Auch
die Studie über den Sammlungsleiter unter Ni-
kolaus II., Joseph Fischer, von Duschanek 1999
ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben.
pomuk Hummel, dass »der Fürst kein Kenner … ist«21. Ein anderer war sich sicher,
dass Nikolaus als »großen Kunstmäzen«22 nicht Langeweile oder Glanzdarstel-
lung, sondern wirkliche Kennerschaft leiteten23. »Sein Interesse für Kunst und
Wissenschaft war fast unbegrenzt«24, daher sei er – jubelte ein anderer – liberaler
»Gönner, ein Kenner und großmüthiger Beschützer der Künste und Wissenschaf-
ten«25.
Schon zu Lebzeiten polarisierte der gestaltenreiche und umtriebige Niko-
laus II., dessen Schaffen, Fördern und Initiieren also. Auch die Forschung des
20. Jahrhunderts hat keinen ganzheitlichen Blick auf sein Kunstschaffen gewor-
fen. Meist wurden verallgemeinernde Urteile über seine Sammlerbeweggründe
gebracht. So konnte man weder dem Menschen Nikolaus noch seinem Werk ge-
recht werden.
Das Lebenswerk wurde zudem nie mit den radikalen Epochenumbrüchen von
1789, 1814/15 und dem revolutionären Rumoren vor 1832 und 1848, im Zeitalter
des Vormärz, in Zusammenhang gebracht – obwohl diese doch alle Bereiche des
Lebens nachhaltig beeinflussten und die Zeit zwischen dem Ancien Régime und
der Moderne bestimmten. Auch die Rolle der Kunst als Bereich, Medium und Stra-
tegie der Veränderung im Zusammenhang mit der hochadeligen Standeswelt Ni-
kolaus’ wurde kaum beachtet und nicht analysiert. Zu vielschichtig war der Mensch
Nikolaus II., zu groß und widersprüchlich sein Werk als Kunstförderer und Samm-
ler und zu dynamisch der sozialhistorische Wandel der Welt um 1800. Damit blieb
die Frage nach den Gründen und Hintergründen für die unbestrittene Kulturleis-
tung von der Forschung weitgehend unbeantwortet.
Fürst Nikolaus’ Persönlichkeit, sein Verhalten und Wirken zwischen den großen
europäischen Revolutionen und Epochen sowie die Gesamtheit der von ihm aus-
gehenden Kunst- und Kulturförderung als Lebensleistung zwischen 1795 und 1830
ist bis heute eine »terra incognita«, die in dieser Arbeit sozialhistorisch, kunst- und
kulturgeschichtlich erforscht werden soll26.
Forschungs- und Quellenlage
Teilbereiche seines Lebenswerks, besonders die der bildenden Kunst und Musik,
wurden in der wissenschaftlichen Forschung des späten 20. Jahrhunderts oftmals
genauestens betrachtet und beschrieben, jedoch nicht in einen gesellschaftspoliti-
schen Zusammenhang gestellt, der zu neuen Erkenntnissen hätte führen können.
Die entstandenen Forschungsergebnisse lieferten allerdings grundlegende und un-
entbehrliche Daten, Fakten und Anhaltspunkte für die vorliegende Arbeit.
Am besten scheinen die Quellen über das Musik- und Theaterleben an seinem
Hofe aufgearbeitet, wenn es um die Komponisten Joseph Haydn und Johann Ne-
pomuk Hummel geht27. Der Fürst blieb hierin jedoch immer eine farblose oder
besonders eindimensional dargestellte Person.
Klára Garas und Zsuzsa Gonda vom Museum der Schönen Künste Budapest, wo
sich heute der wichtigste Teil der fürstlichen Kunstsammlungen befindet, widmeten
sich vielfach den Objekten und der Struktur der ehemaligen fürstlichen Gemälde-
und Grafiksammlung28. Ihre Forschungen waren Grundlage von Kunstausstellun-
gen in ganz Europa, die Nikolaus II. als Sammler weiterhin bedeutend und populär
machen29.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur