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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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PROBIEREN UND SUCHEN120 270 Vgl. Kalamár 2004, S.  114ff. 271 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, 21. Sep- tember 1802, in : MOL, FAE, P134, E, Nr.  767. 272 Starhembergs Tagebuch, Bd. II, 8. September 1802, in : OÖ LaA, Starhemberg Archiv, Sch. 34, zit. in : Thürheim 1889, S.  115. 273 Vgl. Pratl 2009, S.  154. 274 Arndt 1988, S.  235. 275 Rosenbaum, Karl Joseph : Tagebücher, 21. Mai 1798, in : ÖNB, Han, Ser. 194, S.  39v. Im Affekt hatte Fürst Nikolaus sogar seinen wichtigsten Vertrauten und Chef seiner Zentraldirektions- kanzlei, Johann Karner, entlassen und damit für allgemeines Entsetzen gesorgt. Die aus dem fürstlichen Sekretariat entstandene Zentraldi- rektionskanzlei sollte zwischen dem Fürsten und den Herrschaftsverwaltungen koordinieren. Verschaffelt war über eine Vielzahl gemeinsamer Bekannter aus Rom dem Fürsten empfohlen worden und schien für dessen Gartenprojekte die ideale Besetzung. Der Sohn eines Bildhauers war nämlich in der Zeit der Umgestaltung des Schwetzinger Gartens inmitten der Anlagen aufgewachsen, die für die deutsche Gartenkunst so mustergültig französischen mit englischem Garten verbanden. Nach seinem Stu- dium in Paris war Verschaffelt in Rom, wo er sich umfassend schulte und im Kreis um Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar, Kauffmann, Münster und Goe- the bewegte. Nach Verschaffelts anschließender Zeit als Baudirektor in München, wo er mit Friedrich Ludwig von Sckell den Englischen Garten plante, kam er 1801 nach Wien270 und Ende des Jahres 1802 endlich in die Dienste Nikolaus’. Ver- schaffelts Aufgabe war es nun, einen einheitlichen Plan zum Eisenstädter Garten zu entwickeln, während der Fürst schon auf gepackten Koffern saß, um noch Mitte Dezember nach Paris und London zu reisen, um sich vor Ort Inspirationen für seine hochfliegenden Sammlungs-, Bau- und Gartenträume zu holen. Vergessen schienen die Depressionen, stärker war die Vision von einer großen Umgestaltung des Gartens und auch der Schlossanlage Eisenstadts, die Nikolaus beflügelte. Kurz vor seiner Abreise wurde zum Namenstagsfest des Fürsten im Dezember 1802 die neue Anlage um die Orangerie im Wesentlichen vollendet und der Beginn der Arbeiten am Garten gefeiert : »Tout le monde est à la Campagne!«271, hatte Nikolaus zuvor ausgerufen, als er im September Fürst Anton (1771–1841) und Fürstin Grassalkovics, also Nikolaus’ Schwester Leopoldine (1776–1864), die Prin- zen Moritz (1775–1819) und Wenzel Liechtenstein (1767–1842), den englischen Botschafter Arthur Paget (1771–1840), Graf Andreas Razumofsky (1752–1836), Maximilian und Christoph Cavriani sowie Ludwig Starhemberg in Eisenstadt empfing. In der Bergkirche wurde als Festmesse Haydns letztes großes Kirchenwerk, die Harmoniemesse, uraufgeführt und das inzwischen berühmte Eisenstädter Na- menstagszeremoniell inszeniert. Starhemberg, seit Kurzem Botschafter in London, bemerkte, es gehe in Eisenstadt wieder »réellement comme St. James«272 zu. Doch der gerade wieder aufblühende alte königliche Glanz, der Pomp und die Pracht in Eisenstadt waren bereits von finanziellen Problemen durch die expan- dierende Hofhaltung und den immer wieder neue Ideen ausprobierenden, immer ungeduldigen, sprunghaften und selten strategisch planenden Fürsten Nikolaus überschattet. Im neunten Jahr der Majoratsherrschaft waren zahlreiche Projekte des Fürsten, z. B. für Bienenzucht und Honigproduktion, aber auch für den Umbau der Teichfische- reiwirtschaft als gescheitert anzusehen. Andere Unternehmungen, wie die Pferde- zucht im Gestüt in Ozora, und natürlich die ausschweifenden Feste waren sehr kostspielig. Schon 1798/1799 hatten daher die Kapitaldienste die Höhe der Ein- nahmen des Majorats erreicht273 und zwangen zum Sparen. Es hieß, der Fürst sei »flügelahm geworden und hat so mit seinen Reichtümern hausgehalten, daß er sich etwas einschränken und eine Zeitlang auf dem Lande oder auswärts leben muß, um seine Finanzen zu verbessern, denn in Wien selbst könnte er das nicht vor den Augen der Welt so zeigen und mit einem Male kleiner anfangen, als die Leute dies von ihm gewohnt waren.«274 Zwar hatte Nikolaus noch 1798 versucht, mit Entlas- sungen und Versetzungen effizientere und ökonomischere Abläufe in seiner Riesen- verwaltung zu schaffen, doch wurde dies vom Hauspersonal nur als weiterer »Be- weis von der Schwäche unseres Fürsten«275 bewertet. Nikolaus versuchte nun, sich
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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