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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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Der Fürst schöpft neue Hoffnung 237 433 Vgl. Duchesne 1834, S.  123 ; Paoli 1865, S.  216. In der Liechtenstein-Galerie gab es auch keine Beschriftungen (vgl. Jäck 1822, S.  202), der gedruckte Katalog war über 50 Jahre alt und wurde erst 1873 erneuert. 434 Fischer 1812, S.  4. Auch die vorigen Zitate daraus. 435 Vgl. Duschanek 1999, S.  261. tische Hängung und ein aktueller Katalog fehlten allerdings in der Liechtenstein- Galerie, was Zeitgenossen heftig kritisierten433. Innovativ war auch der von Fischer erstellte Besucherkatalog, der in bis heute modern erscheinenden Kurztexten die wichtigsten Daten zum Bild versammelte und eine Programmschrift dieser ersten öffentlichen Esterházy-Galerie war. Fischer enthielt sich in seiner Hängung und den Bildtexten eines Werturteils über die Qua- lität des Ausgestellten. Schulen wurden aus den historischen und kunsthistorischen Zusammenhängen gebildet, nicht aus bloßen Geschmacksgründen. So könne sich der Kenner, Künstler und Kunstfreund, für den die Galerie und der Katalog ge- macht seien, wie das Vorwort dezidiert festhält, selbst ein Urteil bilden. Die Galerie sei nach dem »Waffengetöse« der letzten Jahre und den Nöten der Zeit ein neuer Zufluchtsort der Musen, an dem sein Begründer und Sammler, Fürst Nikolaus, ver- sucht habe, die über Europa verstreuten Bilder endlich an einem Standort als Gale- rie zu vereinen. Aufgrund der Größe der Sammlung könne die Laxenburger Galerie den Anspruch auf Vollständigkeit der wichtigsten historischen europäischen Schu- len der Malerei erheben und so zur Bildsamkeit für das Publikum dienen. Dahinter stecke ein »liberaler Endzweck« des Fürsten und natürlich seine »Liebe zu den schönen Künsten«, die Fischer pries. Dieses moderne Konzept der Präsentation und Vermittlung der neuen Esterházy- Galerie atmete den Geist der Museumskonzeptionen von Aloys Hirt, der ja 1795 Fürst Nikolaus II. in Rom geführt hatte und danach seine Vorstellungen für das zu gründende königliche Museum in Berlin so epochebildend vertreten hatte. Sein idealistisches Konzept eines akademischen Museums zur Bildung des Geschma- ckes dürften Nikolaus II. und vor allem seinem Galeriedirektor bekannt gewesen und also nachahmenswert erschienen sein. Hirt war inspiriert von der Hängung im Wiener Belvedere, die Nikolaus kannte. Dessen Galeriedirektor Fischer war mit dem Direktor des Louvre persönlich eng verbunden. Damit war der Fürst direkt mit dem Wandel der fürstlichen Sammlungen, die Bilder nicht selten als bloßen Wandschmuck sahen, hin zu geschmacksbildsamen und akademischen Bürger- und Nationalmuseen um 1800 vertraut. Fürst Nikolaus lieferte mit seiner Laxenburger Galerie ab 1811 eine Adelssammlung auf der Höhe der Zeit, die neue museologi- sche Ideen kultivierte, welche aus der Anschauung des Klassizismus und der Anti- kenbegeisterung Roms erwachsen waren. Entsprechend folgten auch die gezeigten Bilder dem durch den Fürsten und seine Berater in Rom gefestigten klassischen Geschmack, der sich an Mengs und Winckelmann orientierte. Der Kenner, »des- sen geübtes Auge die schöne Fantasie der Erfindung und die treue Nachbildung der Natur zu erkennen vermag«434, so Fischer, sollte nicht mit dem malerischen Barock und seiner luftigen und effektheischerischen, sehr freien Darstellung der Naturwirklichkeit konfrontiert werden. Auch das aufkommende Biedermeier hatte keine Bedeutung für die Galerie Nikolaus’. Damit war ihr Bilderbestand selbst praktisches Lehrgebäude in Schulengliederung, zeigte an der Natur orientierte Werke und unterschied im Publikumskatalog die Kategorienbegriffe Zeichnung und Kolorit, die Mengs Ende des 18. Jahrhunderts geprägt hatte435. – Die Erfah- rungen und Geschmacksprägungen der Italienreise und seines Engagements für die Winckelmann-Mengs’sche Lehre 1795 waren also für Nikolaus’ Galerie auch noch in den sechzehn darauf folgenden Jahren bestimmend, in denen die Sammlung zusammengetragen wurde. Sie war die jüngste aristokratische und neben der des Fürsten Liechtenstein die bedeutendste Privatsammlung Wiens.
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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