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GEBOREN ZUM
PRESTIGEVERBRAUCH36 63 Nikolaus und Anton Esterházy an die Groß-
mutter Maria Elisabeth, Erlau, 7. März 1781, in :
MOL, FAE, P133, 1cs., a.
64 Vgl. EPA, GC Handbuch 1782, fol. 82, Fasz.
10, Rub.
12, Nr. 34 : »die Außlang, mit denen 2
Jungen Grafen Esterhazy von Ehrlau hierher«,
16. Oktober 1783.
65 Vgl. Schuldenzusammenstellung nach dem Tode,
1782, in : MOL, FAE, P108, Rep. 57, 361, DD.
Rechnungen zur Totenfeier bei den Schotten
und dem Begräbnis in der Eisenstädter Gruft bei
den Franziskanern, in : EPA, GC 1782, Fasz. 10,
Rub. 12, Nr. 8.
66 Fürst Nikolaus I. war am 13. Juli 1777 nachweis-
lich im Rahmen der Auftritte seiner Kapelle in
Schönbrunn vor Maria Theresia bei einer Tafel
bei Fürst Franz Joseph von Liechtenstein, dem
Brautvater, in dessen Stadtpalais (vgl. Wiener
Zeitung, Jg. 1777, Nr. 57, 16. Juli 1777).
67 Vgl. Diploma Augustissimi Romanorum Impe-
ratoris Josephi 2do Super extensioner Dignitatis
Principalis da omnes Descendentes Princips
Nicolai Eszterházy, 21. Juli 1783, in : MOL,
FAE, P108, Rep. 2/3, Fasz. G, 10.d, Nr. 123 et
G, H, J (Bestätigung Colloredo, 31. Juli 1783).
Dem kaiserl. Reichstaxamt wurden neben 24.000
Gulden hierfür 16.234,30 Gulden Kanzleitaxen
gezahlt (vgl. EPA, GC Handbuch 1783, fol. 81,
Fasz. 9, Rub.
13, Nr.
18, 28. Juli 1783). 1784
waren noch einmal 24.000 Gulden an die verei-
nigte Hofkanzlei fällig (vgl. EPA, GC Handbuch
1784, fol. 81, Fasz. 9, Rub. 11, Nr. 9, 26. April
1784).
68 Vgl. EPA, GC Handbuch 1783, fol. 78, Fasz. 8,
Rub. 12, Nr. 54, 12. August 1783.
worden zu sein : »Es geziemet sich nicht, daß wir uns selbst loben, aber sicher ist es,
daß wir dieser Wissenschaft nichts versäumten …, denn Sr. Excellenz der Bischoff
waren sehr damit zufrieden.«63 Erst im Oktober 1782 kehrten die Brüder aus Erlau
zurück64.
Sie hatten in dieser fortschrittlichen Bildungseinrichtung des bischöflichen On-
kels mit den naturwissenschaftlichen Lehrinhalten und aufklärerisch inspirierten
Lehrideen reiche Impulse und Wissen für die nächste Ausbildungsphase und die
sich schnell wandelnden Zeitumstände im Vorfeld der Französischen Revolution
sammeln können.
2.2 Heirat und Prinzenresidenz
Als Nikolaus und Anton nach erfolgreichem Abschluss in Erlau nach Eszterház,
in die Residenz des Großvaters, zurückkehrten, hatte sich dort einiges geändert.
Mitte des Jahres waren die Mutter der Kinder65 und deren Großtante, die Fürstin-
Witwe, verstorben. Auch der Ruhm des Großvaters, der im Februar 1782 aus Pa-
ris gekommen war, schien gegenüber dem international aufsteigenden Stern seines
Kapellmeisters zu verblassen. Denn Joseph Haydn feierte auf der internationalen
Bühne große Erfolge. Seine Kompositionen wurden in London und Paris, Berlin
und Madrid bejubelt. Könige sandten ihre Geschenke und bestellten Kompositio-
nen, das Verlagshaus Artaria in Wien ließ Haydns Konterfei unter den Heroen des
Vaterlandes gleich nach dem Kaiser drucken. Und während im Dezember 1782 mit
der Planung des (dann abgesagten) Besuchs von Russlands Großfürst Paul (1754–
1801) und Kaiser Josephs II. die große Festzeit in Eszterház endgültig vorüber war,
heiratete der zukünftige Majoratsherr Nikolaus fast unbemerkt von der Öffentlich-
keit Prinzessin Maria Hermenegilde Liechtenstein (1768–1845).
Durch Fürst Nikolaus I. arrangiert66, kam es damit am 15. September 1783 zur
ersten Einheiratung der Esterházy in die Familie der Fürsten Liechtenstein, die zu
den bedeutendsten und ranghöchsten in den deutschen Landen gehörte und mit
der die Esterházy im Wettbewerb um Güterbesitz, Kunstsammlungen und Glanz
standen. Doch noch gab es ein ständisches Problem. Zwar hatte Fürst Nikolaus I.
Esterházy 1764 in Frankfurt dem Onkel der Prinzessin, Fürst Joseph Wenzel
Liechtenstein, im Zeremoniell seine Gleichrangigkeit bewiesen, doch waren seine
Nachkommen titularisch »nur« Grafen, wie es die Primogeniturregelung des Ester-
házy-Reichsfürstenstandes vorsah, und damit den Liechtensteinprinzessinnen nicht
ebenbürtig. Um nun die Tochter des kürzlich verstorbenen Bruders von Joseph
Wenzel, des Fürsten Franz Joseph I. (1726–1781), heiraten zu können, bedurfte es
einer Adelsanhebung, wonach die Fürstenwürde auf alle Deszendenten Esterházy
ausgeweitet wurde. Im Juli 1783 stimmte daher Kaiser Joseph II. dieser Adelsver-
besserung – auch wegen der Esterházy-Beteiligung an seiner Krönung 1764 – zu
und erhob damit auch Nikolaus zum fürstlichen Prinzen67. Im August des gleichen
Jahres überwies Fürst Nikolaus I. der Mutter der Braut noch 17.000 Gulden zum
Kauf von Brautschmuck68, womit der Hochzeit mit Maria Hermenegilde, die zum
Zeitpunkt der Vermählung mit 14 Jahren noch minderjährig war, nichts mehr im
Wege stand. Die Zeremonie wurde nicht von großen Festlichkeiten begleitet, denn
die Brautmutter, Fürstinnenwitwe Leopoldine, geborene Sternberg (1733–1809),
war »leidend«. Deshalb musste die Vermählung in deren Zimmer des Liechtenstein- Läuferschild mit dem Allianzwappen von
Erbprinz Nikolaus Esterházy und Prinzessin Maria
Hermenegilde Liechtenstein, Silberschmiedearbeit
von Anton Carl Wipf (nachweisbar 1761–1816), Wiener
Beschau 1790. Esterházy Privatstiftung, Schloss
Eisenstadt, Monturdepot.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur