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GESTALTEN WIE EIN
KÖNIG230 378 Textheft : Cendrillon. Zauber-Oper in 3 Aufz.
Nach dem Franz. von Heinrich Schmidt. Musik ist
von Nicolo Isouard, Eisenstadt 1810. Ein Exem-
plar in ÖNB, Wien.
379 Cherubini war im Juni 1805 erstmals in Wien,
stand dann im Gefolge Napoléons, und kom-
ponierte für die Wiener Theater seine Oper
Faniska, die am 25. Februar 1806 im Kärntner-
Tor-Theater uraufgeführt wurde. Tags darauf
war er bei Haydn, dem er versehentlich 1805 ein
Requiem geschrieben hatte, da er dachte, Haydn
sei gestorben (vgl. Geiringer 1959, S. 147). Zum
Verhältnis Nikolaus’ zu Cherubini vgl. Vortrags-
manuskript : »nous sommes donc l’un à l’autre« :
Cherubinis Kirchenkompositionen für Nikolaus II.
Esterházy und die gescheiterten Verhandlungen
um die Nachfolge Haydns, in : Internationales
Symposion »Cherubini : vielzitiert – bewun-
dert – unbekannt«. Gemeinsames Institut für
Musikwissenschaft der Hochschule für Musik
Franz Liszt Weimar und der Friedrich-Schiller-
Universität Jena, Weimar 25.–27. November
2010 (unpubliziert).
380 Vgl. Nikolaus II. an Luigi Cherubini, Paris,
1.
Juli 1810, ehem. in : Preußischer Kultur besitz,
Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriften,
9. September 1810 die Oper aufgeführt haben wollte. Konzertmeister Johann Ne-
pomuk Hummel und Theaterdirektor Heinrich Schmidt mussten in großer Eile
übersetzen, einrichten, Kleider und Requisiten fertigen und proben lassen378.
Neben Isouard traf Fürst Nikolaus in Paris auch den Komponisten Luigi Che-
rubini (1760–1842), der ein Bewunderer Joseph Haydns war379. Den Druck der
Cant sur la mort de Joseph Haydn widmete er Nikolaus, der sich am 1. Juli bei Che-
rubini mit Brief und goldener Tabakdose mit Diamanten bedankte380. Auch die
im Juli 1810 vollendete Litani della Vergine entstand für den Fürsten, dem Che-
rubini während dessen Paris-Aufenthalt große Aufmerksamkeit schenkte. – Che-
rubinis Werke fanden im Paris unter Napoléons Herrschaft indes wenig Anklang,
da sie zu streng, vornehm und zu wenig populär waren. In Wien hingegen galt
er als einer der größten lebenden Tonkünstler. Fürst Nikolaus war vom Werk des
Italieners und seiner Popularität derart eingenommen, dass er ihm die Stelle des
Kapellmeisters an seinem Musenhof anbot, nachdem Haydn ja 1809 gestorben
war381. Mit Cherubini wollte sich Nikolaus gleichzeitig des eigensinnigen Hum-
mels entledigen, dem er seit einiger Zeit mit Missachtung begegnete382. Cheru-
bini war von der Freizügigkeit des Fürsten angetan, der auf die schnelle Übersied-
»Plan des ganzen für Treibery gehörigen Terrains im Eisenstädter Hofgarten«, kolorierte Federzeichnung von
Jakob Rauschenfeld von Steinberg (1779–1841), 1810/11. Ungarisches Nationalarchiv, Budapest, Familienarchiv
Esterházy, Plansammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur