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GESTALTEN WIE EIN
KÖNIG130 22 Vgl. EPA, CD 1803/1327, 29. Mai 1803 und
1803/1365, o. D.; 3. Buch : CD 1803/1835,
1. August 1803. Das Heft 80 des Musée Français
erreichte im Januar 1813 die Bibliothek von
Nikolaus II.
23 Doch auch in Wien war Fischer kein Unbe-
kannter, denn an der Akademie als Kupferstecher
ausgebildet, 1793 zum kaiserlichen Kammerkup-
ferstecher ernannt, war er ab den 1790er-Jahren
im Umkreis des Fürsten Nikolaus präsent, da er
für Graf Eugen Wrbna, Gräfin Polignac, Graf
Rudolf Czernin, Fürstin Lubomirska, Graf
Lamberg-Sprinzenstein und vor allem für Graf
Moritz Fries arbeitete, an dessen künstlerischen
Abendgesellschaften er teilnahm (vgl. Duscha-
nek 1999).
24 »Die Grablegung des Heilandes, nach Schidone.
Für die große Ausgabe des Pariser-Museums.
Eine der besten Arbeiten des Künstlers« (Böckh
1824). Aber auch für die Publikation des Verlags
Pierre Didot stach Fischer dieser Tage nach
François-Pascal-Simon Gérards Szenen aus den
Stücken Jean Racines, Paris 1801.
25 Fischer an Nikolaus II., 10. Juli 1812, in : ehem.
EPA, CD 1812/3018, zit. in : Meller 1915,
Quellenteil : Nr. 325. Ob Fischer in Paris auch
Gemälde an den Fürsten vermittelte, ist unge-
wiss. Angeblich veranlasste Fischer in dessen
Auftrag den Erwerb einer Kopie des Sterbenden
Germanicus von Poussin, die Nikolaus »für eine
große Summe Geldes« kaufte. Später kam der
Verdacht auf, dass »bey dieser Gelegenheit der
Malereyhändler gegen den Unterhändler nicht
undankbar gewesen sey« (Meusel 1804–1808,
Bd. 1, drittes Stück, S.
16), obwohl Fischer selbst
die Poussin-Kopie in Paris gekauft hatte und
diese erst 1805 vom Fürsten erworben wurde
(siehe ehem. EPA, CD 1806/3021, 3022, zit. in :
Meller 1915, Quellenteil : Nr. 134).
führte. Ein zweites Exemplar sandte er im Mai 1803 in die Esterházy-Bibliothek
in Wien22, um seine Wiener Mitarbeiter sofort mit dem Sensationsmuseum ver-
traut zu machen. Herausgeber der Reihe des Musée français und Oberbevollmäch-
tigter der Sammlungen war Domenique Vivant Denon (1747–1825), der mit der
Arrangierung der Antiken und Beutegemälde im Louvre beschäftigt war und unter
anderem den etablierten Kupferstecher Joseph Fischer (1769–1822) aus Wien23
für die Abbildungen seines Museumswerks beschäftigte24. Spontan bot der Fürst
diesem Landsmann die Stelle eines fürstlichen Sammlungsleiters an und warb Fi-
scher, der nach eigenen Worten »ruhig und unbefangen … in Paris die Bahn der
Kunst«25 wandelte, nach Wien ab.
Neben den wiederbelebten Orten der Macht, den Beutekunstsammlungen Na-
poléons und einem qualifizierten Sammlungsdirektor fand Nikolaus in der Seine-
Metropole auch zahlreiche Inspirationen für seine Bauideen in Eisenstadt. Dabei lag
sein Augenmerk vor allem auf den Entwicklungen in Architektur und Innenraum- »Fischer. Seiner k. k. May. Kammer Kupferstecher«,
Radierung von Joseph Fischer (1769–1822), 1797.
Museum der Schönen Künste, Budapest, Grafische
Sammlung (vormals Sammlung Esterházy).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur