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Der Fürst sammelt in Paris Inspirationen 129
19 Vgl. zum Gemälde der Leopoldine Grassalko-
vics : Grabner/Krapf 2006, Kat.-Nr. 68, S. 222
(hier fälschlich mit 1806 datiert) ; Starcky 2007,
Kat.-Nr. 187, S. 233f.
20 Reichardt 1804, S. 124f.
21 Le Musée français, Recueil complet des Tableaux,
Statues et Bas-Reliefs, qui composent la Collection
Nationale ; Avec l’explication des Sujets, et des
Discours historiques sur la Peinture, la Sculpture et
la Gravure, Paris 1803 (Esterházy Privatstiftung,
Schloss Eisenstadt, Fürstliche Bibliothek). ebenso bei der Kauffmann getan hatte –, sondern auch impulsgebende Maßstäbe
gesetzt, denn das Bildnis seiner Schwester war das früheste Porträt für einen nicht
französischen Kunden und ebnete Gerárds Karriere als europäischer Porträtist der
Elite den Weg19.
1.3 Sammlungen, Architekturen und Experten
Wichtigstes Kunstereignis dieser Tage war der Einzug der italienischen Meister an
der Seine. Die Eröffnung des Musée central d’Arts im Louvre, des späteren Musée
Napoléon, stand kurz bevor.
Bereits 1791 war beschlossen worden, mit den Beständen der ehemals könig-
lichen Sammlungen die Vielfalt der Kunst Europas in Paris der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Dies wurde nun unter Napoléon umgesetzt und die be-
stehenden Sammlungen durch seine in Italien erbeuteten Kunstwerke wesent-
lich erweitert. So waren kurz vor der Ankunft Nikolaus’ II. im Louvre die ersten
Räume eröffnet worden, wo man die aus dem vatikanischen Museo Pio Clementino
von französischen Truppen geraubten Antiken zeigte. Die Räume mit den Beute-
Bildern aus den Kirchen, Klöstern, Sammlungen und Galerien von Rom, Vene-
dig, Bologna, Neapel und Turin waren zwar erst im Aufbau, standen aber schon
im November 1802 dem allgemeinen Publikum offen. Es waren »unbeschreiblich
reiche Gallerien von Gemälden aus allen Schulen, und von Antiken«20, die in
den lichtdurchfluteten Räumen neu erstrahlten. Überall standen Bilderkisten, die
auf das Auspacken warteten. Auch ein mit der Galerie verbundenes Kabinett für
Zeichnungen war im Entstehen. Als im Februar 1803 Raffaels Transfiguration aus
den Vatikanischen Museen zum Glanzlicht der neuen Galerie wurde, war dies
auch eine museologische Sensation, denn das berühmte Bild wurde zusammen
mit Frühwerken Raffaels, seinen Zeichnungen und Gemälden seiner Schüler ge-
zeigt. Nikolaus muss die Sammlungen und sammlungstechnischen Innovationen
gesehen haben, und er erwarb in diesen Tagen den ersten Band der Publikation
des Musée Napoléon21, den er während seiner gesamten weiteren Reise mit sich
Links: Fürst Nikolaus II. Esterházy, Miniatur auf
Elfenbein von Joseph Lanzedelli (1774–1832), um 1804.
Wohl als Geschenk an Gräfin Henriette Zielinska.
Privatbesitz, Wien.
Rechts: Fürst Nikolaus II. Esterházy, Gemälde von
Joseph Lanzedelli (1774–1832), um 1804. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur