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Erzogen für die Dynastie 33
49 Wehler 1987, S. 146.
50 Fürstin Maria Elisabeth an ihre Enkel Grafen
Nikolaus und Anton, Eszterház, 6. März 1781,
in : MOL, FAE, P133, 1cs., a.
51 Noch im Vormärz werden die adeligen Bildungs-
methoden in Österreich als rückständig bezeich-
net (vgl. Stekl 1973, S. 103–115).
52 Wohl wie zwanzig Jahre zuvor bei ihrem Vater
Graf Anton, der stundenweise Unterricht von
Pressburger und Wiener Lehrern bekam, da-
runter von einem Magister der Philosophie und
Theologie und einem Ingenieur-Professor für
Mathematik (vgl. Rechnungen der Hauslehrer
von Graf Anton, 1755/56, in : MOL, FAE, P132,
2, o).
53 Instruktionen des Fürsten Carl Eusebius für sei-
nen Sohn Hans Adam Liechtenstein, um 1680,
in : Falke 1877, S. 401. und gemessenen Bewegungsabläufen ebenso einstudiert wie der selbstverständliche
und souveräne Umgang mit der Kluft zwischen Untertanen und Gleichrangigen
im Bewusstsein der gesellschaftlichen Sonderstellung durch ökonomische Über-
legenheit und soziale Rechte. Dem jungen Nikolaus und seinem Bruder wurden
kulturelle Dominanz, die den Machterhalt seiner Schicht und Familie sicherte, an-
erzogen, indem die »Reziprozität von Autorität und Deferenz«49 von früh auf verin-
nerlicht wurde. Waren Intelligenz, Talent und Engagement vorhanden, umso besser.
Wenn nicht, musste durch harte Erziehung ein fürstlicher Charakter erzwungen
und geformt werden.
Die Erziehung des fürstlichen Nachwuchses stand häufig unter der Oberaufsicht
hoher Hofbeamter. Vielleicht war es in Nikolaus’ Fall der in vielen Bereichen aktive
Güterregent der sog. Oberen Esterházy-Herrschaften, Ludwig Peter Rahier (gest.
1781), der die Ausbildung anfangs koordinierte, denn er wurde von der Großmutter
ausdrücklich als »guter Freund« 50 der Enkel Nikolaus und Anton bezeichnet, was
eine gewisse Nähe zu diesem Mitglied der Hofdienstfamilie zeigt. Ein persönliches,
gar herzliches Eigenleben der Familienmitglieder gegenüber ihren Nachkommen,
das jenseits der gesellschaftlichen Bestimmungen lag, ist hingegen auszuschließen.
Die fürstlichen Kinder wurden in das Korsett der konventionellen Erziehung ge-
presst, auf ihr Leben als Hochadlige vorbereitet und damit nach den Vorstellungen
der Zeit wie kleine Erwachsene behandelt. Bildungsziel war die Integration in die
höfische Gesellschaft51. Zum Kanon der Prinzenbildung gehörten demnach seit der
Frühen Neuzeit die Ausbildung in den Künsten und Wissenschaften (Arithmetik,
Geometrie, Kriegs- und Fortifikationswesen, Staats- und Verwaltungslehre), das
Erlernen der romanischen Sprachen und die Aneignung der adeligen Exerzitien,
wie Reiten, Fechten und Tanzen. Hierfür setzte man zunächst regionale Lehrer
ein52. Wie allgemein üblich, wurden die Prinzen von früh auf mit Französisch und
Deutsch, aber auch mit Ungarisch von »Leuth … unterschiedliche[r] Nationen und
Sprachen« im Hofstaat zur Mehrsprachigkeit erzogen und lernten damit neben
der Gesellschaftssprache die »Sprach reden, die Unterthanen zu verstehen und mit
ihnen zu reden«53, wie es die Instruktionen eines adeligen Standesverwandten all-
Mitglieder des fürstlichen Hauses Esterházy (v. l. n. r.):
Fürst Paul II. Anton, Fürst Nikolaus I., Fürst Anton
und seine Söhne Erbgraf Nikolaus und Graf Anton,
Gemälde, um 1785. Aus der wandfesten Ausstattung
der Kleinen Ahnengalerie im Palais Esterházy in
Wien.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur