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PROBIEREN UND
SUCHEN100 179 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 4. Septem-
ber 1797, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 670.
180 Vgl. Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher,
17./18. August 1797, in : ÖNB, Han, Ser. 194,
S. 2v.
181 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 4. Sep-
tember 1797, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 670.
182 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 13. April
1798, in : ÖNB, Handschriften, Ser. 194, S.
31r f.
183 Vgl. Saurau 1798. Von Nikolaus Esterházy ist in
der Schrift allerdings nicht die Rede.
184 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 4. Ap-
ril 1799, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.
702.
185 Vgl. Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 1.
und 11. April 1799, in : ÖNB, Han, Ser. 195,
S. 15r, 17v.
186 Vgl. Strobl von Ravelsberg 1906, S.
211.
187 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 23. Ok-
tober 1799, in : ÖNB, Han, Ser. 195, S.
47v.
188 Briefe von Nikolaus II. an Hofkriegsrat Graf
Joseph Colloredo (1735–1818), vgl. MOL,
FAE, P108, Rep. 76, Fasz. XI.
189 So schrieb er Henriette Zielinska : »Du könntest
in mir keinen Minister sehen und doch befinde
ich mich in der Lage, es gewesen zu sein, und
– ist man an der guten Sache interessiert – ein
guter Minister« (Nikolaus II. an Henriette
Zielinska, 8. November 1799, in : MOL, FAE,
P134, E, Nr. 701).
190 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 1. De-
zember 1799, in : ÖNB, Han, Ser. 195, S. 54v.
werden. Deshalb wurde mit der Zeit sein Ton gereizter. So kritisierte er das Taktie-
ren der Erzherzöge und das Nichtstun des Kaisers und verfluchte die »verdammten
Mannöver«179. Als ihm bei einem Manöver der Insurrektion in Steinamanger 1797
klar wurde, dass hier nur vor Publikum Krieg gespielt wurde180, ohne tatsächlich in
die Kampfeshandlung einzugreifen, schrieb der ewig Ungeduldige seiner Mätresse,
dass er die Familien- und Wirtschaftsgeschäfte vernachlässige und wieder nach
Wien wolle181.
Politische oder militärtaktische Überlegungen spielten also für Nikolaus als
Militär eine untergeordnete Rolle. Der Dienst unter Waffen war für ihn lästige
Verpflichtung des Standes, die ihn von seinen Majoratsaufgaben abhielt. Daher
begrüßte er den Friedensschluss von Campo Formio im Oktober 1797 und die
Beruhigung der politischen Lage im erbländisch-französischen Verhältnis. Selbst
ein französischer Gesandter, Jean Baptiste Bernadotte (1764–1844), wurde in Wien
zugelassen.
Doch die Lage blieb angespannt, denn als Bernadotte am 13. April 1798 in sei-
ner Residenz, gleich neben dem Majoratspalais Esterházy, provokativ die Trikolore
hissen ließ, kam es zum Volksaufstand. Unter der Parole »Der Kaiser Franz soll
regieren und Franzosen alle krepieren« drangen die Bürger in Bernadottes Residenz
ein, wo sich der Botschafter in Lebensgefahr zu verschanzen versuchte. In diesem
Moment griff Fürst Nikolaus II. ein : »Kein Bitten, nichts konnt den guten Fürs-
ten abhalten zurik zubleiben. Als er ins Hauß [des Botschafters] kam, wirkte sein
zwecksmässiger Vortrag, seine gute Art, die Schmeicheleyen, welche er dem Volk
sagte, … daß das Volk von ihrer Wuth abließ … Indessen kam ein Reitpferd des
Fürstens, als er sich in weisser Generals Uniform auf selbes setzte, und die Leut um
Ruhe, und Abziehung bat, gingen sie haufweise aus dem Haus.«182 Nikolaus hatte,
selbstbewusst und mutig handelnd, die Sprache des tobenden Volks gefunden, da-
mit den sogenannten Bernadotte’schen Auflauf 183 entschärft und dem Botschafter
so das Leben gerettet.
Knapp ein Jahr später reiste der Fürst am 1. April 1799 dem russischen Groß-
fürsten Constantin (1779–1831) zur östlichen Landesgrenze entgegen, um diesen
nach allen Regeln der Diplomatie zu begrüßen und den Gesandten des Koalitions-
partners gegen Napoléon nach Wien zu begleiten184. Wie man es von ihm erwartete,
kam er im festlichen Zug mit dem Großfürsten und dem Herzog von Württemberg
in die Wiener Hofburg zurück185.
Auch als sich die Beziehung Wiens zu seinem russischen Bündnispartner ver-
schlechterte, wurde Nikolaus II. für eine diplomatische Mission mit den Russen
ausgewählt, denn er galt als Einziger, der dem hochmütigen General Alexander
Wassiljewitsch Suworow (1729–1800) die Stirn bieten konnte186. Dieser war auf
seinem erfolgreichen Kampf gegen Napoléons Truppen in Oberitalien auf Wunsch
Kaiser Franz’ II. über die Alpen zurückgezogen und hatte dadurch große Verluste
hinnehmen müssen. Fürst Nikolaus wurde daher im Oktober 1799 mit einem Pa-
ket Maria-Theresien-Orden ins russische Hauptquartier nach Augsburg entsandt187,
um Großfürst Constantin und Suworow von einem Austritt aus der Allianz mit
Wien durch Ehrengeschenke abzuhalten188. Nikolaus war zunächst stolz auf seine
Aufgabe, ließ enthusiastisch politische Ambitionen durchblicken189, doch blieb er
im Endeffekt erfolglos, da sich Russland – trotz der Orden – aus dem Zweiten
Koalitionskrieg zurückzog. Nikolaus gab den Erzherzögen die Schuld daran und
kehrte frustriert zurück nach Wien190, wo es über ihn hieß : »[T]he Prince has not
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur