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Der Fürst ist krisengeschüttelt 243
461 Abschaffung der Mätresse des Fürsten, in :
ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/1262/e/11
(30. Juli 1811).
462 Vgl. Abschaffung der Mätresse des Fürsten, in :
ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/1262/e/11
(17. August 1811).
463 Überlegungen zur Personalstandsreduktion :
EPA, CD 1811/5788, 23. November 1811, die
jedoch erst im Sommer 1812 umgesetzt werden.
464 EPA, CD 1811/4195, 4219, 4254, August 1811.
Vgl. zur Giustiniani-Sammlung ehem. EPA,
CD 1811/4457, 8. April 1811, zit. in : Meller
1815, Quellenteil : Nr. 280.
465 Der Institutsdirektor befasste sich 1812 an-
scheinend nur noch mit Artilleriezeichnungen
(vgl. EPA, CD 1812/16, 791).
466 Vgl. Entlassung aus Esterházy-Diensten, in :
ÖStA, AVA, Polizeihofstelle, 1811/1262/o/8.
467 Vgl. Absage der Stelle an seine Gattin, Cecil
Cherubini, in : EPA, CD Handbuch 1811/6377,
30. Dezember 1811. 1811 nach Schloss Laxenburg, wo sie ihn zur Rede stellen wollte. Doch Nikolaus
ließ sich entschuldigen, da die Plaideux krank war und er »in diesem Zustand sich
von ihr nicht trennen konnte«461. Daraufhin kam die Kaiserin am Folgetag selbst
nach Eisenstadt und bewog Nikolaus zum Einlenken – dies wohl auch wegen des
gleichzeitigen Öffentlichwerdens des drohenden Kollapses der fürstlichen Finan-
zen. Es wurde vereinbart, dass Fürst Nikolaus II. mit der Plaideux nach Paris reisen
sollte, wo Letzterer die Wiedereinreise nach Österreich versagt werden sollte. Der
Fürst hingegen würde sich nach Italien begeben, um für seinen großen Hofstaat
»eine Sparsame Oekonomie auf dass Schlimmste herzustellen«462. Es wurde ge-
plant, den Verwaltungsapparat drastisch zu verkleinern, Sänger und Kapellmusi-
ker zu entlassen463. Die Kunstsammlungen lehnten alle Kaufangebote kategorisch
ab ; auch bei der damals angebotenen berühmten Giustiniani-Sammlung aus Rom
hieß es daher : »… bei gegenwärtigen Zeitumständen kann kein Gebrauch gemacht
werden.«464 Die Kupferstecherschule und das Eisenstädter Forstinstitut wurden de
facto aufgelöst465. Nikolaus vergraulte Hummel sein Amt, bis dieser kündigte466,
Cherubini sagte man die angebotene Stelle in Eisenstadt ab467.
Der Druck des Kaisers und der Kaiserin, der Polizeihofstelle und der Öffentlich-
keit hatten Nikolaus II. jäh aus seinen Höhenflügen in Lebens- und Repräsentati-
onsstil, den Ausgaben für Kunst und Sammlungen gerissen. Mit seinem selbstbe-
wussten Auftreten und Opponieren gegen den Kaiser und König hatte er 1811 das
Vertrauen seines Souveräns verspielt. Eine Kampagne der Polizeihofstelle stellte
Gartenpalais Sternberg-Liechtenstein-Esterházy
in Hütteldorf, Aquarell, um 1820. Esterházy
Privatstiftung, Schloss Eisenstadt, Grafische
Sammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur