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Der Fürst gründet einen Musenhof 179
154 Sammlungskonzept von Nikolaus II. und Joseph
Fischer für die Kupferstichsammlung, 23. De-
zember 1803, ehem. in : EPA, CD 1803/3806,
zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr.
74.
155 Vgl. ehem. EPA, CD 1803/3130, 3641, 3904
und 1804/1933, 3153, zit. in : Meller 1915,
Quellenteil : Nr. 69, 71, 73, 78, 83. Auch war
Klein, ebenso wie seine Sammlung, von Ken-
nern hochgelobt, so von dem wichtigen Be-
schreiber Eszterház’, Gottfried von Rothenstein,
oder von Maximilian von Verschaffelt, der Klein
aus dem gemeinsamen Dienst für Kurfürst
Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach kannte. Die
Sammlung von 23.000 Blatt gelangte 1892 in
die Kunsthalle Mannheim (vgl. Sölter 2007).
1817 werden allerdings »zur Komplettierung
der Kleinischen Kupferstichwerke« vier Sti-
che für Esterházy erworben (vgl. EPA, CD
1817/1559, 21. August 1817), was darauf hin-
weist, dass zumindest Teile der Klein-Samm-
lung von Nikolaus erworben wurden.
156 Vgl. Achilles-Syndram 1995. lung von Nikolaus II. Dessen besondere Kennerschaft bzw. die seiner Mitarbeiter
zeigte sich beim damals festgelegten Umgang mit Doubletten, wonach nur ganz
exakte Abdrücke als Doubletten galten. Jede auch noch so kleine Veränderung im
Blatt führte dazu, dieses als neues Kunstwerk aufzunehmen, »denn solche kleine
Unterscheidungen vergrössern oft den Werth des Abdruckes … und beide sind
dann für eine Sammlung interessant«154, wie die Sammlungsinstruktion festhielt.
Da der Verkauf der Kolowrat-Sammlung an Esterházy in der Staats- und gelehr-
ten Zeitung des Hamburgischen Correspondenten deutschlandweit publiziert wurde,
bot auch der Mannheimer Kunstgelehrte Anton von Klein (1746–1811) seine
12.000 Blatt starke Druckgrafiksammlung, die auch 500 Handzeichnungen um-
fasste, Fürst Nikolaus zum Kauf an. Und obwohl die Klein-Sammlung vorbildhaft
eine Systematik der kunstgeschichtlichen Entwicklung der europäischen Schulen
abzubilden vermochte, entschied sich Nikolaus nach langem Hin und Her 1804
gegen den Kauf der kompletten Sammlung155, denn es bot sich eine bessere Ge-
legenheit, qualitativ hochwertige deutsche Zeichnungen zu erwerben. Von Joseph
Fischer über den Kunsthändler Frauenholz abgewickelt, wurde nämlich im selben
Jahr die historische Sammlung von Zeichnungen des Nürnberger Kaufmanns Pau-
lus II. Praun (1548–1616) für das fürstliche Kupferstichkabinett156 erworben. Die
damals nördlich der Alpen sicherlich größte Kollektion von Renaissance-Zeich-
nungen bereicherte die Esterházy-Sammlung um einen ihrer bedeutendsten Teile.
So kamen Ende 1804 mehr als 400 Blätter, vor allem deutsche Meister um Albrecht
Hirschjagd, Federzeichnung von Augustin
Hirschvogel (1503–1553), 1530/36. Museum der
Schönen Künste, Budapest, Grafische Sammlung
(vormals Sammlung Praun, dann Esterházy).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur