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Der Fürst wird in seinem Stand erhöht 213
298 Stekl 1973 reiht daher die Esterházy nicht unter
die introduzierten Fürstenhäuser. Tobler 2003
betont, dass Esterházy die Effektuierung der
Virilstimme fehlte.
299 Die reichsunmittelbare gefürstete Grafschaft
Edelstetten wurde 1806 im Rahmen der
Mediatisierung unter königlich-bayerische
Landeshoheit gestellt und wurde bayerisches
Landsassengut. Nikolaus II. wurde demnach als
Besitzer der mediatisierten Herrschaft bayeri-
scher Standesherr (vgl. Tobler 2003, S. 74f).
300 »Die Ungeduld die mich verzehrt, trägt zu
meinem Unwohl bei« (Nikolaus II. an Henriette
Zielinska, 18. Oktober 1805, in : MOL, FAE,
P134, E, Nr. 789). deutsche Kaiserwürde nieder und erklärte das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation für beendet.
Damit einhergehend wurde auch der Immerwährende Reichstag aufgelöst, an
dem Nikolaus II. Esterházy als gefürsteter Graf von Edelstetten nie hatte teilneh-
men können und auf dem er daher nicht introduziert wurde. Seine Stimme im
Reichstag verdankte der Fürst auch gleichzeitig seiner Demontage, denn die letzte
Sitzung des Gremiums hatte mit dem Reichsdeputationshauptschluss geendet und
damit das Freiwerden seiner Edelstetten-Stimme, aber auch das Ende des Reiches
herbeigeführt. Napoléon hatte das Esterházy-Fürstentum erst möglich und gleich-
zeitig zur titularischen Farce gemacht298. Der Kaiser der Franzosen zwang nicht nur
das Deutsche Reich in seine Auflösung, sondern wollte auch die Vormachtstellung
der deutschen Staaten in Europa zugunsten Frankreichs beenden. Denn er wollte
nicht nur als militärischer, sondern auch politischer Sieger aus den Kriegen zu Be-
ginn des 19. Jahrhunderts hervorgehen299.
6.2 Die zweite Standeserhöhung : König von Ungarn
Schon während der für den Dritten Koalitionskrieg entscheidenden Schlacht bei
Ulm (16. bis 19. Oktober 1805), die Napoléons Truppen gewonnen hatten, ahnte
Fürst Nikolaus heraufziehende politische Probleme ungeahnten Ausmaßes, wenn
auch nicht den Untergang des Reiches. Von den Bänken des zu diesem Zeitpunkt
tagenden Ungarischen Reichstages in Pressburg urteilte der Fürst in seinen pri-
vaten Briefen scharf über die untätige Politik : Es fresse ihn die Ungeduld, der
Ärger über »de terribles cadades« der Angsthasen von Erzherzögen auf. Kritisch
blickte er am 18. Oktober 1805 auf die sog. Heldentaten des Heeres, dessen mi-
litärische Geschwindigkeit ihm – wie allerdings alles im Leben – zu langsam
war : »L’impatience qui me travaille contribue à mon indisposition.«300 Bereits am
nächsten Tag war die Schlacht gegen Napoléon verloren, dessen Truppen sich nun
Kaiserliche Truppen, Radierung von Joseph Fischer
(1769–1822), 1809. Museum der Schönen Künste,
Budapest, Grafische Sammlung (vormals Sammlung
Esterházy).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur