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PROBIEREN UND
SUCHEN108 220 Vgl. Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher,
4.
August 1801, in : ÖNB, Han, Ser. 197, S. 12r.
221 Vgl. Nikolaus II. an Henriette Zielinska,
24. Juni 1801, in : MOL, FAE, P134, E,
Nr. 730.
222 Vgl. Inventarium von dem Hause auf der Land-
strassen, 23. Januar 1796, in : EPA, Prot. 5825.
223 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 24. Juni
1801, in : MOL, FAE, P134, E, Nr. 730.
224 Vgl. Stekl 1968, S.
389.
225 Vgl. Verzeichnis der mathematischen und optischen
Instrumente in der Bilder Gallerie in Wien, ver-
einbart mit jenen in dem physikal. Kabinett, in :
HAL, Hofkanzlei, Registerband 1794, Misz.
309.
226 Vgl. Angebot chalkographische Gesellschaft
Dessau an Aloys Liechtenstein, 1799, in :
HALW, Hofkanzlei, Registerband 1799, Misz.
12, 11. Januar 1799 ; Kauf der Sammlung Graf
Franz Anton Kolowrat-Liebsteinsky (1778–
1861) aus Prag 1792, in : Meusel 1805, S. 167.
dekadenz im Endeffekt selbst. Die junge Gemäldekollektion sollte denn auch das
Herzstück seiner Sammleraktivitäten werden und bedurfte intensiver Pflege und
Aufmerksamkeit.
7.4 Naturwissenschaften
Wie weit der standesbewusste und -repräsentative Sammelfleiß des Fürsten reichte,
belegte auch der – wenn auch langsam – beginnende Aufbau einer Kollektion von
technischen Geräten in dieser ersten Regierungsphase. So befand sich im fürst-
lichen Schreibkabinett im Südostturm des Eisenstädter Schlosses ein Fernrohr, mit
dem der Fürst bis zu Burg Forchtenstein sehen konnte220. Im Zimmer daneben ließ
er sich 1801 eine Camera Obscura einrichten221, und im Haus auf der Landstraße
stand eine »Electrisier Maschin samt Requisiten«222.
Seine im Zusammenhang mit der Camera Obscura geäußerte Freude, dass die
seinige größer und besser sei als die seines Schwagers Fürst Aloys I. Liechten-
stein223, bewies die Konkurrenz zum hochadeligen Standesgenossen in Wien, der
sich mit den qualitätsvollen Kunstsammlungen seiner Ahnen schmücken konnte.
Als Nikolaus II. noch eine fehlende Familiensammlung, die seit je fürstliche Bil-
dungsbeflissenheit und Stand repräsentierte, aufzubauen hatte, konnte sich Liech-
tenstein schon neuen Sammelgebieten, wie den Naturwissenschaften und der Tech-
nik, widmen. Diese waren um 1800 in Wien für adelige Kollektionen keineswegs
obligatorisch, sondern ein rein bürgerliches Phänomen224. – Der aufgeklärte Fürst
Aloys hatte sich 1794 in seinem Gartenpalais in der Rossau ein physikalisches Ka-
binett, ein Observatorium und eben die Camera Obscura einrichten lassen225, be-
saß ab spätestens 1799 eine große Gesteinssammlung226, womit er herausragende
Fortschrittlichkeit und Innovation in der Verbindung des Schönen und Nützlichen,
dem Credo der Aufklärung, bewies.
Nikolaus II. sollte ab 1803 diesem Vorbild seines eng vertrauten Schwagers
folgen. Es ging ihm um den Glanz und die Präsentation seiner noch jungen Re-
gierung, die sich in aufgeklärten Zeiten auch gern als bildsam und wissenschafts-
fleißig darstellen wollte, um während der Umbruchzeiten als Aristokrat seine Exis-
tenzberechtigung als innovativer Motor der adeligen Gesellschaft zu finden und
zu demonstrieren. Denn zu sehr war die europäische Adelswelt durch ihre üppige
und selbstverliebte Festkultur in Verruf geraten, die vordergründig schön, aber nie
gesellschaftlich nützlich war. Neben seine Kunstsammlungen, die zum Glanz des
Hauses beitrugen, setzte Nikolaus also eine naturwissenschaftliche Sammlung, die
den Nützlichkeitsforderungen der Aufklärung zu entsprechen versuchte. Neben
diesem Weltverbesserungsansatz war aber auch sicherlich seine schnell entflamm-
bare Neugierde und Begeisterung allem Innovativen gegenüber für die Erschlie-
ßung der Naturwissenschaften als Sammelgebiet maßgeblich.
8. Als regierender Souverän feierlich und ambitioniert
So wie die vielfältigen Sammlungen den Fürsten als Kenner, Förderer und Liebha-
ber der Künste und Wissenschaften auszeichnen sollten und damit überkommenes
Prunkgehabe mit nützlichem Fachwissen neu konnotierten, so blieb die Fest- und
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur